Konzert

Weihnachtskantate für junge Leute

Bild: Udo Knauer
Ein Großaufgebot an Kindern, jugendlichen und erwachsenen Sängerinnen und Sängern präsentiert am zweiten Advent in der Nördlinger St. Georgskirche ein ungewöhnliches Weihnachtsstück von Klaus Wüsthoff „Weihnachtskantate für junge Leute“.

Unter der Leitung von Udo Knauer singen und musizieren der Sing@Life-Gospelchor, der Kammerchor und die Kinderkantorei St. Georg, eine Band und Solisten aus den Chören - insgesamt rund 140 Mitwirkende. Das Konzert am 8. Dezember beginnt um 17 Uhr, Einlass ist ab 16:15 Uhr. Karten gibt es bei der Tourist-Info Nördlingen und an der Abendkasse.

Der Titelzusatz „für junge Leute“ ist dem Ort der Uraufführung geschuldet. Die fand 1972 an einer Berliner Oberschule statt, wo die Verfasserin des Textes, Gisela Behm, als Musiklehrerin tätig war. Dabei ist das Stück - heute würde man es als „Poporatorium“ bezeichnen – beileibe nicht nur für junge Leute gedacht. Behm begnügte sich nicht mit der reinen Nacherzählung der Weihnachtsgeschichte, in der Gläubige, Hirten und die Weisen aus dem Morgenland (dargestellt vom Kammerchor), ein Erzähler (Oliver Böckh), Maria und Josef (Anne Kathrin-Schäfer und Kai Weeber), der Verkündigungsengel (Rebekka Hundsdorfer und Theresa Knoll), die Engelsscharen (Kinderkantorei), und Herodes (Michael Enders) zu Wort kommen, sondern bringt zusätzlich eine Gruppe von Zweiflern und Kritikern inklusive der Wirte aus Bethlehem (Sing@Life-Gospelchor) ins Spiel.

Diese Zweifler bringen den Weihnachtsfrieden erst einmal gehörig durcheinander: Mit „Schon damals gings um Geld“ entlarven sie Kaiser Augustus‘ Volkszählung. Mit „Nun  geht’s wieder los mit dem Weihnachtsrummel - wir pfeifen drauf“ nehmen sie den vorweihnachtlichen Rummel auf’s Korn und vermengen drei bekannte Weihnachtslieder, was zum Schmunzeln schräg klingt und gleichzeitig sehr nah an der Realität unserer Weihnachtsmärkte liegt. „Die Probleme der Welt löst ein Kind nicht!“, skandieren sie weiter – in Zeiten von Fridays-for-future beklemmend aktuell. Am Ende lassen sich die Zweifler doch mitnehmen, und stimmen, von der fünfköpfigen Band mit einem ordentlichen Pop-Groove versehen, in ein versöhnliches „O du fröhliche“ ein.

Klaus Wüsthoff komponierte eine Musik, in der die Pop-Stile der 1960/70er geschickt mit Elementen Klassischer Musik verschmelzen. Nach langen Jahren in leitenden Positionen beim Sender RIAS Berlin ist er bis heute als freischaffender Künstler tätig. Im Juli 2019 feierte seinen 97. Geburtstag. Voller Tatendrang macht er mit Kompositionen für den Klimaschutz mobil: Seine „Klimaglocken“ zum Beispiel wurden als „Weckruf, mehr zum Schutz des Klimas zu tun“, zu Beginn der Weltklimakonferenz 2018 von Turmglockenspielen in ganz Europa gespielt. Sein Name ist den meisten unbekannt, obwohl täglich Millionen Menschen seine kürzeste Komposition hören, die Erkennungsmelodie der „heute“-Sendung im ZDF.

Als „Vorprogramm“ zu der etwa vierzigminütigen Kantate erklingt Chormusik von Jan Sandström, John Rutter und der Amerikanerin Becki S. Mayo. (pm)