Premiere

Zeitlose und bewegende Inszenierung auf der Donauwörther Freilichtbühne

Bild: Elmar Bschorer
Mit "Anatevka" bringt der Theaterverein Donauwörth ein bewegendes Stück auf die Freilichtbühne am Mangoldfelsen - aktueller denn je. Nur der strömende Regen stellte Ensembles und Publikum am Premierenabend vor so manche Herausforderung.

Das Ensembles des Theatervereins Donauwörth hätte sich für seine Saisoneröffnung auf der Freilichtbühne am Mangoldfelsen sicherlich ein anderes Wetter gewünscht. Trotz des unaufhörlichen Regens, der pünktlich zur Premiere einsetzte, ließen sich die engagierten Darsteller*innen rund um den Vorsitzenden Andreas Schiffelholz und die Regisseurin Ulrike Schweihofer nicht beirren. Mit großer Ausdauer brachten sie das Musical „Anatevka“ zur Aufführung und entführten ihr Publikum in das Herz eines kleinen ukrainischen Städtchens zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Bereits vor 33 Jahren wurde "Anatevka" auf der Freilichtbühne am Mangoldfelsen inziniert, damals noch auf dem Pausenhof der Mangoldschule. "Bittere Ironie der Geschichte dabei: Der Schauplatz der Handlung, die Ukraine, hatte damals gerade die Unabhängigkeit von der Sowjetunion erlangt, deren Nachfolgestaat Russland heute versucht, sie (wieder) unter seine Herrschaft zu bringen", heißt es im Programmheft. Die Aktualität des Stückes bleibt bestehen!

In der Neuinszenierung haben sich die Rollen und die Inszenierung selbst gewandelt. Ulrike Schweihofer, die 1991 als Hodel auf der Bühne stand, führt nun Regie. Walter Walden, einst Tevje, spielt heute den Rabbi. Auch Doris Weber (damals Zeitel) und Bernadette Lang (damals der Fiedler) sind erneut dabei, diesmal als Statisten.

"Wenn ich einmal reich wär ... "

Die Zuschauer*innen, ausgestattet mit Regenjacken und Capes, verfolgten am Freitagabend, wie der fromme jüdische Milchmann Tevje (Bernd Zoels) in seinen Tagträumen über ein besseres Leben philosophiert: „Wenn ich einmal reich wär ...“. Doch der Alltag bringt für Tevje vor allem die Herausforderung, seine fünf Töchter zu verheiraten. Besonders die drei Ältesten haben jedoch ganz eigene Vorstellungen, die nicht immer zu den traditionellen Werten ihres Vaters passen.

Die Ankunft von Perchik (Maximilian Ott), einem unkonventionellen Studenten aus Kiew, bringt zusätzliche Unruhe ins Geschehen. Seine modernen Ansichten rütteln an Tevjes Weltbild. Die älteste Tochter, Zeitel (Sandra Geist), entscheidet sich schließlich gegen die arrangierte Ehe mit dem Fleischer Lazar Wolf (Jürgen Koller) und folgt ihrem Herzen zu Mottel (Johannes Lechner), einem bescheidenen Schneider.

Plötzlich wird das beschauliche Leben in Anatevka durch politische Unruhen erschüttert. Ein brutales Pogrom zwingt die jüdische Gemeinschaft, ihre Heimat zu verlassen. Anatevka, ein Musical, das von Liebe, Tradition, jüdischer Kultur und schließlich dem Schmerz der Vertreibung erzählt, zeigt sich bedrückend zeitgemäß und hat die Zuschauer – trotz des Regens –  bewegt zurückgelassen.

Wegen starken Regens entschieden sich die Verantwortlichen, die Premiere nach dem ersten Akt abzubrechen. Die Premierengäste können das Stück am kommenden Wochenende noch einmal in voller Länge sehen.

(Unsere Bilder sind bereits bei der Generalprobe am Mittwochabend entstanden)