Gemeinderat

Klimaneutralität durch regionale Projekte

Die Photovoltaik-Anlage der Firma SÜDWERK im Gemeindegebiet von Hainsfarth. Bild: R. Kaußler
Hainsfarth könnte die erste energie-autarke Gemeinde der Region werden.

Die Gemeinde Hainsfarth könnte sich zeitnah in einer regionalen Vorreiter-Rolle wiederfinden. Bei einem kürzlich mit dem Gemeinderat abgehaltenen Workshop „Energie-Steckbrief für die Gemeinde Hainsfarth“ konnte in Zusammenarbeit mit den Firmen GP-Joule-Think GmbH & Co.KG aus Buttenwiesen (GPJ) und Südwerk Projektgesellschaft mbh aus Burgkundstadt in detaillierter Kleinarbeit der kommunale Weg in die Energiewende bzw. sogar Klimaneutralität skizziert werden.

Bürgermeister Klaus Engelhardt hat die Vision, als Ergebnis der gemeinsamen Planungen seinen Bürgern eine der ersten „energie-autarken“ Gemeinde der Region anzubieten.

Die Herren Cavric und Freitag von GPJ haben nach einer Erwartungs-Abfrage unter den zahlreich anwesenden Gemeinderatsmitgliedern das bereits im Einsatz befindliche PEM-Elektrolyse-Verfahren vorgestellt, wobei optimalerweise im Gemeindegebiet erzeugte erneuerbare Energie und regionales Wasser zum Einsatz kommen. Im Ergebnis steht Wasserstoff, grüne Wärme und Sauerstoff zur Verfügung. Das Fazit hierzu: „Das Segment der Elektrolyse muss auf jeden Fall kommen“.

Laut GPJ werden momentan leider alle Energie-Sektoren (Kfz, Wärme, Strom) separat betrachtet: „Um die Energiewende zu schaffen, müssen diese Sektoren intelligent kombiniert werden“ (Sektoren-Koppelung), allerdings muss zum Angebot auch eine Nachfrage vorhanden sein, um das System wirtschaftlich betreiben zu können. In einem weiteren Schritt waren die Möglichkeiten in der Gemeinde zu eruieren, wobei die Infrastruktur die wichtigste Voraussetzung darstellt: „Die vorhandene große Photovoltaik (PV)-Anlage könnte die größte Chance zur Primärstrom-Erzeugung im Gemeindegebiet sein“: Anschließend erläuterten die Firmen-Repräsentanten zum Thema „Nahwärme“ die optimale „Investition in die Zukunft“ am Beispiel des Ortsgebietes von Hainsfarth mit 469 Anschlussmöglichkeiten, einer gewünschten Anschluss-Quote von mindestens 50 % und mit den möglichen Trassierungen. Für Hainsfarth wäre mit einer Gesamttrasse mit 11.345 m, davon 02.350 m für Hausanschlüsse und einer Jahresenergiemenge von 5.800 MWh zu planen. Die Firma würde bei der Finanzierung auf eigenes Risiko in Vorleistung gehen. Grundsätzlich stehen zwei vorprojektierte Konzepte zur Verfügung: Entweder mit ausschließlichem Zukauf von Bio-Methangas für ein Blockheizkraftwerk oder mit Zukauf sowie mit regenerativ erzeugtem Strom aus einer örtlichen PV-Anlage. „Wärme ist der größte Hebel zur Klimaneutralität bei Haushalten“, so Herr Cavric.

„Wir müssen uns für die Zukunft was überlegen“

Bgm. Engelhardt betont, dass wir uns für die Zukunft was überlegen müssen, wenn die Biogas-Anlagen wegfallen und fordert eine konkrete Kalkulation der Firma GPJ, die zeitnah der Bevölkerung vorgestellt werden kann.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung können die Herren Kohles von der Firma SÜDWERK in Hainsfarth begrüßt werden, welche auf dem Gemeindegebiet bereits eine größere PV-Anlagen betreiben. Sie stellen die aktuellen gesetzlichen Grundlagen sowie die technischen Entwicklungen bzw. Möglichkeiten zum Thema „Klimaneutralität“ dar: „Es wird nicht um eine Stromwende sondern um eine Energiewende mit Sektorenkoppelung gehen müssen“. Im Detail wird hierbei der Vorteil der PV-Anlagen der Windenergie gegenüber in den Vordergrund gestellt und die Ergänzung der PV-Felder durch Batteriespeicher beworben, um – unter Verweis auf ihre „Netzverantwortlichkeit“ – den Netzbetreibern die Energie auch nachts abgeben zu können. Außerdem ist es den Gästen ein Anliegen, die Auswahlkriterien für geeignete Flächen offenzulegen, den einfachen und vollständigen Rückbau der Felder nach Pachtende zu bewerben und auf die Wiederverwertbarkeit der PV-Platten von inzwischen zu 90 % hinzuweisen. Der BBV-Obmann Anton Trollmann äußert seine Befürchtung zu künftigen Problemen junger Landwirte bei der Flächen-Zupachtung, wenn derart viel Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen würde und die Pachtpreise entsprechend steigen dürften. Herr Kohles sen. verspricht, nicht die gesamte Gemeinde zupflastern bzw. vorrangig nach Stillegungs-, Wasserschutzgebiets- und „Rote-Liste“-Flächen zu suchen. Darüber hinaus sind für jeden betroffenen Landwirt bzw. Grundeigentümer immer Ersatz- oder Ausgleichsflächen innerhalb von 24 Monaten gefunden worden, wenn gewünscht: „Wir wollen Existenzen schützen“.

Ein weiterer Themenblock sind die momentan hinderlichen Regularien der Netzbetreiber: „Die Zukunft muss es sein, Energie direkt an Abnehmer zu liefern“.

Bgm. Engelhardt beschließt diesen Veranstaltungstag mit dem Aufruf: „Wir sind bereit, wir wollen etwas tun“ und betont ausdrücklich, dass es vorrangig der Einbeziehung der Bevölkerung, Flächeneigentümer und der Landwirte in einer separaten Zusammenkunft bedarf. Nur so kann gemeinsam die energie-autarke Gemeinde Hainsfarth gelingen. (pm)