18. Dezember 2018, 16:02
Theater

Eine besondere Freilichtaufführung an einem besonderen Tag

Der Stern von Bethlehem zeigt es an - Jesu ist geboren. Bild: Sabine Müller
Seit nunmehr 39 Jahren verbringen Techniker, Schauspieler und viele weitere Akteure der Freilichtbühne am Mangoldfelsen in Donauwörth den Hl. Abend gemeinsam im Freien. Nicht weil es da besonders angenehm wäre, oder weil man gerade am Hl. Abend nichts besseres zu tun hätte! So manches mal pfiff schon eiskalter Wind, lag tiefer Schnee bei Schneetreiben oder fiel gar kräftiger Regen - nein, der Grund ist ein anderer. Zu Weihnachten nämlich, und zwar jeden Hl. Abend um 17 Uhr, laden die Akteure zu einer ganz besonderen Veranstaltung ein.

Der Veranstaltungsort ist ein weitläufiger umzäunter Garten mit Obstbäumen an einem Dorfplatz idyllisch direkt bei der Kirche gelegen, und die Veranstaltung ist – ein schlichtes Krippenspiel. Geschrieben hat es Wolfgang Schiffelholz, Vorsitzender des Vereins und Spielleiter auf der Freilichtbühne vor langer Zeit selbst. Der Grund dafür war zum einen, den treuen Zuschauern der Bühne auch am Hl. Abend etwas besonderes zu bieten und zum anderen, den Kindern mit einem einfachen und klassischen Spiel den Sinn und Hintergrund des Hl. Abends näher zu bringen.

Natürlich ist es bei einem richtigen Krippenspiel mit menschlichen Akteuren nicht getan. Zwei Esel müssen schon am Nachmittag von einem fernen Bauernhof gebracht werden und ebenso eine kleine Schafherde, für die auch extra ein Pferch aufgebaut wird. Es soll ja schon alles echt wirken und was sind schon Hirten ohne Schafe oder ein Stall ohne Esel, der das Christkind wärmt und den jedes Kind von der Krippe zu Hause im Wohnzimmer kennt. Nur auf den Ochsen wird verzichtet, der würde mit dem Stall spazieren gehen. Der „schlichte“ Stall muss aufgebaut werden, Strohballen für die Krippe angeliefert und die Lichttechnik muss installiert werden, sogar ein großer Verfolgerscheinwerfer wird installiert, alles mobil auf einem großen überdachten Anhänger. Kabel werden gezogen, Mikros versteckt und sogar der große Chor, der das Spiel mit klassischen Weihnachtsliedern begleitet, erhält sein Licht. Ohne Licht keine Noten und ohne Noten kein Ton, so einfach ist das. Die Krönung aber ist ein großer Weihnachtsstern, der über der Krippe aufgeht und leuchtet, damit die Hirten und die Hl. drei Könige ihren Weg zur Anbetung an der Krippe finden. Von allen Kindern heiß erwartet aber wird der Verkündigungsengel, der (die) mit glasklarer Stimme, in weißem Engelsgewand und mit großen weißen Flügeln immer wieder höchst eindrucksvoll auftritt, und den Hirten mit seinem „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ den Weg zur Krippe weist.

Um die 600 Zuschauer finden so jedes Jahr ihren Weg zur Unzeit und bei jedem Wetter zum Krippenspiel, stehen in vielen Reihen um den Zaun, lauschen mucksmäuschenstill der Geschichte und lassen sich so eindrucksvoll auf den Hl. Abend einstimmen. Für viele ist es eine willkommene Einstimmung auf den festlichen Abend. So mancher Besucher kommt jedes Jahr, denn bei vielen ist das Krippenspiel schon seit ihrer Kindheit längst fester Bestandteil des besonderen Tages. Und die vielen Kinder? Die freuen sich ganz besonders, denn wenn sie mit Papa oder Mama nach Hause kommen, war oft schon das Christkind da und das Wohnzimmer ist verschlossen bis zur Bescherung.
Und nach dem Krippenspiel? Wird erst mal alles wieder aufgeräumt, die Tiere zurückgebracht, die Kostüme verräumt und dann geht´s ab nach Hause. Vielleicht wartet da ja auch eine Bescherung. Die undankbarste Rolle im Stück hat übrigens der König Melchior, denn der ist gänzlich schwarz im Gesicht und muss sich zu Hause erst abschminken. Dann hat auch er seinen Weihnachtsabend.
Alle Mitwirkenden sind trotz aller Mühen glücklich, denn für sie ist das Krippenspiel ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk für die treuen Zuschauer und die danken es mit großem Applaus am Ende. (pm)