Bild: Thomas Oesterer
Die Stadt Rain möchte den Ausbau des Glasfaser-Netzes weiter vorantreiben. Unklar ist dabei allerdings noch, ob die Stadtverwaltung den Auftrag an ein externes Unternehmen vergibt oder selbst tätig wird.

Bereits seit mehreren Jahren arbeitet die Stadt Rain am Breitbandausbau mit Glasfaser im Stadtgebiet und den Stadtteilen. So wurden 2016 und 2019 bereits erfolgreich Fördermittel in einer Gesamthöhe von rund 1.500.000 Euro beantragt und zusammen mit einem Eigenanteil der Stadt Rain in Höhe von 480.456 Euro ein erster Ausbau vorgenommen. Im Zuge einer erneuten Markterkundung wurde jetzt festgestellt, dass in Rain aktuell noch 1299 förderfähige Adressen bestehen würden, die noch nicht mit Glasfaser versorgt sind. Eine Tatsache, die die Stadt Rain schnellstmöglich ändern möchte.

 

Eigenanteil bis zu 1,5 Millionen Euro

In diesem Zuge wurde Winfried Kopperschmidt, IK-T (Innovative Kommunikations-Technologien) damit beauftragt, dem Ausschuss für Stadtplanung und Stadtentwicklung eine erste Kostenschätzung zu erstellen. Er hatte die Stadt Rain bereits in den vergangenen Jahren Förderverfahren begleitet. Demnach würden auf die Stadt Rain wohl Gesamtkosten in Höhe von rund 10 Millionen Euro zukommen, wovon bis zu 90 Prozent durch eine kombinierte Förderung durch das bayerische als auch das bundesweite Gigabitförderverfahren abgedeckt würden. "Für die Stadt Rain entstehen so auf alle Fälle Selbstkosten in Höhe von einer bis 1,5 Millionen Euro", so Kopperschmidt. Ein weiterer Nachteil: Die Erfahrung der letzten Jahre habe gezeigt, dass die Förderverfahren sehr aufwendig und zeitintensiv seien, was im Umkehrschluss bedeutet: Mit einer Fertigstellung vor 2026 ist keinesfalls zu rechnen.

UGG: Keine Kosten für die Stadt und schnellere Umsetzung

Anders gelagert ist die Situation bei UGG (Unsere Grüne Glasfaser). Das Joint Venture, das 2020 von der Telefonica Gruppe und der Allianz gegründet wurde, stellte ihren Ansatz und die Idee hinter dem Unternehmen ebenfalls während der Ausschusssitzung vor. Demnach wolle das Unternehmen deutschlandweit bis 2026 5 Mrd. Euro in den Glasfaserausbau in Deutschland stecken und damit rund 2,2 Millionen Haushalte - besonders im ländlichen Raum - erschließen, erklärte Frank Blum, Ansprechpartner für UGG in Bayern. Dabei ist das Konzept des Unternehmens sehr simpel. UGG sorgt komplett eigenwirtschaftlich für den Ausbau des Glasfasernetzes - für die Stadt Rain entstehen so keine eigenen Kosten. "Im Vorfeld schließen wir Verträge mit entsprechenden Netzbetreibern ab und die Bürger*innen können aus diesen frei und zu den handelsüblichen Tarifen wählen. Es entstehen also keine Mehrkosten für den Konsumenten. Lediglich die Netzbetreiber zahlen bei uns eine Durchleitungsgebühr. Mit dieser wird der Ausbau langfristig refinanziert", so Blum. Ein weiterer Vorteil: UGG verspricht vergleichsweise kurze Bauzeiten. "Aufgrund von vorhandenen Baukapazitäten, der abgestimmten Grobplanung im Vorfeld und der langjährigen Erfahrung der Telefonica, kann das Projekt üblicherweise innerhalb von 10 bis 18 Monaten abgeschlossen werden, so Blum. UGG kann zum aktuellen Planungsstand jedoch nicht versprechen, dass wirklich alle möglichen Grundstücke angeschlossen werden.

Möglichst alle Grundstücke mit Glasfaser versorgen

Grund genug für Kritik seitens der Ratsmitglieder. So erklärte Martin Strobel (WVRST): "Wir wollen nicht nahezu alle Grundstücke in Rain und seinen Stadtteilen mit Glasfaser versorgen (Anm. d. R.: Das Versprechen der UGG ), sondern möglichst alle. Außerdem wäre es von Vorteil, sich vor einer Entscheidung für oder gegen das Modell noch weiter in das Thema einarbeiten zu können, um mögliche Nachfragen durch Bürger*innen beantworten zu können." Ansonsten sehe er die Ausführungen von UGG durchaus positiv und als eine gute Alternative für die Stadt Rain", so Strobel weiter. Ähnlich bewertete Bürgermeister Karl Rehm die Präsentation. "Das klingt alles sehr verlockend und es ist nur schwer, ein Haar in der Suppe zu finden", erklärte das Stadtoberhaupt. Trotzdem könne er sich nur schwer vorstellen, dass tatsächlich bereits innerhalb von zwei Jahren ein das komplette Glasfasernetz verlegt sei.

Entscheidung frühestens im Oktober

Auch aufgrund der neuen Tatsachen wurde einstimmig beschlossen, dass das geplante Markterkundungsverfahren für die weiteren Ausbaugebiete zunächst ausgesetzt und das Thema zur weiteren Diskussion in eine Stadtratssitzung gegeben wird. Mit einer Entscheidung über das weitere Vorgehen ist auch aufgrund der Sitzungspause im Sommer frühestens Ende Oktober zu rechnen. Außerdem wolle man sich in der Zwischenzeit auch über weitere Anbieter und deren Angebote informieren, erklärte Harald Reinelt, Leiter der Sachbereiche Stadtplanung und Stadtentwicklung.