Sepp und Kerstin Egerer begeistern mit ihrem Karl-Valentin-Abend in Blossenau. Was die frustrierte Lorelei und ein strickender Indianer damit zu tun haben.
Blossenau - Das mit dem Aussehen funktioniert nicht. Sepp Egerer gleicht so gar nicht dem Münchner Original Karls Valentin. Der war groß und schlaksig und fiel durch seine auffällige Physiognomie auf. Der Sepp ist klein und hat eine markante Glatze. Auch seine Kerstin ist kaum mit der berühmten Liesl Karlstadt zu verwechseln. Der Karl Valentin-Abend im B+ Zentrum Blossenau war keine nostalgische Reminiszenz sondern unterhaltsames Kabarett. Auch bei den Jungen, denen die beiden Münchner Volksschauspieler wenig bekannt sind, kommt Valentins Wortakrobatik sehr gut an.
Wie aus dem Leben gegriffen sind die Szenen, die die beiden Schauspieler frei nach Valentins berühmten Texten spielen. „Wir stellen uns selber vor“, hat Sepp Egerer angekündigt. Und das tat das Ehepaar meisterlich. Da wird geschmeichelt, derb Boarisch geschimpft, sich versöhnt, gelacht und geweint, wie im richtigen (Ehe-) Leben. Kommt einem alles ziemlich bekannt vor, wie etwa der Sketch vom „Theaterbesuch“: was anziehen, wo sind die Karten und dann wird auch noch die Zeit knapp! Das Publikum im voll besetzten B+ Leben-Saal amüsiert sich köstlich, auch über die Diskussion um die berühmten „Semmelnknödeln“. Oder, als die beiden Sepps Brille suchen und schließlich auf seinem Kopf finden, wo er kurz zuvor akkurat einen imaginären Scheitel durch die nicht vorhandene Haarpracht gezogen hat.
Valentinesk und hintergründig sind die eigenen Sketche, die Kerstin und Sepp Egerer präsentieren. Gekonnt bezieht Egerer immer wieder das Publikum ein. Als mittelalterlicher Barde besingt seine Angebetete, die aus dem „Turmfenster“, durch die Beine eines Stuhls, verzückt zu ihm herunter schaut. Als schlampige Lorelei mit ungekämmter blonder Mähne sitzt Kerstin Egerer frustiert auf ihrem Felsen und besingt zur weltberühmten Melodie, gespielt von Sepp auf dem Klavier, ziemlich schräg ihr langweiliges Schicksal. Auch der pantomimisch vorbei rudernde Zuschauer kann sie nicht aufmuntern. Sehr schön auch das Lied vom Indianer, „klein und dick, der lehnt an einem Baum und strickt“. Das Publikum singt und klatscht mit und fordert am Ende eines kurzweiligen und vergnüglichen Abends begeistert drei Zugaben ein. (pm)