Der Karfreitag ist in der Nördlinger St. Georgskirche auch immer ein Anlass für eine größere musikalische Aufführung. In den letzten beiden Jahren herrschte in der Passionszeit coronabedingt Stille – abgesehen von musikalischen und gottesdienstlichen Online-Beiträgen. Auch Anfang dieses Jahres war noch nicht klar, was musikalisch möglich sein würde. Dennoch hat sich KMD Udo Knauer, der Kantor von St. Georg, mit seinem Kammerchor in den vergangenen Wochen ein anspruchsvolles musikalisches Ziel gesetzt, das nun auch realisiert werden kann.
Achtzig Jahre war Heinrich Schütz alt, als er die „Historia des Leidens und Sterbens unseres Herrn und Heiland Jesu Christi nach dem Evangelisten Matthäus“ schrieb. Sie erklang erstmals am Sonntag Judica 1666 in der Dresdner Schlosskirche. Ein reifes Alterswerk, in dem sich der Komponist musikalisch auf das Wesentliche beschränkt und gerade dadurch einen äußerst intensiven Ausdruck in der Beziehung von Wort und Ton erzielt. Schütz‘ a-cappella-Werk steht in der Tradition der responsorialen Passion, die wiederum in der auf verschiedene Personen aufgeteilten gesungenen biblischen Lesung im Gottesdienst ihren Ursprung hat, und das bedeutet, dass in dem knapp eine Stunde dauernden Werk, umrahmt von Einleitung und Schlussmotette, ausschließlich der biblische Passionstext vertont ist.
Die Hauptrolle kommt dem Evangelisten zu. Er wird gesungen von Mattis Jensen, 25 Jahre jung, der nach dem Abitur und seiner Zeit beim Windsbacher Knabenchor Lehramt Musik mit dem Hauptfach Gesang an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg-Erlangen studiert. Er ist auch Gründungsmitglied des Männerensembles „Sonat Vox“. Das Ensemble konnte bereits einige nationale Erfolge feiern, wie beispielsweise den 1. Platz beim Deutschen Chorwettbewerb 2018 in der Kategorie „Bestes Männerensemble“. Es war auch schon mehrfach in Nördlingen zu Gast.
Die Partie des Jesus übernimmt Johannes Bomhard. Nach dem Abitur in Ansbach, einem begonnenen Philosophie-Studium und einer Zeit als freischaffender Musiker hat es ihn nach Hamburg gezogen, wo er seit 2018 ebenfalls Schulmusik studiert. Konzertreisen mit dem Audi-Jugendchor führten ihn nach Italien, Singapur und Taiwan.
Die weiteren, kürzeren Rollen des Petrus, Pilatus, Judas und anderen Personen werden von Mitgliedern des Kammerchors gesungen. Der Chor übernimmt neben der Einleitung und der Schlussmotette in zwanzig motettischen Sätzen die Rollen der handelnden Gruppen: Hohepriester und Schriftgelehrte, Jünger, Kriegsknechte, das jüdische Volk u.ä.
Die Leitung liegt in Händen von Udo Knauer, den liturgischen Rahmen übernimmt Pfarrer Martin Reuter. Es gelten die aktuellen Coronaregeln für Gottesdienste. (pm)