Am 15. März 2020 finden in Bayern die Kommunalwahlen statt. In 71 Landkreisen und 2056 Städten, Märkten und Gemeinden werden die Kreistage, Stadt-, Markt- und Gemeinderäte für sechs Jahre neu gewählt. Auch die meisten Landräte, Oberbürgermeister und Ersten Bürgermeister stehen zur Wahl – so auch in Nördlingen, wo ein Nachfolger für Hermann Faul (PWG) gesucht wird.
Die Stadträtin Rita Ortler von der SPD würde diesen Posten gerne besetzen und kündigte bereits beim Internationalen Frauentag am 8. März ihre Kandidatur an. Am Donnerstag, 11. Juli, erfolgte nun die offizielle Nominierung durch die SPD Nördlingen. Circa 100 Gäste, davon 26 stimmberechtigte Parteimitglieder, kamen dafür zu einem launigen Abend im Restaurant Schlössle zusammen. Für musikalisch hochklassige Untermalung sorgte Michael Burger am Akkordeon.
Über das große öffentliche Interesse freute sich neben der Kandidatin der Vorsitzende der Nördlinger SPD, Thomas Stowasser. Er begrüßte, dass die SPD Nördlingen nun erstmals in ihrer Geschichte eine Frau als OB-Kandidatin aufstelle, auch wenn das Geschlecht bei der Auswahl der Kandidatin keine Rolle gespielt habe. Ortler sei die richtige für den Job, weil sie durchsetzungsstark sei, die Menschen immer in die Politik mit einbeziehe, über kommunalpolitische Erfahrung verfüge und dennoch stets bereit sei, neue Wege zu gehen.
„Die Zeit ist reif, wenn nicht überfällig, für eine Sozialdemokratin!“, meinte die Augsburger Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr, die an diesem Abend an ihren Geburtsort Nördlingen zurückkehrte. Rita Ortler sei in Nördlingen gut vernetzt, kann Menschen verbinden und mitreißen. Bahr: „Ich möchte hautnah miterleben, wie die erste Frau hier Bürgermeisterin wird!“
„Ortler, wir ham g‘wonna!“
Ermutigende Worte bekam Rita Ortler auch von Christel Schwalber, der Enkelin des ersten und bisher einzigen SPD-Oberbürgermeisters von Nördlingen, Johannes Weinberger (1948 bis 1964). Dieser musste sich 1958 im Wahlkampf mit seinem späteren Nachfolger Hermann Keßler messen – trotz schlechter Prognosen konnte der wichtigste Wahlhelfer ihres Großvaters am Wahlabend verkünden: „Weinberger, wir ham g‘wonna!“ Genauso wünsche Schwalber sich das nun auch für Rita Ortler.
Die Kandidatin selbst dankte den Gästen für ihr zahlreiches Erscheinen und das Interesse, dass sie als Wertschätzung für Sie und ihr Vorhaben auffasse. Besonders dankte Ortler aber ihrer Familie, die sie so sehr unterstütze.
Es folgte ein kurzer Lebenslauf: Die 57-jährige Rita Ortler, geboren in Ostendorf bei Meitingen, ist gelernte Chemielaborantin und lebt seit 1989 in Nördlingen. Nach dem Erwerb ihres Chemiediploms führte sie sechs Jahre lang ein Labor in einem milchwirtschaftlichen Betrieb, zog sich aber mit der Geburt ihres zweiten Kindes aus dem Berufsleben zurück. Seit 1995 arbeitet Ortler als Gesangslehrerin und gibt gemeinsam mit ihrem Mann Klaus Konzerte, ehrenamtlich ist sie Teil der Vorstandschaft „St. Vinzenz“, war gut fünf Jahre Vorsitzende des Verein Alt Nördlingen und ist im kath. deutschen Frauenbund aktiv. Schon früh sei sie politisch interessiert gewesen und habe sich z.B. gegen Atomkraftwerke eingesetzt, mit dem Umzug nach Nördlingen wurde sie endgültig politisch aktiv. Die SPD habe immer schon die Themen vertreten, die ihr wichtig sind, von 2004 bis 2012 leitete sie den Nördlinger Ortsverein. Seit 2008 sitzt Ortler im Nördlinger Stadtrat, seit 2014 als Fraktionssprecherin. Ebenfalls seit 2014 ist sie Mitglied im Kreistag und abgesandt in die Gesellschafterversammlung des TCW und in die Verbandsversammlung der Sparkasse Nördlingen.
Als sie von ihren Vorstandskollegen der Nördlinger SPD gefragt wurde, ob sie sich die OB-Kandidatur vorstellen könne, war das „ein ergreifendes Erlebnis für mich.“ Das bedeute für sie selbst, dass sie nach dem 15. März eventuell Oberbürgermeisterin sein könne – „Willst du das, kannst du das?“, fragte sie sich selbst. Schließlich sei es in so einer Position nicht immer einfach. Die großartigen Gestaltungsmöglichkeiten dieses Amtes hätten sie jedoch dazu bewegt, die Kandidatur zu wagen – aus Liebe zu Nördlingen.
Voller Einsatz für die Stadt
Programmatisch will Ortler in einer schnelllebigen Zeit klare Positionen beziehen. Nördlingen sei wunderschön, aber: „Es gibt nichts, das man nicht noch verbessern könnte.“ Sie wolle keine überzogenen Versprechungen zur Zukunft der Stadt machen, aber eines versprach sie doch: sich mit ganzer Kraft einzubringen und allen Chancen, für Nördlingen etwas zu erreichen, hinterher zu rennen. Schwerpunkte sind für Ortler die Schaffung bezahlbaren Wohnraums und die Verbesserung der Verkehrssituation. Bei sämtlichen Überlegungen gelte für sie aber der Grundsatz, die drei Säulen soziale Gerechtigkeit, Wirtschaft und Umweltschutz gleichberechtigt zu behandeln. Die Gäste am Donnerstag waren überzeugt, dass Rita Ortler die Chance dazu als Nördlinger Oberbürgermeisterin erhalten sollte.