"Das ist eine wirkliche Sauerei", schimpft Joachim Tomaschewski, als wir ihn am Mittwochabend am Telefon erreichen. Gestern hat er erfahren, dass mehrere Filialisten ihre Parfümerien geöffnet lassen und sich auf die Ausnahmegenehmigung berufen, es handelt sich bei den Geschäften um Drogerien. "Das führt das ganze System des Herunterfahrens ad absurdum und zeigt die Profitgier der Konzerne." Tomaschewski führt in Süddeutschland mehrere Parfümeriefilialen und hatte sich bereits während des Lockdowns im Frühjahr sehr kritisch gegenüber der Firma Müller geäußert, wo das Drogeriesortiment nur einen kleinen Teil der Fläche einnimmt. "Das nun große Ketten wieder Schlupflöcher suchen, finde ich im höchsten Maße bedenklich und läuft dem Gedanken zur Eingrenzung der Pandemie entgegen," so der Donauwörther Unternehmer abschließend.
Ähnlich sieht es auch seine Kollegin Andrea Kunzmann. Die Augsburgerin betreibt insgesamt neun Filialen, sieben im Raum Augsburg und die zwei Parfümerie Finck-Filialen in Nördlingen. "Man kann über Corona denken, was man will. Aber wir haben diese Regelungen nun und wir müssen uns daran halten. Nun muss die Politik zu ihrem Wort stehen, dass es keine Schlupflöcher gibt", echauffiert sich die Augsburgerin. In Ihrer Heimatstadt waren am Mittwoch mehrere Betriebe von Wettbewerbern unter dem Deckmantel, es handelt sich um Drogerien geöffnet. "Das ist reine Profitgier und für mich kommt es auf keinen Fall in Frage, meine Filialen zu öffnen. Wir haben diese Pandemie und wir müssen nun alle zusammen stehen. Wir haben im Moment mehrere hundert Tote am Tag und ich will meine Mutter und meiner Großmutter nicht verlieren," schäumt die Unternehmerin, die nun hofft, dass die geöffneten Betriebe von Seiten der Politik zeitnah geschlossen werden und auch Bußgelder erhoben werden. "Die Politik muss nun zu ihrem Wort stehen und auch empfindliche Strafen für die verhängen, die sich über geltendes Recht hinweg setzen", so Kunzmann abschließend.
Harsche Kritik aus der Politik
"In den letzten 24 Stunden sind fast 1.000 Menschen in Deutschland mit einem positiven Covid-19-Test verstorben. Jetzt in dieser Lage internationale Unternehmen mit einer Rechtsabteilung nach Schlupflöchern zu suchen, während der heimische Mittelstand den Lockdown unterstützt ist schäbig," erklärt Dr. Fabian Mehring, der als Abgeordneter der Freien Wähler im Landtag sitzt und das Verhalten der Konzerne nicht nachvollziehen kann. Im Gespräch mit uns kündigte er an, dieses Agieren auch an die zuständigen Behörden zur Überprüfung weiter zu geben.
Auch in der Staatskanzlei wurde das Thema bereits behandelt. Eine Sprecherin von Ministerpräsident Dr. Markus Söder macht die Rechtslage deutlich: "Parfümerien müssten mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes im erlaubten Bereich, also mit Waren des täglichen Bedarfs erzielen was unrealistisch ist. Deshalb gilt, dass geöffnete Filialen im Freistaat Bayern ebenfalls schließen müssen", so die Aussage, die den Rechtsrahmen klar regelt. Ob Bußgelder verhängt werden, weis die Sprecherin nicht. "Das entscheiden die Kreisverwaltungsbehörden vor Ort. Es ist aber davon auszugehen," so die Sprecherin abschließend.
Douglas schließt alle Filialen
Nun hat sich auch das Unternehmen Douglas geäußert und die Entscheidung, Filialen als Drogeriebetriebe zu führen zurückgenommen. In einer Mitteilung hat das Unternehmen sich für den Schritt entschuldigt und mitgeteilt, die Geschäfte heute nicht mehr zu öffnen.