Arbeiten, um den Lebensunterhalt selbst finanzieren zu können und nicht abhängig zu sein. Arbeiten, um Teil des gesellschaftlichen Lebens zu sein. Arbeiten, um eine Perspektive für die Zukunft zu haben. Gerade für die vielen jungen Flüchtlinge ist eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt wichtig, um möglichst bald auf eigenen Beinen zu stehen. Wie sind die Chancen für Flüchtlinge aus dem Arbeitsmarkt? Was wird unternommen, um Flüchtlinge schnell in Arbeit zu bringen? Wie sind die Qualifikationen und Arbeitserfahrungen der Asylbewerber? Werner Möritz, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Donauwörth erklärt, wie Asylbewerber in den Arbeitsmarkt integriert werden sollen. Wir haben uns in drei Artikeln mit Sprachkursen die auf eine Integration in den Arbeitsmarkt abzielen, mit dem Fachkräftemangel und mit Asylbewerbern in Ausbildung beschäftigt.
„Der Helfermarkt ist gesättigt, hier haben wir keine Nachwuchssorgen“, ist sich der Geschäftsführer der Arbeitsagentur sicher. Wo aber dringend Nachwuchs gebraucht wird, sind die Bereiche Nahrungsmittel und Gastronomie, im Bau- und Baunebengewerbe, im Metallbereich sowie in der Pflege. In diesen Branchen sieht Werner Möritz gute Arbeitsplatzchancen für Asylbewerber. Wenn ein Asylbewerber eine mögliche Arbeitsstelle gefunden hat und mindestens seit drei Monaten gestattet in Deutschland lebt, muss er für genau diese Stelle bei der Ausländerbehörde einen Antrag für seine Arbeitserlaubnis stellen. Die Ausländerbehörde wie auch die Arbeitsagentur prüfen, ob es einen anderen deutschen oder europäischen Bewerber für diese Stelle gibt und ob die Arbeitsbedingungen nicht ungünstiger als bei vergleichbaren inländischen Arbeitnehmern bzw. Arbeitnehmerinnen sind. „Bei der notwendigen Vorrangprüfung gehen wir weitsichtig um“, so Werner Möritz. Allerdings fordert diese Regelung auch einige Geduld beim Arbeitgeber. Die Prüfungen können sich eine ganze Zeit lang hinziehen und Asylbewerber haben Glück, wenn der Arbeitgeber wartet und die Stelle zwischenzeitlich nicht anderweitig besetzt.
Im neuen Integrationsgesetz, das die Bundesregierung derzeit plant, sollen der Zugang zum Arbeitsmarkt für Flüchtlinge erleichtert werden. Zum Beispiel soll die Vorrangprüfung für drei Jahre verzichtet werden.
Vom Schnupperpraktikum zur Festanstellung
Nairouz Zaghtiti ist alleine von Syrien nach Deutschland geflohen. Ihr Mann ist im Libanon, ihre Kinder zwischen 9 und 15 Jahren musste sie bei der Großmutter in Syrien zurück lassen. Seit 6 Monaten lebt die 35-Jährige nun in einem Wohnheim für Asylbewerber in Donauwörth.
In ihrer Heimat war Nairouz Hausfrau und Mutter. Die Syrerin arbeitet seit Februar in der Filiale der Bäckerei Hierl in Donauwörth. Angefangen hat alles mit einem einwöchigen Praktikum in der Küche. „Wir haben schon länger nach einer Küchenhilfe gesucht. Auf die Stellenanzeigen kam aber kein Feedback. Nicht einmal ein Vorstellungsgespräch hatten wir“, so die Filialleiterin Sieglinde Utz. Die Geschäftsführerin Michaela Rankel-Hierl hat sich dann dazu entschieden, die Syrerin als Küchenhilfe einzustellen. Die Arbeitserlaubnis hat die Asylbewerberin anschließend recht schnell bekommen und sie konnte wenige Wochen später die Arbeit antreten. „Wir sind zu 100 Prozent zufrieden mit Nairouz“, freut sich Sieglinde Utz.
„Ich kann mir gut vorstellen, später auch hinter der Theke zu arbeiten“, sagt Nairouz. Dazu muss die Syrerin ihre Deutschkenntnisse aber noch verbessern. Deshalb besucht Nairouz neben ihrer Arbeit in der Küche dreimal in der Woche einen Deutschkurs. Sie arbeitet mit Fleiß und Ehrgeiz darauf hin, gut in ihr neues Leben in Deutschland zu starten. Ihr größter Wunsch ist es, ihre Kinder bald wieder in die Arme schließen zu können.
Steigen die Arbeitslosenzahlen mit den Flüchtlingen?
Sind Flüchtlinge nach vielen Monaten oder erst nach Jahren anerkannt und dürfen ohne mit einer Abschiebung zu rechnen in Deutschland bleiben, werden sie nicht nur aufgefordert, möglichst schnell eine eigene Wohnung anzumieten, sondern sind selbst verantwortlich für ihren Lebensunterhalt.
„Einige können sich ihren Lebensunterhalt dann aber noch nicht selbst finanzieren, da sie als Hilfsarbeiter beschäftigt oder noch arbeitslos sind“, erklärt Ingrid Eicher, Geschäftsführerin vom Jobcenter Donau-Ries. Unter den Hartz IV-Empfängern im Landkreis Donau-Ries macht sich die aktuelle Flüchtlingssituation allerdings noch nicht deutlich. Im Schnitt sind es 1000 „Bedarfsgemeinschaften“ im Landkreis, die Arbeitslosengeld II erhalten. Ende März gab es 1100 solcher Bedarfsgemeinschaften, also Familien, Alleinerziehende oder Singles, die Hartz IV beziehen. „Wir haben immer leichte Schwankungen nach oben und unten. Bislang hat sich aber hier noch nichts wesentlich geändert“, sagt Ingrid Eicher.
Trotzdem gibt es einen kleinen Trend zu vermerken: „Natürlich gehören zu unseren Kunden nun auch Syrer und Eritreer“, beschreibt Eicher. Der Ausländeranteil der Hartz IV-Empfänger ist von 19,5 % auf 27,1 % gestiegen. In Zahlen sind das 20 Menschen aus Eritrea und 80 Personen aus Syrien.