Frauenhaus in Nördlingen

Ein neuer Ort der Hoffnung

Geräumige und gemütliche Räume bieten Platz für Mütter und Kinder. Bild: Mara Kutzner
In Nördlingen gibt es einen neuen Zufluchtsort für Frauen und Kinder, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind. Bei der Eröffnung des "Frauenhauses mit bekannter Adresse" war auch Bayerns Familien- und Sozialministerin Ulrike Scharf anwesend.

„Das Verstecken wird ein Ende haben“, sagte die stellvertretende Landrätin Claudia Marb bei der Eröffnung des neuen Frauenhauses in Nördlingen. In Bayern gibt es über 40 Frauenhäuser. Nach Fürstenfeldbruck ist die Nördlinger Einrichtung nun die zweite, deren Anschrift öffentlich bekannt sein darf. Der Verein „Projekt Frauenhaus Nordschwaben e.V.“ hat sich bewusst für dieses neue Konzept entschieden, um Frauen und ihre Kinder, die von Gewalt betroffen sind, nicht länger im Verborgenen, am Rande der Gesellschaft, leben zu lassen.

Das zentrale Motto lautet „Sicherheit durch Transparenz“. Die Verantwortlichen um die Vorsitzende Maja Pauer und ihre Stellvertreterin Ursula Kneißl-Eder wollen mit der bekannten Adresse das alltägliche Schicksal vieler Frauen in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, das Thema häusliche Gewalt offen ansprechen und die Gesellschaft für dieses Thema sensibilisieren.

Scharf: "Sicherheit steht an erster Stelle."

Auch Bayerns Ministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Ulrike Scharf (CSU), ist vom Konzept überzeugt. Am Donnerstagvormittag war sie zu Gast in Nördlingen, um die neue Einrichtung feierlich zu eröffnen. Sie betonte, dass die bekannte Adresse den Frauen helfe, „aus der Tabuzone herauszukommen“. „Die Sicherheit der Frauen steht dabei an erster Stelle“, unterstrich die Ministerin und hob die enge Zusammenarbeit mit der Polizei hervor.

Das freistehende Gebäude bietet den Bewohnerinnen umfassende Schutzmaßnahmen. Das Grundstück ist von einem hohen Zaun umgeben, und der Zugang zum Haus erfolgt nur über zwei verschlossene Türen. Im Erdgeschoss befinden sich die Büros Mitarbeiterinnen. Eine weitere, stets verschlossene Tür führt in den Wohnbereich im Ober- und Dachgeschoss. Dort gibt es acht Schlafzimmer mit Stockbetten für Mütter und Kinder, drei Bäder, eine Gemeinschaftsküche, ein Esszimmer, ein Spielzimmer sowie einen gemütlichen Aufenthaltsraum.

Zur zusätzlichen Sicherheit wird das Gebäude durch Überwachungskameras geschützt. Monitore im Haus zeigen, was sich im Außenbereich abspielt. Außerdem gibt es im Flur ein Notruftelefon mit direkter Verbindung zur Polizei.

Für Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner ist das neue Haus eine „Chance für den Neuanfang“ betroffener Frauen. Er sieht das neue Konzept als „starke Botschaft an die Gesellschaft“.

Sozialministerin Ulrike Schar im Austausch mit den Vorsitzenden vom Verein "Frauenhaus Nordschwaben e.V." Ursula Kneißl-Eder (li.) und Maja Pauer. Bild: Mara Kutzner

Frauenhausplätze werden dringend gebraucht

Vor über 30 Jahren gründeten engagierte Frauen aus Nordschwaben den Verein, und seit 1994 bietet das Frauenhaus fünf Plätze für Frauen und ihre Kinder an. Nach einem Umzug im Jahr 1999 gab es bis heute keine weiteren räumlichen Veränderungen. Doch durch den Renovierungsstau und verschärfte Brandschutzauflagen konnte das alte Gebäude nicht länger sinnvoll genutzt werden. Mängel wie fehlende Isolierung, hohe Heizkosten, Schimmelbefall, beengte Räume für Frauen, Kinder und Mitarbeiterinnen sowie unzureichende Sicherheitsvorkehrungen machten einen Umzug dringend notwendig.

Über 117 Frauen musste das Frauenhaus Nordschwaben 2022 Frauen wegen mangelnder Plätze an andere Häuser oder die Polizei verweisen. Ein weiteres großes Problem ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, der es Frauen erschwert, nach einem Neuanfang eine dauerhafte Bleibe zu finden. Dabei sind die Plätze im Frauenhaus dringend nötig: Laut polizeilicher Kriminalstatistik stieg die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt in Deutschland im Jahr 2023 um 6,5 Prozent. Insgesamt waren über 256.000 Menschen betroffen - mehr als 70 Prozent der Opfer waren weiblich.  In 65,5 Prozent der Fälle gingen die Gewalttaten von Partnern oder Ex-Partnern aus. Besonders erschreckend ist der Anstieg der Femizide: 2023 wurden laut Statistik 155 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet – 22 mehr als im Vorjahr.

Frauenhaus ist auf Spenden angewiesen

„Wir müssen alles tun, um Frauen, die von Gewalt betroffen sind, zu schützen“, betonte Ulrike Scharf bei ihrem Besuch in Nördlingen. Der Freistaat Bayern und das von ihr geführte Ministerium tragen mit Präventionsmaßnahmen und Aufklärungskampagnen ihren Teil dazu bei. Allerdings räumte die Ministerin ein, dass hier noch „Luft nach oben“ sei.

Mit Fördermitteln aus dem Ministerium kann das Personal des Frauenhauses finanziert werden. Derzeit sind dort acht Erzieherinnen und Sozialpädagoginnen beschäftigt. Ein Großteil der übrigen Kosten wird von den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen übernommen. Doch rund 10 Prozent der laufenden Kosten sowie die notwendigen Investitionen für Neuanschaffungen bleiben am betreibenden Verein hängen. Das sind etwa 30.000 Euro jährlich – eine immense Summe, die der Verein allein nicht stemmen kann. Deshalb ist das Frauenhaus dringend auf Spenden und Sponsoren angewiesen. 

Spenden und mithelfen

Spendenkonto: 

„Projekt Frauenhaus – Hilfe bei Gewalt an Frauen und Kinder e.V.“
IBAN: DE82 7206 9329 0000 1190 75
BIC: GENODEF1NOE
Raiffeisen-Volksbank Ries eG

Wer ehrenamtlich mitarbeiten möchte, erreicht den Verein hier: www.frauenhausnordschwaben.de

Betroffene erhalten von Montag bis Freitag von 9 bis15 Uhr unter 09081 8050636 Hilfe. Im Notfall sind die ehremamtlichen Mitarbeiterinnen auch rund um die Uhr erreichbar. In akuten Notfällen kontaktieren Sie die Polizei unter 110. Informationen erhalten Sie auch hier: www.frauenhaus-suche.de