Der Nördlinger Rotochsenkeller war in Nördlingen lange Zeit ein beliebter Biergarten mit Tanzlokal, später die Heimat des Theaterbetriebs „Schauspiel-Manufaktur“ und nach deren Ende 2017 nurmehr Wohnraum. Daran hätte sich auch nichts mehr geändert, wäre da nicht die Corona-Pandemie, die Anfang 2020 besonders die Veranstaltungsbranche vor existenzielle Probleme stellte. So auch die Schausteller- und Artistenfamilie Bonrath, die in Nördlingen über ihren Imbissstand auf der Mess‘ mit Nudelpfanne und Kartoffeln am Spieß sowie mit der Feuerzangenbowle am Weihnachtsmarkt wohlbekannt ist. Durch den Wegfall der Veranstaltungen fällt das aber flach. Die Familie hat für sich allerdings eine Lösung gefunden, von der Biergartenfreunde sehr profitieren.
Biergarten statt Volksfest
Denn anstatt wie üblich von April bis Oktober mit ihrem Imbissstand von Volksfest zu Volksfest zu ziehen, haben die Bonraths den Biergarten des Rotochsenkellers wiederbelebt. Verantwortlich dafür sind die Schwestern Patricia Bonrath-Landgraf und Alexandra Landgraf. „Wir sind sehr dankbar, dass wir es ein weiteres Jahr machen dürfen“, sagt Patricia Bonrath-Landgraf, nach der das temporäre Angebot „Pattis Biergarten“ benannt ist. Die ganze Familie und das bei den Volksfesten beschäftigte Personal arbeiten mit, ebenso wie Ehemann Jürgen Landgraf. Der ersten Eröffnung im Juni 2020 gingen viele Gespräche mit Vermieter Markus Landenberger-Schneider und den Anwohner*innen voraus, schließlich konnte man sich einigen und einen sehr gute angenommenen Biergartenbetrieb bis in den September 2020 anbieten.
Dann kam und ging der nächste Lockdown und das Jahr 2021, und auch heuer kann Pattis Biergarten öffnen und den Gästen regionale Speisen und Getränke im Schatten von Eichen, Ahorn und Buche anbieten. Denn an Volksfeste denkt zurzeit immer noch niemand.
Das letzte Hurra des Rotochsenkellers
Bei Pattis Biergarten ist klar, dass sich nicht um eine dauerhafte Einrichtung handelt, nach Ende der Pandemie ist Schluss. „Wir hoffen, dass es nächstes Jahr wieder normal läuft“, sagt Bonrath-Landgraf. Das heißt dann auch: kein Rotochsenkeller mehr, denn hier ist vom Eigentümer keine weitere gastronomische Nutzung vorgesehen. Wer die idyllische Atmosphäre des Biergartens mit seinen 144 corona-konformen Plätzen unter alten Bäumen genießen möchte, sollte das also noch dieses Jahr tun.
Die Volksfeststimmung fehlt den Schaustellern
Den Bonraths fehlt natürlich die besondere Atmosphäre der Volksfeste, die sie so gewohnt sind. Es sei ihr letztes Jahr schwergefallen, so Bonrath-Landgraf, das ganze Jahr zuhause zu bleiben, obwohl es natürlich schön gewesen sei, so viel mehr Zeit mit ihrem Mann zu verbringen. Die Gerüche, die Geräusche, die besondere Stimmung, in der sich die Gäste sonst befinden – das kann ein Biergarten nicht genauso bieten, auch wenn es artverwandt ist. Dennoch sind alle froh, auf diese Weise weiterhin viel Kontakt mit Menschen zu haben. Mit dem Zuspruch seit der diesjährigen Eröffnung am 10. Juni sind die Bonraths sehr zufrieden und freuen sich immer Donnerstag und Freitag, 17 bis 22 Uhr, und Samstag und Sonntag, 11 bis 22 Uhr, auf alle, die noch einmal dem Rotochsenkeller alias Pattis Biergarten die Ehre erweisen wollen.