Mit Fachbeiträge trugen die Gesundheitspolitikerin Heike Engelhardt, MdB, sowie die Gesundheitssoziologin Priv. Doz. Dr. Anna Maria Dieplinger zum fundierten Austausch bei. Auf dem Weg zur gesellschaftlichen Gleichstellung von Frau und Mann nimmt das Thema Gesundheit einen relevanten Stellenwert ein. Derzeit hat die Medizin einen starken Fokus auf männliche Krankheitserfahrungen und den männlichen Körperbau. Notwendig wäre es, die Belange des weiblichen Körpers stärker in den Blick zu nehmen. Aus diesem Grund luden MdB Christoph Schmid und die Vorsitzende der SPD Frauen Schwaben, Gülüzar Starizin, zur Online-Diskussion ein.
Heike Engelhardt, MdB, ist Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages und als Berichterstatterin in der SPD-Bundestagsfraktion für das Thema Frauengesundheit zuständig. In ihrem Vortrag betonte sie, dass die von Olaf Scholz geführte Bundesregierung mit 55,5 Mio. Euro im Forschungsetat den größten finanziellen Beitrag einer Bundesregierung für Frauengesundheit eingeplant hat. Sie berichtete von der Sicherstellung der flächendeckenden Geburtshilfe und die Stärkung der hebammengeleiteten Kreißsäle im Zuge der Krankenhausreform mit 20 Mio. Euro an Bundesmitteln, sowie über zusätzliche Fördergelder i. H. v. 5 Mio. Euro für die Endometriose-Forschung. „Wir haben damit die Frauengesundheit zum ersten Mal bundespolitisch auf die Agenda gesetzt und mit weitreichenden Finanzmitteln untermauert, dass wir die Gesundheit der Frauen auch strukturell fördern wollen“, so die Abgeordnete.
Priv. Doz. Dr. Anna Maria Dieplinger ist Geschäftsführerin einer Tochtergesellschaft in der Oberösterreichischen Gesundheitsholding (OÖG), die neun Krankenhäuser umfasst und rund 16.000 Angestellte hat. Dieplingers Ansatz ist es, neben einer gesellschaftlichen Gleichstellung, für die medizinische Ungleichbehandlung von Frauen und Männern zu sorgen: „Wir müssen in Studiengängen, Pflege- und Gesundheitsberufen und in der medizinischen Versorgung auf die Berücksichtigung der Unterschiede hinarbeiten“, fordert Dieplinger. Körperbau, Symptome und Krankheitsverarbeitung würden sich in weiten Teilen zwischen Frau und Mann unterscheiden und dies müsse bei Anamnese, Diagnose und Therapie berücksichtigt werden, so die Expertin.
Gülüzar Starizin berichtete in ihrem Statement über Schwierigkeiten von Frauen mit Migrationshintergrund. Diesen erleben einige Patientinnen als weitere Dimension der Benachteiligung. Um hier mit verrosteten Strukturen aufzuräumen, rief die Vorsitzende der SPD Frauen Schwaben die Frauen auf, Netzwerke zu bilden und für ein starkes und solidarisches Miteinander zu sorgen. Empowerment bedeute Selbstfürsorge. Es gehe darum, sich neben den vielfältigen Anforderungen in Familie und Beruf gerade auch um sich selbst zu kümmern. „Ich wünsche mir eine Gesellschaft, in der Frauen ihre wertvollen Potentiale ausschöpfen können und dabei gesundheitlich nicht auf der Strecke bleiben,“ so Gülüzar Starizin.
Christoph Schmid, MdB, betonte, wie wichtig es sei, mit Gesundheitsfragen offen umzugehen. Dies helfe schließlich Frauen und Männern. Auch aus seinem Bereich als Verteidigungspolitiker erkenne er die besonderen Bedarfe an: Die gynäkologische Versorgung von Soldatinnen sei durchaus ausbaufähig, so Schmid. Dieses berechtigte Anliegen bringe er bei Gesundheitspolitiker:innen immer wieder ein.
Er freute sich über die gelungene Veranstaltung, die mit den rund 40 Anmeldungen ein Forum geschaffen hat: „Bei Veranstaltungen wie diesen findet Wissensvermittlung aus Politik und Forschung statt, um Tabus zu überwinden und Netzwerke zu schaffen. Ich danke den Referentinnen und allen Frauen für das vertrauensvolle Gespräch,“ sagte der Abgeordnete und sicherte seine weitere Unterstützung für Frauenthemen zu. (dra)