Aufgrund der kurzfristigen Absage von drei Ländern gaben die Regularien vor, dass am Ende nur die Goldmedaille vergeben wurde, die die beiden um 2,5 Punkte verpasst haben. In den Herzen aller Zuschauer und anderen Teilnehmer bleiben sie sicherlich ewig. Die präzise Vorgehensweise, das blinde Vertrauen und vor allem die extreme Geschwindigkeit, die sie gezeigt haben, faszinierte alle, die am Skill vorbeikamen. Ein Wahnsinn, so die Aussage vieler.
Der 22-jährige Julian Kiesl absolvierte bereits 2018 seine Gesellenprüfung zum Beton- und Stahlbetonbauer. Im selben Jahr wurde er bayerischer Landessieger und deutscher Meister. Niklas Berroth (23) legte bereits ein Jahr früher seine Gesellenprüfung ab und wurde 2017 baden-württembergischer Landessieger und Deutscher Meister. 2019 erkämpften sie sich zusammen die Bronzemedaille bei der WorldSkills, der Berufsweltmeisterschaft, im russischen Kasan.
Die Aufgabe bei den EuroSkills
Die Aufgabe der Beton- und Stahlbetonbauer bestand aus drei Modulen. Das erste Modul war eine Wandschalung (2,7 m hoch mit einer Betonierhöhe von 2,55 m) mit einer schrägen linken Ecke, die mit Systemschalung zu erstellen war. Hinzu kam eine auskragende Wand mit einer anderen Wandstärke, an die sich eine weitere Wand im 90-Grad-Winkel anschloss. Ergänzt wurde die Schalung mit einem komplett umlaufenden Gerüst entsprechend der Arbeitsschutzbestimmungen und der europäischen Normung.
Das zweite Modul war ein Betonteil, in das die Silhouette des Grazer Glockenturms mit einem Schlagschatten eingearbeitet wurde. Hier mussten die Teilnehmer*innen die Schalung aus Holz selbst herstellen. Dieses Modul wurde betoniert – und während des Wettbewerbs wieder ausgeschalt. Als drittes Modul wurde ein Bewehrungskorb, ein T-Unterzug, erstellt.
Kein Verständnis für Regelung der Medaillenvergabe
Bundestrainer und Experte für internationale Wettbewerbe im Skill Beton- und Stahlbetonbau, Josef Leberle, äußert sich skeptisch über die Regelungen der Medaillenvergabe, da die Teilnehmer*innen, um die es hier ausschließlich geht, Freizeit, Urlaub und viel Kraft in die Vorbereitung stecken und am Ende von nicht nachvollziehbaren Vorgaben endtäuscht werden. Aber das Positive überwiegt, so Leberle, denn Drittplatzierter in der Weltrangliste und Zweitplatzierter in Europa geworden zu sein, wird sie ein Leben lang begleiten und das kann ihnen keiner nehmen.
Für die Ausbildung und den Berufsstand sind solche Events ein Ansporn, ins Handwerk zu gehen. Mit Anstrengung und Willen sind hier alle Wege offen, was mit einer Ausbildung im Bauhandwerk beginnen kann. "Wenn diese Möglichkeiten aufgezeigt werden, bleibt ja gar nichts anderes übrig", schmunzelt der Bundestrainer. (pm)