Für den Landkreis soll ein Solardachkartaster erstellt werden. Bild: pixabay
Im Jahr 2022 änderte die Bundesregierung die Gesetzeslage. Seitdem darf man PV-Anlagen mit bis zu 600 Watt Leistung aufstellen und an die übliche Haushaltssteckdose anschließen. Die Anlage muss lediglich beim Markenstammregister und beim Netzbetreiber angemeldet werden. Mit der Abschaffung der Mehrwertsteuer 2023 für PV-Anlagen wurden die Anlagen außerdem preislich attraktiver.

Dies merkt auch das Unternehmen Dr. Grob aus Amerdingen. Jeden Monat verkauft der Betrieb rund 1 000 Balkonkraftwerke in verschiedenen Größen. Ähnliche Erfahrungen machte auch Daniel Wagner vom Elektrofachgeschäft Expert Arndt aus Donauwörth. 

Balkonkraftwerke kommen aus Entwicklungsländern, wo die Anforderungen eher gering sind. Die Anlagen dort dienen vorrangig der Versorgung von kleineren Verbrauchsgeräten“, erklärt Dr. Johannes Grob, Geschäftsführer des gleichnamigen Amerdinger Unternehmens.

PV-Anlage Bild: Dr. Grob Energy GmbH

Der gelernte Maschinenbauingenieur ist seit vielen Jahren in diesem Bereich tätig. „Für Deutschland waren diese Anlagen lange wegen Unrentabilität uninteressant. Aber die Politik hat nun gegengesteuert und erlaubt Anlagen aus Modulen mit einem Wechselrichter mit maximal 600 Watt.“

Dabei gibt es keine Beschränkung der Module. „Wir haben Kunden mit einem Ost-West-Dach. Die haben vier Module auf dem Dach und einen Wechselrichter. Vormittags erzeugt die eine Seite Strom, nachmittags die andere Seite. Vorgeschrieben ist im Gesetz nur der Wechselrichter mit maximal 600 Watt.“

Mit einer App lässt sich die Leistung der Wechselrichter und damit auch die erzeugte Strommenge auslesen. 

"Eine solche Lösung gibt es auf dem Markt noch nicht"

Bei Dr. Grob kann man nicht nur die Einzelteile kaufen, sondern vor allem fertige Sets. „Wir beziehen die Einzelteile aus Fernost und stellen bei uns die Sets zusammen. Dabei achten wir auf gute Qualität. Jedes Produkt, das wir verkaufen, haben wir getestet. Wir schrauben die Wechselrichter auseinander und schauen uns die Verarbeitung an. Bei unseren Tests können wir dann auch die tatsächlichen Leistungen überprüfen und feststellen, wie die Komponenten miteinander harmonieren“, sagt Grob. Die Hersteller geben auf die Module meist zwölf Jahre Garantie, auf die Paneelen sogar 25 Jahre. Die Garantieabwicklung läuft aber über den Händler. Neben dem Handel setzt das Unternehmen aber auch auf Entwicklung. „Im Moment haben wir eine neue Halterung für PV-Module auf Flachdächern in der Endphase und präsentieren diese im Sommer 2023. Außerdem arbeiten wir an einem kleinen Speicher für den Privathaushalt“, so Grob. Er bilanziert: „Ein Balkonkraftwerk produziert tagsüber 600 Watt Strom. Davon werden rund 300 Watt direkt vom Haushalt verbraucht. Würden die überschüssigen Energiemengen gespeichert werden, kann der Verbrauch in der Nacht weitestgehend autark gedeckt werden. Eine solche Lösung gibt es auf dem Markt noch nicht, hier sehen wir große Chancen.“ 

Förderprogramme auf kommunaler Ebene

Mit einem Balkonkraftwerk können rund 15 bis 20 Prozent des Stromverbrauchs eines durchschnittlichen deutschen Haushalts selbst erzeugt werden.

In Donauwörth gibt es ein kommunales Förderprogramm, das die Anschaffung von Balkonkraftwerken fördert. Für die Jahre 2022 und 2023 stehen dafür 
35 000 Euro zur Verfügung. Die PV-Anlagen werden je nach Leistung mit bis zu 75 Euro gefördert. „Im Jahr 2022 waren die Kosten für die Balkonkraftwerke noch deutlich höher. Mit dieser Förderung wollten wir einen kleinen Beitrag zur Energiewende leisten“, erklärt der Klimaschutzbeauftragter der Stadt Donauwörth, Stefan Rösch. Bis dato wurden mit den Fördermitteln rund 160 Balkonkraftwerke gefördert. „Das sind 0,6 Anträge pro Tag“,  freut sich Stefan Rösch. Mittlerweile ist der Fördertopf aber nahezu aufgebraucht. „Wir beraten im Stadtrat aber, ob wir diese Förderung aufstocken“, so Donauwörths Oberbürgermeister Jürgen Sorré. In anderen Kommunen im Landkreis Donau-Ries werden derzeit Überlegungen angestellt, ob Förderprogramme selbst aufgelegt werden können.

Große Nachfragen nach Balkonkraftwerken

Daniel Wagner betreibt mit Jochen Seitz den Expert Fachmarkt in Donauwörth. „Wir haben uns zum Jahresanfang entschieden, diese Technik mit aufzunehmen“, erzählt Geschäftsführer Wagner. „Wir sind der erste Anlaufpunkt, wenn es um Technik und Beratung geht. Im Internet gibt es viele Angebote, aber die Beratung vor Ort ist gerade für ältere Menschen wichtig“, weiß der Unternehmer. „Deshalb bieten wir neben dem Verkauf, auch die Montage, Anschluss und Service an. Natürlich ist die Förderung der Stadt Donauwörth ein Faktor, warum sich die Kunden für diese Technik entscheiden. Damit sinken die Anschaffungskosten deutlich. Mit dem Wegfall der Mehrwertsteuer sind die Kosten für Donauwörther Bürger für die Technik um etwa die Hälfte gesunken. Das ist schon enorm und ein wichtiger Beitrag für die Energiewende“, erklärt Wagner.

Für viele Kunden sei vor allem die Unterstützung bei der Montage  entscheidend, erläutern die Inhaber. „Gerade für unsere Stammkunden bieten wir  hier verschiedene Lösungen an. Die Montage an  Balkon oder Fassade gibt es bei uns zum Festpreis von 199 Euro. Bei der Montage auf ein Dach berechnen wir nach Aufwand.“

Alexandros Septsov, Expert Arndt, hat die Anlage fachgerecht auf dem Dach montiert. Bild: expert arndt

Angebot soll noch niederschwelliger werden

Stefan Rösch verfolgt das Thema Balkonkraftwerke sehr intensiv. „Balkon-Photovoltaik soll noch niederschwelliger werden. Diskutiert wird die Streichung der Anmeldung beim Netzbetreiber oder die vorübergehende Duldung rückwärtsdrehende Zähler. Auch wird überlegt die Zustimmung der Vermieter und Eigentümer nicht mehr vorauszusetzen. Der VDE spricht sich in einem Positionspapier dafür aus, die Schwelle von 600 W(AC) zu erhöhen und den Schukostecker bundeseinheitlich als einzige Anschlussmöglichkeit zu erlauben. Sowohl das Bundeswirtschaftsministerium (Photovoltaik-Strategie), der VDE und die Konferenz der Justizministerinnen und Justizminister der Länder haben sich dem Thema Vereinfachung angenommen. Ziel des BMWK ist es, dem Bundeskabinett noch vor der parlamentarischen Sommerpause das Solarpaket I, das obige Punkte beinhaltet, zum Beschluss vorzulegen. Hiernach schließen die Beratungen in Bundestag und Bundesrat an.“

Anschaffungskosten: 589,00 Euro inkl. Versand                   
Montagekosten: 199,00 Euro (hier bei Montage durch ExpertArndt in Donauwörth)
Förderung: - 75,00 Euro  (bei Installation der Anlage in Donauwörth, verfügbare Mittel im Fördertopf vorausgesetzt.)
= Anschaffungspreis: 713,00 Euro 

Jährlicher Ertrag: 560kw/h lt. Stefan Rösch 
Eingesparte Stromkosten: 193,70 Euro pro Jahr (Preis pro kWh 34,59 Cent laut LEW vom 20.06.2023)
Amortisiert nach ca. 3,5 Jahren