Protestaktion

Klimacamp für die Mobilitätswende: „Nördlingen ist perfekt dafür“

Am Nördlinger Marktplatz ist bis auf weiteres ein Klimacamp aufgebaut. Bild: Manuel Habermeier
Seit Sonntag hat auch Nördlingen ein eigenes Klimacamp. Die Aktivistinnen und Aktivsten setzen sich für eine Mobilitätswende ein.

In Augsburg unterbrachen die Klimaaktivisten erst kürzlich ihr Klimacamp – nach rund vier Jahren. Das Klimacamp in Nördlingen gibt es erst seit vergangenem Sonntag. Allerdings sind auch die Teilnehmer des Nördlinger Klimacamps zu einer langfristigen Aktion bereit, wie Tara Novác und Lino Krüger im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigten. Die Grundvoraussetzung dafür ist bereits geschaffen, dem Camp wurde eine unbefristete Erlaubnis seitens des Landratsamtes ausgestellt.

 „Die unbestimmte Zeit ist beantragt worden, es gab keine Aspekte, die dagegensprechen“, erklärte das Landratsamt die Entscheidung auf Nachfrage. Ein Umstand, der auch Novác und Krüger überraschte. „Wir haben mit Diskussionen deswegen gerechnet“, beschrieb Krüger die Situation und fügte hinzu: „Das war meine größte Angst in dem Kooperationsgespräch, aber die hat sich in Luft aufgelöst.“ Umso engagierter machen sich die Aktivistinnen und Aktivisten ans Werk, ihre Forderungen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. In erster Linie gehe es dabei um „ein bedingungsloses Grundrecht auf Mobilität“.

Mobilitätswende in Nördlingen gefordert

Mit Blick auf diese Forderung habe man sich auch Nördlingen für die Aktion ausgesucht, denn „Nördlingen ist die perfekte Stadt für die Mobilitätswende.“ Vor allem der Aufbau sei prädestiniert für eine autofreie Innenstadt, betonte Novác. „Wir haben die Innenstadt mit der Stadtmauer, Umfahrungsmöglichkeiten, Parkplätze an allen Toren und von jedem Tor sind es nur ein paar Minuten Fußweg bis zum Marktplatz.“ Eine kleine Maßnahme würde so dem Klima enorm helfen.

Um jedoch weiterhin Mobilität für alle zu garantieren, bräuchte es weitere Maßnahmen. So wird unter anderem ein kostenloser ÖPNV sowie eine 30-Minuten-Taktung in der Stadt bzw. eine 60-Minuten-Taktung auf dem Dorf gefordert. Zudem sollen alte Bahnstrecken reaktiviert und ein Expressbus zwischen Donauwörth und Nördlingen eingerichtet werden.

Tara Novác und Lino Krüger fordern eine Mobilitätswende für Nördlingen. Bild: Manuel Habermeier

Klimacamp startet mit Missverständnis

Doch aller Anfang ist schwer, wie die Klimacamper bereits am Sonntag erfahren mussten. Eigentlich war geplant, im Generationengarten eine Kochstelle für das Camp einzurichten. Dies war mit der Jugendarbeit Nördlingen abgesprochen, allerdings nicht mit der Stadt. „Es war ein Missverständnis von Seiten der Stadt. Eine Person hatte den Schlüssel herausgegeben, die dazu nicht berechtigt gewesen war. Der Garten ist Privateigentum der Stadt Nördlingen, weswegen Oberbürgermeister David Wittner entschieden hat, dass diese Stelle nicht dauerhaft von den Teilnehmern des Klimacamps genutzt werden darf“, erklärte das Rathaus auf Nachfrage. 

Am Montag hatte Oberbürgermeister Wittner selbst das Klimacamp besucht, dabei wurde das Missverständnis geklärt, wie Novác und Krüger bestätigten. Von solchen Anlaufschwierigkeiten wollen sich die Aktivistinnen und Aktivisten jedoch nicht verunsichern lassen – zumal die Reaktionen der Menschen und umliegenden Geschäfte im Alltag Mut machen. Zwar habe es schon einzelne Zusammenstöße mit Leugnern des Klimawandels gegeben, erklärte Novác, dies seien jedoch nur Einzelfälle gewesen. Krüger stimmte der Einschätzung zu: „Wir haben überwiegend positive Gespräche geführt. Sehr viele Menschen kamen auch mit eigenen Ideen und Forderungen auf uns zu.“

Mit bunten Plakaten und Workshops wollen die Aktivistinnen und Aktivisten auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Bild: Manuel Habermeier

Unterstützung aus der Bevölkerung

Zudem erfahre das Camp, das aktuell keine Kochmöglichkeit und als sanitäre Anlage lediglich die öffentlichen Toiletten an der Stadtbibliothek zur Verfügung hat, Unterstützung von Privatleuten. So wird unter anderem eine Duschmöglichkeit in einem Privathaushalt angeboten. Eine Erfahrung, die Krüger Mut macht. „Weil es so viele aktive Menschen gibt, habe ich Hoffnung in die Zukunft.“

Insgesamt sind aktuell um die zehn Aktivistinnen und Aktivisten am Camp beteiligt, die verschiedene Programmpunkte wie Workshops und Filmvorführungen anbieten. Im Camp selbst müssen immer mindestens zwei Personen anwesend sein. Dies ist die Mindestanzahl, um als Versammlung zu gelten, was die Grundvoraussetzung für die unbefristete Erlaubnis ist. In der Organisationsgruppe sind nach Angaben der Aktivistinnen und Aktivisten etwa 20 bis 30 Leute versammelt.

Redakteur. Unterwegs für blättle und online. Geboren in Augsburg ist er über Freiburg, Wien und München endlich im schönen Donau-Ries angekommen. Hier hat er besonders die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Sport im Blick.

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