Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner beim Jahresabschlusskonzert der Knabenkapelle. Bild: Doris Dollmann
Bereits zum fünften Mal hatte Stadtkapellmeister Oliver Körner die musikalische Leitung beim Jahresschlusskonzert der Nördlinger Knabenkapelle. Zum ersten Mal jedoch trat der Nachwuchs der Knabenkapelle und der Stadtkapelle als fusioniertes Vororchester auf.

„Traditionen sind Zeitinseln, die dem Jahr Struktur verleihen! Und wir freuen uns jedes Jahr auf das traditionelle Jahresschlusskonzert der Knabenkapelle. Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher sind ein deutliches Zeichen für die ungebrochene Beliebtheit!“ Mit diesen Worten eröffnete Oberbürgermeister David Wittner seine Rede, in der er zahlreiche Ehrengäste der Geistlichkeit, aus Politik und Wirtschaft und nicht zuletzt die vielen Förderer, Gönner und Spendengeber sowie jede Menge „Ehemalige“ begrüßte.

Besonderes Aushängeschild der Stadt

Im nächsten Jahr feiert die Knabenkapelle ihr 100-jähriges Bestehen und ist seitdem als Botschafterin der Stadt unterwegs. Nicht umsonst trage die Auftragskomposition von Alexander Reuber deshalb den Namen „Legati“, was übersetzt so viel wie Botschafter bedeutet, erklärte Wittner.

Uraufführung Jubiläumskomposition

Mit der „Libusa-Fanfare“ von Bedrich Smetana in der Bearbeitung von Oliver Körner und der Marschfolge „Aus alter Zeit“ wurde das Publikum vorher auf die Premiere des eigens zum Jubiläum komponierten Stück eingestimmt. „Legati“ beinhalte original Zitate aus bereits vorhandenen Kompositionen, unter anderem von Georg Winkler, Stadtmusikdirektor a.D., zum Stadtmauerfest und dem Zapfenstreich und endet in dem bekannten Kirchenlied „Nun danket alle Gott!“ Ferntrompeten übernehmen die Eröffnungsfanfaren, gefolgt von den Flöten. Das Trommlerkorps wird durch ein Solo besonders hervorgehoben und soll „ein wenig die Stimmung der jungen Buben wiedergeben, die alle im Trommlerkorps anfangen – eine Mischung als Begeisterung, Aufregung aber auch den Freundschaften, die hier geschlossen werden“, ergänzte der Dirigent. Das Publikum reagierte begeistert.

Vierfachhalle im weihnachtlichen Opernrausch

Nach diesem monumalistischen Werk übernahm Jonas Mohr die Moderation und entführten die Zuhörer*innen ins alte Ägypten. Mit dem „Aida Gran Finale Secondo“ von Guiseppe Verdi, arrangiert von Stefan Schwalgin zauberte das Hauptorchester bereits Opernstimmung, die das Vororchester mit Richard Wagners bekanntem Brautchor aus der Oper „Lohengrin“ fortführte. Weihnachtlich ging es mit dem Klassiker „It's the most wonderful time of the year“ von George Wyle und Eddie Pola weiter. Vor der Pause gab es dann noch den Popsong „Shake it off“ von Taylor Swift.

Alte Tradition lebt wieder auf

Lange musste man darauf verzichten, doch heuer gab es endlich wieder die spezielle Einlage der Schlagzeuger. Man könnte es als „Pause auf dem Bau mal anders“ bezeichnen. Mit Zeitung, Eimer, Kisten und jeder Menge Rhythmus heizten die Jungs dem Publikum nach der Pause kräftig ein.

Ebenfalls poppig setze die Stammkapelle das Programm mit „Toto in Concert“ fort. Dabei soll es sich dem Vernehmen nach um die Lieblingsband von Michael Fischer, Leiter des Trommlerkorps, handeln. Hierzu hatte sich das Orchester Unterstützung von drei Ehemaligen geholt. Karsten Sell, André Schneider und Felix Schulze spielten Keyboard, Bass und Gitarre.

Vor der Verabschiedung der Ausscheider lieferte die Knabenkapelle mal wieder den Beweis, dass nicht nur Märsche und konzertante Blasmusik sondern auch moderne Arrangements zu ihren Kernkompetenzen zählen.

Der Abschied fällt schwer

Während es für 15 Buben der erste Auftritt im Großen Orchester war, war es für 8 das letzte Konzert. Mit jeweils einer kleinen Laudatio verabschiedete Körner, Moritz Eisenbarth (Klarinette), der für ein Jahr Work & Travel nach Kanada gehen wird. Hannes Geiger (Registerführer Possaune), Michael Lechner (Klarinette) und Jannik Lill (Schlagzeug) wechseln in die Stadtkapelle, Jonas Hahn (Registerführer Trompete) zur Trachtenkapelle Marktoffingen und Lukas Schwager (Tuba) nach Deiningen. Alexander Meier (Alt-Saxophon) nimmt das Studium zum Bau-Ingenieur auf und Jakob Kehrer, der beim heutigen Konzert nicht mitspielte, gibt endgültig dem Basketball den Vorzug.

Stellvertretend für alle Ausscheider bedankte sich Jannik Lill, der über 14 Jahre Teil der Knabenkapelle war. Besondere Highlights waren für ihn das „Spielen vor dem Papst“ und die Konzertreise nach Kanada sowie die Gulaschkanone, nicht zu vergessen die CD-Aufnahme für das Jubiläumsjahr 2024. Die CD konnte man bereits am Konzertabend kaufen.  Man sei aber nicht nur musikalisch sondern vor allem auch menschlich gewachsen. In diesem Zusammenhang hob Lill Tugenden wie Fleiß, Zusammenhalt, Respekt und Disziplin hervor.

Es muss nicht immer weihnachtlich enden

Zum offiziellen Abschluss standen White Christmas und Feliz Navidad auf dem Programm. Die erste Zugabe war „Winter Wonderland“. „Muss das Jahreskonzert eigentlich immer mit einem Weihnachtslied enden?", hätten die Jungs laut Körner gefragt. Die musikalische Antwort war der temperamentvolle Marsch „Valetta Rambler“. Anschließend ging es nach Baldingen in den Goldbach-Saal. Dort erhielten Eltern und Lehrer*innen ihre Abschiedsgeschenke.