IHK Schwaben

Konjunkturgespräch: IHK hofft auf positives Signal nach der Europawahl

Oliver Stipar, IHK-Regionalgeschäftsführer (l.) und Andreas Dirr, IHK Regionalvorsitzender informieren über die aktuelle Konjunkturlage im Landkreis Donau-Ries. Bild: Thomas Oesterer
Zum ersten Mal im Jahr 2024 stellt die IHK die Ergebnisse ihrer Konjunkturumfrage vor. Dabei bleibt der erhoffte Aufschwung weiterhin aus. Was sich die Verantwortlichen jetzt wünschen

Pandemie, Kriege, Energiepreisschock: Bisher hat das neue Jahrzehnt nicht gerade ideale Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung von Konjunktur und Arbeitsmärkten in Deutschland und auch hier im Landkreis Donau-Ries geboten. Dazu ermittelt die IHK Schwaben dreimal jährlich mit Hilfe ihrer Konjunkturumfrage die aktuelle Geschäftslage, Erwartungen, aber auch die allgemeine Stimmungslage von Unternehmen in der Region. Die Ergebnisse dieser Umfrage ergeben dann den IHK-Konjunkturindex - einem Mittelwert aus der Geschäftslage und den Erwartungen. In einem Pressegespräch stellte die IHK-Regionalversammlung Donau-Ries jetzt die aktuellen Ergebnisse vor. Das eindeutige Ergebnis: Im Vergleich zum Winter ist der Index um vier Punkte auf nunmehr 90 Punkte gefallen. Als einen der Hauptgründe nennen die Verantwortlichen die Tatsache, dass sich die Bewertung der aktuellen Geschäftslage für das Frühjahr 2024 seit dem letzten Winter deutlich verschlechtert hat. So berichten derzeit nur 25 Prozent der befragten Unternehmen von einer guten Geschäftslage. Besonders alarmierend erscheint diese Zahl dann, wenn man auf den Jahresanfang blickt - damals lag der Anteil noch bei 37 Prozent.

Von Rekordergebnissen zur nach unten laufenden Konjunkturkurve

Andreas Dirr, IHK Regionalvorsitzender Donau-Ries, erklärt die Hintergründe: "Dieser Rückgang ist u. a. die Folge ungelöster Strukturprobleme. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen stellen für die heimische Wirtschaft das unverändert größte Risiko ihrer Entwicklung dar. Die Politik musst jetzt ihre Aufgaben machen." Der besagte Negativtrend bestätigt sich - zumindest in Teilbereichen der Wirtschaft - auch bei einem genaueren Blick auf die Konjunkturentwicklung in Bayerisch-Schwaben. Während sich das Reise- und Gastgewerbe und der Einzelhandel über die vergangenen zwei Jahre wieder stabilisiert haben, stecken Industrie und Baugewerbe in einer echten Krise auch im Landkreis Donau-Ries. Noch vor wenigen Jahren habe man hier - getragen von einer stabilen Industrie - ein Rekordergebnis nach dem anderen erzielt, so Oliver Stipar, IHK-Regionalgeschäftsführer. Steigende Kosten, erhöhter Bürokratieaufwand und die Folgen des Fachkräftemangels führen mittlerweile allerdings zu einer nach unten laufenden Kurve. Andreas Dirr bestätigt: "Wir befinden uns aktuell in einer echten Teufelsspirale. Die deutsche Wirtschaftspolitik, die Kaufzurückhaltung der Endverbraucher und die wirtschaftlichen Auswirkungen aktueller Krisen führen dazu, dass die Unternehmen im Landkreis Donau-Ries weiterhin besorgt in die Zukunft blicken." 

Unternehmen wünschen sich Abbau der Bürokratie

Trotz aller negativen Entwicklung blickt die IHK auch hoffnungsvoll in die Zukunft. Grund hierfür ist die Europawahl, die am 9. Juni 2024 stattfindet. "Die Europäische Union und ein starker europäischer Binnenmarkt sind zwei unverzichtbare Garanten unseres Wohlstands", erklärt Dirr und Stipar ergänzt: Aus unserer Sicht gibt es dabei absolut kein Alternative zur wirtschaftlichen EU. Auch deshalb sind die politischen Ränder bei der anstehenden Wahl unbedingt zu vermeiden."

Der Arbeitsmarkt und die Wirtschaftslandschaft sind bereits vielen Jahren im Wandel - diese Erkenntnis ist schon lange kein Geheimnis mehr. Trotzdem erscheint es so, als habe Deutschland über die Jahre die ein oder andere wichtige Entwicklung versäumt. Die viel zitierte "Deutsche Gründlichkeit" ist dabei für viele Unternehmen mittlerweile mehr Fluch als Segen. Deshalb fordert die IHK mittlerweile vor allem eines: Politische und wirtschaftliche Stabilität - also klare Rahmenbedingungen, auf die sich Unternehmen verlassen können, mit denen sie langfristig planen können und die eine Wettbewerbsfähigkeit garantieren, so Dirr. Vor allem der Abbau der Bürokratie und der EU-Regularien stünden dabei im Fokus der lokalen Wirtschaft. Positive Veränderungen, die der deutschen Wirtschaft auch in Hinblick auf eine düstere Zukunftsaussicht helfen könnten. So verschwinden in spätestens in zehn Jahren rund 13 Millionen Arbeitnehmer*innen den Arbeitsmarkt - sie alle gehören zur sogenannten Generation der Baby-Boomer.