Da Einschlagskrater eine der häufigsten geologischen Strukturen auf planetaren Körpern, wie dem Mond oder dem Mars, darstellen, war das Nördlinger Ries erneut ein ideales Trainingsgebiet. Der Geopark Ries war die erste Station des sogenannten PANGAEA Projekts 2018. Der Rieskrater ist vor ca. 15 Millionen Jahren durch die Kollision eines etwa 1 Kilometer großen Asteroiden mit der Erde entstanden und weist einen Durchmesser von ca. 25 km auf. Er gehört weltweit zu den besterhaltenen Kratern dieser Größenordnung. Die ESA-Astronauten bekamen aufgrund der exzellenten Erhaltung des Rieskraters und seiner Auswurfdecke einen idealen Einblick in die Morphologie und Geologie einer Impaktstruktur.
Die Ausbildungsorte für das Geologie-Trainingsprogramm des PANGAEA-Programms waren zahlreiche Geotope im Geopark Ries wie z. B. auch der Riegelberg mit seinen weltberühmten Ofnethöhlen. Der Riegelberg als größter Megablock im Rieskrater zeigte den Astronauten eindrücklich die ungeheure Kraft eines Impaktereignisses, die es ermöglicht dass selbst solche gewaltigen Gesteinsblöcke binnen weniger Sekunden bewegt werden können und eine geologische Ausgangssituation so nachhaltig verändert werden kann, dass alle Gesteinsformationen bunt durcheinander gemischt werden und völlig neue Gesteinstypen gebildet werden. Der Besuch der Ofnethöhlen war eine spannende Ergänzung des Trainings, da man hier sowohl die intensive Breccierung eines Kalk-Megablocks als auch seine Verkarstung studieren konnte.
Die geologische Ausbildung soll es den Astronauten bei ihren späteren Missionen ermöglichen, eine exakte Beschreibung der geologischen Situation auf dem von ihnen besuchten planetaren Körper durchzuführen, die es dann dem fachkundigem Bodenpersonal ermöglicht, ein genaues Bild der Geologie vor Ort zu erhalten.
Die Feldexkursion in den Rieskrater wurde von der Geologin des Geoparks Ries, Gisela Pösges, unterstützt. Als Ergänzung hatten die Teilnehmer auch das RiesKraterMuseum besucht und im ZERIN (Zentrum für Rieskrater- und Impaktforschung Nördlingen) zahlreiche Gesteinsbestimmungsübungen durchgeführt. Außerdem erhielten sie u. a. von Prof. Harald Hiesinger, Planetologisches Institut der Universität Münster, ausführliche Informationen über die Mondgeologie.
Astronaut Thomas Reiter zu Gast im Geopark Ries
Unter den rund 15 Trainingsteilnehmern waren u. a. der ehemalige ESA-Astronaut Thomas Reiter, der russische Kosmonaut Sergei Kud-Sverchkov sowie Aidan Cowley, Science Officer im Astronautenzentrum der ESA mit Sitz in Köln.
Thomas Reiter war der bekannteste Teilnehmer des Trainings. Er studierte an der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg (Oberbayern) Luft- und Raumfahrttechnik und beendete sein Studium dort als Diplom-Ingenieur im Dezember 1982. Am 15.05.1992 wurde er von der ESA als Astronaut ausgewählt. Thomas Reiter führte zwei Raumflüge durch, einmal zur russischen MIR-Station und zum anderen zur internationalen Raumstation (ISS). Mit einer Zeit von über 350 Tagen im All ist er der europäische Astronaut mit der meisten Erfahrung im Weltall.
Er zeigte sich sehr beeindruckt vom Rieskrater mit seinen einmaligen Aufschlussverhältnissen, der für ihn ein ideales Trainingsgebiet darstellte und war sehr erfreut über die tolle Unterstützung vor Ort. Aidan Cowley kommentierte das geologische Feldtraining folgendermaßen: „Who knew that hitting rocks with hammers could be so educational!“ (Übersetzung: Wer hätte gedacht, dass „Steine klopfen“ so lehrreich sein kann!“). Landrat und 1. Vorsitzender des Geopark Ries e.V., Stefan Rößle, ist stolz, dass der Geopark Ries mit Gisela Pösges diesem hohen Besuch eine fachkundige Begleitung zur Seite stellen konnte. (pm)