Interview

„Einmaliges Gefühl!“ Eine Donau-Rieserin in der Jubiläumsgarde

Für Carolin Rabe ist die Jubiläumsgarde ein Highlight ihres Faschingslebens. Bild: Carolin Rabe
Ein Höhepunkt der Faschingssaison ist die Bayerisch-Schwäbische Prunksitzung. Die feiert in diesem Jahr ein Jubiläum und eine Donau-Rieserin ist mittendrin.

Unter dem Motto „Schwaben weissblau, hurra und helau“ ist die Prunksitzung des Regionalverbands Bayerisch-Schwäbischer Fastnachtvereine (BSF) hierzulande nicht mehr aus der fünften Jahreszeit wegzudenken. In diesem Jahr steht mit der 22. Ausgabe sogar ein närrisches Jubiläum auf dem Programm.

Dafür haben sich der BSF und der Bayerische Rundfunk etwas Besonderes einfallen lassen. Speziell für die Prunksitzung, die am 6. und 7. Februar in der Memminger Stadthalle stattfindet (TV-Ausstrahlung im BR ist am 14. Februar), wurde eine Jubiläumsgarde aus 22 Tänzerinnen gebildet. Tänzerinnen aus den über 150 Mitgliedsvereinen konnten sich dafür bewerben. Unter den Glücklichen ist mit Carolin Rabe von den Faschingsfreunden Amerdingen auch eine Gardetänzerin aus dem Landkreis Donau-Ries vertreten.

Wir haben mit ihr über die Jubiläumsgarde und ihre Leidenschaft für Fasching gesprochen.

Gleich zu Beginn direkt gefragt: Wie groß ist die Vorfreude auf das Tanzen mit der Jubiläumsgarde?

Carolin Rabe: Ich freue mich riesig auf das Tanzen in der Jubiläumsgarde. Vor allem, da ich meinen Verein repräsentieren und das erste Mal im Fernsehen tanzen darf.

Wie war das Auswahlverfahren und wann haben Sie erfahren, es in die Jubiläumsgarde geschafft zu haben?

CR: Es gab zwei Probetrainings in Mindelheim, bei einem musste man dabei sein. Wir haben gemeinsam mit einem Aufwärm-, Kraft- und Dehnprogramm begonnen. Danach lernten wir eine kurze Choreo, welche dann in einer kleinen Gruppe zu viert vorgetanzt werden musste. Außerdem mussten wir nach der Choreo noch bestimmte Schwierigkeiten vorzeigen, welche von den drei Trainerinnen bewertet wurden. Zu Hause angekommen musste ich für eine bevorstehende Klausur zwei Tage später lernen und als ich auf mein Handy schaute, wurde ich zur WhatsApp-Gruppe „BSF-Jubiläumsgarde hinzugefügt“, mit der Nachricht: ‚Herzlichen Glückwunsch ihr habt es aus über 60 Mädels in die Garde geschafft.‘ Ich war überglücklich und konnte mich danach auf nichts anderes mehr konzentrieren.

Es ist bereits die 15. Faschingssaison für Carolin Rabe. Bild: Carolin Rabe

Sie tanzen diesen Fasching beim Heimatverein, den Faschingsfreunden Amerdingen, und in der Jubiläumsgarde. Wie schwer war das Zeitmanagement in der Vorbereitungsphase?

CR: Das war recht gut zu regeln, da wir vom Showtanz der Faschingsfreunde Amerdingen aus immer freitags Training hatten und das Jubiläumsgarde Training immer samstags bzw. sonntags stattfand. 

In der Jubiläumsgarde stehen 22 Tänzerinnen aus über 150 BSF-Vereinen, von denen die Mehrheit eine Garde besitzt. Wie fühlt es sich an, zu den 22 besten Gardetänzerinnen zu gehören?

CR: Ich konnte es anfangs gar nicht glauben, da in den Probetrainings so talentierte Mädels dabei waren. Da habe ich nur eine geringe Chance gesehen, angenommen zu werden. Nun zu den Besten dazuzugehören, ist ein unfassbares und einmaliges Gefühl.

Wie wurde das Training organisiert? Bei 22 Tänzerinnen aus ganz Schwaben waren Trainingstermine und -orte wahrscheinlich nicht immer leicht zu finden.

CR: Wir hatten immer bei einem anderen Verein, der Teil der Jubiläumsgarde ist, Training. Da kommt man ganz schön rum. Es war jedoch sehr schön, andere Orte und Vereine zu sehen, bei denen man vorher noch nie war. Die Termine wurden bereits in den Probetrainings bekannt gegeben, sodass jeder sich Zeit dafür einplanen konnte.

Ist es auch eine besondere Verpflichtung, als einzige Tänzerin aus dem Donau-Ries nicht nur den eigenen Vereinen, sondern den ganzen Landkreis zu vertreten?

CR: Bis zu diesem Interview war mir das noch gar nicht so bewusst, dass ich als einzige den ganzen Landkreis vertreten darf. Jedoch freue ich mich darauf und gebe mein Bestes dafür.

Welchen Stellenwert nimmt die Jubiläumsgarde in Ihrer Faschingslaufbahn ein?

CR: Natürlich hat die Jubiläumsgarde einen hohen Stellenwert, schließlich hat man ja nicht jedes Jahr die Möglichkeit, bei so einem Jubiläum mitzuwirken. Daneben gibt es für mich aber noch weitere Jahre, die mir sehr wichtig und im Herzen geblieben sind - etwa mein erstes und letztes Jahr als Tanzmariechen oder das erste Jahr im Großen Hofstaat.

Herrscht vor so einem Auftritt eine besondere Anspannung oder ist es wie jeder Gardeauftritt?

CR: Da ich noch keinen TV-Auftritt hatte, kann ich das noch nicht genau sagen. Ich kann mir dennoch gut vorstellen, dass bei solch einem Auftritt die Nervosität noch höher ist als sonst, besonders weil viele extra mit nach Memmingen fahren, um den Auftritt live zu sehen. Dazu kommen noch die vielen Menschen, die die Aufzeichnung vor dem Fernseher verfolgen. Zudem kann die Aufzeichnung in der Mediathek immer wieder angeschaut werden kann. Von uns Tänzern bin ich da aber nicht die Einzige, die ihren ersten Auftritt im Fernsehen haben wird und durch die gut entstandenen Freundschaften helfen wir einander.

Wie haben die Tanzkolleginnen und -kollegen bei den Faschingsfreunden auf Ihre Auswahl für die Jubiläumsgarde reagiert?

CR: Die haben sich riesig gefreut, dass ich angenommen wurde und dass unser Verein in der Jubiläumsgarde repräsentiert wird.

Wer begleitet Sie zum Auftritt in der Jubiläumsgarde?

CR: Viele von der Großen Garde, dem Großen Showtanz und der Vorstandschaft begleiten mich am Donnerstag zur Aufzeichnung nach Memmingen. Außerdem kommen auch meine Eltern, Schwestern und mein Freund mit, was mich riesig freut. Am Freitag kommen ein paar von der Vorstandschaft mit, da die Gruppen am Freitagabend selbst einen Auftritt haben.

Wie kamen Sie zum Fasching und seit wann sind Sie bei den Faschingsfreunden Amerdingen aktiv?

CR: Meine ganze Familie war, als ich anfing, bei den Faschingsfreunden Amerdingen. Meine Schwestern tanzten auch alle in der Garde und im Showtanz und meine Eltern waren auch schon immer mit dabei, ob in der Vorstandschaft oder in der Organisation. So hatte ich gar keine andere Wahl als zum Tanzen zu kommen, worüber ich sehr froh bin. Ich tanze nun meine 15. Saison und bin somit seit 2010 aktiv.

Wie groß ist der zeitliche Aufwand für Fasching mit Training und Auftritten über das Jahr verteilt?

CR: Nach dem Fasching ist vor dem Fasching. Kurz nach dem letzten Auftritt steht meistens schon wieder das Probetraining vor der Tür und die neue Trainingssaison beginnt. In der Trainingssaison treffen wir uns meistens einmal die Woche. Ab und an gibt es auch mal einen Trainingssonntag. Außerdem haben wir einmal - meistens im Oktober oder November - ein Trainingswochenende, bei dem wir in ein Schullandheim fahren und das ganze Wochenende Training haben. In der Faschingssaison von Anfang Januar bis Faschingsdienstag, ist es natürlich schon stressiger. Wir haben normalerweise keine freien Wochenenden und meistens am Freitag, Samstag und Sonntag Auftritte oder Umzüge. Aber der gemeinsame Spaß und die Zeit mit seinen Freunden auf der Bühne sowie vor und nach den Auftritten macht jede Saison einfach einzigartig und den Stress nur noch zur Nebensache.

Was macht diese Besonderheit Garde aus, dass man diese Anstrengungen auf sich nimmt?

Mir macht es Spaß in der Gruppe auf der Bühne ein synchrones Bild abzuliefern, durch den Spaß, den man hat, vergisst man, wie anstrengend es sein kann.

Sie tanzen in Amerdingen mittlerweile beim Großen Showtanz. Wie groß ist der Unterschied zwischen Showtanz und Garde und wofür schlägt Ihr Herz mehr?

CR: Garde ist mit Showtanz nicht zu vergleichen. Während man im Showtanz viele Tanzstile kombinieren kann, hat der Gardetanz seine Grundbasis an Marsch, Knie, Schlag, Hoch und kann mit vielen Schwierigkeiten wie Spagat, Rad und verschiedenen, aufgepeppten Schrittkombinationen ständig verändert werden.

Mittlerweile habe ich mich dafür entschieden nur noch eine Sache zu tanzen, da mir der Stress in der Faschingssaison zu viel wird. Mit der Jubiläumsgarde sah ich den perfekten Cut für meine Gardezeit.

Redakteur. Unterwegs für blättle und online. Geboren in Augsburg ist er über Freiburg, Wien und München endlich im schönen Donau-Ries angekommen. Hier hat er besonders die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Sport im Blick.

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