Knallrote Mützen, wehende Fahnen, Spruchbänder, grelle Pfeifen und laute Rasseln. Zu überhören und zu übersehen war der zentrale IG Metall Warnstreik am Montagmorgen in Donauwörth keinesfalls. Bereits ab 09:45 bahnten sich insgesamt rund 1500 Streikende in einem kontrollierten Demozug ihren Weg durch Donauwörth. Dieser endete schließlich in der Donauwörther Reichsstraße, wo im Anschluss eine einstündige Kundgebung der IG Metall stattfand. Zum Streik aufgerufen und gekommen waren an diesem Tag die Früh-, Normal und Spätschichten von Airbus Helicopter, Daher (Solidarität), AGCO, Bühler, Fendt Caravan, Schwaben Präzision (Solidarität), Valeo, Varta (Solidarität), BSH, Deutz Fahr, Röhm und Grenzebach (Solidarität).
Zentrale Warnstreiks als nächste Stufe des Protests
Bereits in den vergangenen Wochen hatte die IG Metall die Beschäftigen in den bayerischen Metall- und Elektro Betrieben zu Warnstreiks aufgerufen. In Augsburg und Umgebung beteiligten sich bisher rund 7500 Warnstreikende an den jeweiligen betrieblichen Aktionen - im Landkreis u. a. am 04.11. 2024 bei Valeo in Wemding. Nach den betrieblichen Warnstreiks folgte nun die nächste Stufe. Damit weitete die Gewerkschaft IG Metall die Warnstreiks auf der zentralen Ebene aus. Ziel sei es, den Druck auf den bayerischen Arbeitgeberverband aufzubauen, der sich heute gemeinsam mit der bayerischen Verhandlungskommission zur nächsten - der bereits vierten - Verhandlungsrunde treffen wird. Erstmalig in der Geschichte verhandeln die Tarifbezirke Bayern und Küste gleichzeitig miteinander, in Hamburg werden die jeweiligen Verhandlungskommissionen zusammentreffen.
"Sind das Rückgrat dieser Gesellschaft und wollen unseren fairen Anteil"
Hintergrund des Warnstreiks: Seit 11. September laufen die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie. Die IG Metall fordert hierbei sieben Prozent mehr Geld für die Beschäftigten und für Auszubildende pauschal 170 Euro mehr im Monat. Hinzu kommt der Wunsch nach mehr zeitlicher Flexibilität und einer sozialen Komponente im Gehaltsgefüge der unteren Entgeltgruppen, die besonders von den steigenden Lebenshaltungskosten betroffen sind. "Wir sind das Rückgrat dieser Gesellschaft und wollen unseren fairen Anteil", erklärte auf der Kundgebung entsprechend auch Ferdije Rrecaj, 2. Bevollmächtigte und Geschäftsführerin der IG Metall Augsburg und ergänzte außerdem, wie wichtig es sei, sich gemeinsam für die Rechte der Arbeitnehmer einzusetzen. "Sie brauchen uns und unseren Einsatz. Deshalb werden wir nicht aufhören für unsere Rechte zu kämpfen, bis das die andere Seite verstanden hat." Mit der "anderen Seite" meinte Ferdije Rrecaj den Arbeitgeberverband. Dieser hatte es in den vorangegangenen drei Verhandlungsrunden verpasst, ein entsprechendes Angebot vorzubereiten. Die einhellige Meinung: Man habe ein Angebot auf dem Tisch liegen, das im Grunde genommen keines ist. Christiane Benner, erste Vorsitzende der IG Metall, hatte bereits vor Beginn der Tarifverhandlungen deutlich gemacht: "Die Inflationsrate mag sinken, aber dennoch bleiben für die Menschen die Preise an der Kasse weiter hoch. Jetzt haben die Beschäftigten mit sieben Prozent mehr Geld einen verlässlichen Dauerausgleich verdient."
Demonstration verläuft friedlich
Ob und wie lange sich die Tarifverhandlungen noch hinziehen, ist aktuell noch völlig offen. Denkbar ist eine schnelle Lösung - möglicherweise bereits heute Abend - genauso wie ein langes Tauziehen. Dazu stellten die Vertreter*innen der IG Metall Augsburg bereits klar, dass - wenn nötig - Folgedemonstrationen nicht auszuschließen seien. Dann hoffentlich wieder ähnlich friedlich wie am Montag in Donauwörth. So stellte die Polizei bereits kurz nach Beendigung der Veranstaltung klar, dass diese komplett störungsfrei verlief. Aufgrund mehrerer eingerichteter Umleitungen war es lediglich immer wieder zu kurzfristigen Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt gekommen.