10. Oktober 2022, 16:20
Niederlage in letzter Sekunde

"Irres Drama" in Treuchtlingen

Symbolbild Bild: pixabay
Fassungslose Gesichter auf der einen, hemmungsloser Jubel auf der anderen Seite. Nach einem unglaublichen Schlussspurt gewinnen die Baskets aus Treuchtlingen ein wildes Derby in der Verlängerung haarknapp.

Für die Gäste aus dem Ries ist es die zweite bittere Niederlage nach einer Overtime, wobei der Sieg diesmal schon so gut wie sicher schien. Nach der engen Niederlage gegen Ansbach am vergangenen Wochenende, wollten es die Nördlinger Aufsteiger beim Derby in Treuchtlingen nun besser machen. Auf der Jagd nach dem ersten Sieg der neuen Saison, mussten sie dabei auf Aufbauspieler Pascal Schröppel krankheitsbedingt verzichten und trafen auf selbstbewusste Baskets, die am Tag zuvor bereits in Rosenheim gewinnen konnten. Den besseren Start in die Partie erwischten die Gastgeber, die immer wieder Lücken in der noch etwas unaufmerksamen Gästeverteidigung fanden und punkteten. Es dauerte eine Weile bis der TSV dann selbst, vor allem in Gestalt von Kapitän Josef Eichler der allein 7 Punkte in den ersten 5 Minuten erzielte, offensiv zu Rhythmus fand. Es entwickelte sich ein munteres Hin und Her, bei den es den Riesern vor allem gelang mit den Centern Eichler und Seeberger die Bretter zu dominieren und sich immer wieder Offensivrebounds zu erkämpfen. Nach einem solchen konnte dann Seeberger punkten, bevor Dreierspezialist Simon Geiselsöder auf der Gegenseite einen Dreipunktewurf zum 24:20 nach dem ersten Viertel versenkte.

Im Anschluss spielten die Gäste stark auf. Die beiden Guards Sylvio Mateus und Scottie Stone trafen zahlreiche Würfe und fanden den unter dem Korb freigespielten Eichler, der dort von seinem ehemaligen Teamkollegen und TSV-Kapitän Stefan Schmoll kaum zu stoppen war. Dann folgte ein besonderer Moment für den TSV. Nach mehreren Monaten Verletzungspause und harter Arbeit, durfte sich Filip Kamenov endlich auf dem Spielfeld zurückmelden und konnte sofort zeigen, wieso er seiner Mannschaft so schmerzlich fehlte. Erst klaute er seinem Gegenspieler den Ball und verwandelte den daraus entstehenden Korbleger, dann verwandelte er gleich mehrere Würfe. Sein Team nahm den Schwung mit und erspielte sich eine knappe 44:50 Führung zur Halbzeit.

Zum Beginn des letzten Spielabschnittes sah alles danach aus. Stone fand gut die besserpositionierten Mitspieler, Mateus und Eichler trafen weiter aus dem Dreierbereich und auch Guard Benedikt Schwarzenberger, der etwas angeschlagen war, traf einen wichtigen Dreier. So konnte sein Team zur Mitte des Viertels die Führung sogar auf 14 Punkte ausbauen, bevor dann eine starke Aufholjagd der Treuchtlinger begann. Angeführt von Aufbauspieler Moritz Schwarz, der nach gutem Zug zum Korb mehrmals punktete, erhöhten sie nun den defensiven Druck und ließen so nur noch wenige Gästepunkte zu. Auch die Dreier fielen nun und so holten sie Punkt für Punkt auf, bevor sie in der letzten Minute zum Ausgleich kamen. Doch Mateus hatte eine Antwort parat, zog herausragend zum Korb und stellte auf 88:90. Seeberger holte im Anschluss einen wichtigen Steal, wurde gefoult und hatte die Chance an der Freiwurflinie alles klarzumachen. Doch der Center verwarf zewimal und so war Treuchtlingen wieder am Zug. Claudio Huhn zog zum Korb, verlegte den Layup, aber Wörrlein war zur Stelle und tippte den Ball in letzter Sekunde zum 90:90 durch den Ring. Er krönte damit eine wahnsinnige Aufholjagd des VFL. Der TSV sah sich zum zweiten Mal im zweiten Spiel in einer Verlängerung, hatte aber dennoch noch alle Chancen auf den Sieg.

 

Landkreishalle wird Hexenkessel

In der Verlängerung kam nun die zuvor schon großartige Derbystimmung zum Höhepunkt und die Heimfans aber auch die zahlreichen lautstarken TSV Anhänger verwandelten die Landkreishalle in einen Hexenkessel. Wieder gelang es dem Aufsteiger durch einen Dreier von Stone in Führung zu gehen, bevor Eichler zum 5 Punkte Vorsprung erhöhte. Wieder sah es gut aus für Nördlingen, wieder hatte Treuchtlingen die Antwort und verwandelte mehrere Dreier. Doch bei noch 10 Sekunden zu spielen und 103:107 sprach dennoch alles für den ersten Sieg der Rieser, bevor dann das Unglaubliche passierte. Kamenov foult Beierlein unglücklich beim Dreipunkteversuch, dieser kann alle drei Freiwürfe verwandeln. Ausgerechnet der ehemalige TSVler Stefan Schmoll fängt dann den Einwurf der Gäste ab, drückt direkt ab und trifft zum 109:107. Geschockt unterläuft dem TSV der nächste Ballverlust, sie müssen foulen und zusehen, wie Beierlein auch die nächsten beiden Freiwürfe verwandelt. Danach hilft auch der Dreier von Scottie Stone mit der Schlusssirene nichts mehr und sein Team muss sich das zweite Mal in der Verlängerung nach einem wahnsinnigen Kampf und einer irren Schlussphase mit 111:110 geschlagen geben. So ging ein Derby zu Ende, das wohl niemand so schnell vergessen wird.

„Die Niederlage heute ist extrem bitter, weil wir mehrere Chancen hatten hier zu gewinnen. Trotzdem möchte ich meine Spieler loben, denn sie haben bis zum Ende gekämpft und alles auf dem Feld gelassen. Wir müssen aus diesen Erfahrungen lernen und von Spiel zu Spiel besser werden“, erklärt Hajjar nach dem Spiel. Bedanken möchte er sich bei den mitgereisten Nördlinger Fans, die den Treuchtlinger Zuschauern Paroli boten und seinem Team so durch das kräftezehrende Spiel half.

Die nächste Chance auf den ersten Sieg hat Hajjars Team dann am kommenden Samstag beim Auswärtsspiel in Unterhaching.(pm)

 

Für Nördlingen spielten:

Kamenov (16 Punkte), Stone (22), Schwarzenberger (5), Kluger (1), Mateus (18), Seeberger (18), Eichler (30), Seidel, Scherer