11. Oktober 2021, 09:07
Waldspaziergang

Von „Jungen Wilden“ und „Alter Klasse“

Der SPD-Ortsverein Eichen im Stadtwald Donauwörth Bild: SPD
Der SPD-Ortsverein machte sich auf die Spuren alter Eichen im Donauwörther Stadtwald.

Spätsommerliche Sonnenstrahlen fielen durch das Blätterdach alter Eichen auf „Silva Terra“, den Donauwörther Naturfriedhof und Ausgangspunkt des Waldspaziergangs. Hier begrüßte der Leiter der Städtischen Forstverwaltung, Michael Fürst, den Ortsverein der SPD Donauwörth und führte die interessierten Teilnehmer*innen ein in die weit zurückliegende Vergangenheit des Donauwörther Stadtwaldes, mit seinem so einzigartigem Bestand an Alteichen.

„Ja, das ist eine wirkliche Besonderheit“, so Herr Fürst, „im Unterschied zu anderen Wäldern der Region, ist die Stieleiche hier die dominierende Baumart. Es gibt noch zahlreiche über 300 Jahre alte Eichenexemplare, die direkte Nachfahren zu den ersten Eichen sind, die sich hier nach der letzten Eiszeit vor über 6000 Jahren ansiedelten“.

Probleme der „Alten Klasse“

Jedoch – so lernen die Teilnehmenden – sei es für die Alteichen zunehmen schwierig sich zu behaupten. Die „Alte Klasse“ würde von den schneller wachsenden „Jungen Wilden“ - vor allem Buchen, Eschen und Linden - verdrängt, wenn nicht die Forstverwaltung schützend eingreifen würde. Die „Jungen Wilden“, deren Wachstum durch die Bestandteile der Luftverschmutzung sogar noch gefördert wird, schießen an den Eichen vorbei und rauben ihnen mit ihrem Blätterdach zunehmen die für die Eichen so wichtigen Sonnenstrahlen. In Folge würden sie nach und nach dezimiert und schlussendlich verschwinden. So hat die Stadtverwaltung vor einigen Jahren entschieden regulierend einzugreifen, indem die Forstverwaltung Eichen „freistellt“ und „umlichtet“, so dass sie sich ungestört fortpflanzen, wachsen, altern und schließlich absterben können. Gerade sterbenden Eichen stellen ökologische Hotspots der Artenvielfalt dar. Sie seien, so berichtet Fürst, unerlässlich für viele Tierarten wie z. B. Insekten, die sich in luftiger Höhe in Wasseransammlungen abgestorbener Stämme vermehren, oder Fledermäuse, die in Baumhöhlen leben und Spechte die in den sterbenden Stämmen brüten.

Spuren der Vergangenheit

Fürst lenkt beim Spaziergang die Aufmerksamkeit auch auf Zeugen jüngerer Vergangenheit: so erkennt man bei genauerem Hinschauen Dellen im Waldboden unter jüngeren Bäumen, wo in wucherndem Gestrüpp Wassertümpel entstehen. Es sind dies verbliebene Zeugen von Bombenabwürfen während des letzten Weltkrieges. So berichtet Fürst auch von Baumstämmen, die noch heute die Schrapnelle dieser Bomben in sich tragen – sehr zum Leidwesen der Sägewerke.

Abschließend weist der Stadtförster noch auf die Bedeutung des Stadtwaldes für den „passiven Hochwasserschutz“ hin. Infolge zunehmend auftretenden Starkregens sei es wichtig, die Regenmengen zwischen zu speichern, bevor sie schlussendlich in die Donau gelangen. Dies gewährleistet gezielte Aufforstung, aber auch Auslegung und Pflege der Entwässerungsgräben neben den Waldwegen. Die Teilnehmer*innen des SPD-Ortsvereins verabschieden sich von Michael Fürst, dankbar für die vielen neuen Erkenntnisse und werden sich beim nächsten Waldspaziergang mit geschärftem Blick auf die Suche nach Methusalem-Eichen und sterbende Biotop-Eichen machen – und vielleicht sogar einen Specht entdecken, der unter Wasser brütet. (pm)