Neben mehreren Hundert Landfrauen konnte sie zahlreiche Vertreter aus Politik und Wirtschaft begrüßen. Sie richtete den dringenden Appell an die Politik, nicht auf den Import von Lebensmitteln aus Ländern zu setzen, die die in Deutschland geltenden strengen Auflagen nur teilweise erfüllten. Außerdem sei Landwirtschaft mehr als nur die Produktion von Nahrungsmitteln, sondern auch Brauchtum und Kultur. „Die Landwirtschaft ist ein Herzstück Bayerns“, so Binger. Deshalb solle man die Vielfalt stärken, die Landwirtschaft unterstützen und den Boden sichern. Sie sprach sich auch für einen verpflichtenden Besuch eines Bauernhofes für Kinder aus. Es sei außerdem erschreckend, dass in der ersten Münchener Kita kein Fleisch mehr angeboten werde. Danach ging sie auf die Geschichte der Landfrauenarbeit ein, die 1947 ihren Anfang nahm. 1949 wurde die 1. Landfrau gewählt.
Teamwork in der Bibel
Binger zeigte sich erfreut über die hervorragende Teamarbeit der vergangenen acht Monate. Das Thema „Team“ nahm der Donauwörther Dekan Frank Wagner auf, denn, wie er erzählte, gäbe es auch in der Bibel viele erfolgreiche Teams, angefangen von Moses und den 40 Weisen über Jesus mit seinen 12 Jüngern bis hin zum Apostel Paulus, der in einem seiner Briefe an die Korinther von vielen Gaben und einem Geist schreibt. Eröffnet und musikalische umrahmt wurden Frauentag und Gottesdienst vom Landfrauenchor unter Leitung von Andrea Meggle.
Erheiternde und mahnende Grußworte
Landrat Stefan Rößle hatte diesmal ein Grußwort der besonderen Art: In Gedichtform verlas er, was die Landfrauen so alles leisten. Recherchiert hatte er offensichtlich bei Kreisobmann Karlheinz Götz, denn auf seinem Hof durfte er einen ganzen Tag verbringen. Vom Frühstück über das Bestellen eines Feldes bis hin zum Noteinsatz des Tierarztes wegen einer kranken Kuh.
Hausherr Bürgermeister Christoph Schmidt erinnerte sich, wie er sich als Schüler immer auf den Landfrauentag gefreut habe. „Wir durften da immer beim Auf- und Abbauen helfen, und das war natürlich viel besser als Mathe“.
Götz beklagte die Düngeverordnung, es sei nach seinen Worten so, „wie wenn einer zu schnell fährt, und alle anderen werden bestraft.“ Auch die Flächenstilllegung prangerte er an. „Beste Flächen werden stillgelegt. Wir müssen dort Lebensmittel produzieren, wo etwas wächst!“ die 2.300 Betriebe im Landkreis müssen zusammenhalten, so Götz. Die Landfrauen bezeichnete er als Managerin für Haus, Hof und Familie und zollte ihnen höchsten Respekt und Dank.
Wer lacht, hat mehr vom Leben
Man kennt ihn eigentlich als eine der schrulligen fränkischen älteren Damen. Seit Jahren verkörpert der Kabarettist Volker Heißmann die zittrig naive Mariechen Bezold. Gemeinsam mit Waltraud Lehneis, dargestellt von Martin Rassau, nehmen die beiden Rentnerinnen so gut wie alles auf's Korn. In Harburg jedoch zeigte Heißmann als Festredner sein Soloprogramm: „Wer lacht, hat mehr vom Leben“.
Nachdem die Kreisbäuerin zunächst, der Aufregung geschuldet, ihn als Frankreich's bekanntesten Entertainer ankündigte, legte Heißmann gleich mal in mehr oder weniger perfektem Französisch los und hatte damit schon mal die Lacher auf seiner Seite. Sein Lebensmotto verkündete er aber dann in gewohnt Fränkischem Dialekt. „Wer kaan Spaß versteht, der soll sich a Blumenstöckle kafa, afn Friedhof gehn und wadden, bis er dran is!“ Landrat Rößle würde er als Aushilfskomiker in Veitshöchheim verpflichten, denn dort hatte er mit Rassau seinen Durchbruch. Wie er erzählte, habe seine Mutter während der ganzen Schwangerschaft immer gelacht, und am Tag vor seiner Geburt am 9. März 1969, wurde die erste Peter Alexander Show ausgestrahlt. Und er beschloss, aus seiner engen feuchten Einzimmerwohnung auszuziehen. „Da will i raus, des will i sehn!“ Eine Lachsalve folgte auf die andere. Von der Maria im Krippenspiel, die er bis zu seinem Stimmbruch mit 16 Jahren spielte, war es zum Mariechen nicht weit. Mit viel Wortwitz unterhielt er das Publikum und forderte es auf, mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen. Schon zwei Minuten Lächeln würden Glückshormone freisetzen und lächelnde Menschen würden sich nicht bekriegen. Er ging sogar soweit zu behaupten, dass Kühe mehr Milch geben würden, wenn man sie anlächelt.
Stöbermeile und Pfarrer-Band
Neu war in diesem Jahr die sogenannte Stöbermeile, bei der zahlreiche Ausstellerinnen Selbst-Hergestelltes nicht nur ausstellten, sondern auch zum Verkauf anboten. In der Mittagspause waren die Stände kaum mehr zu sehen, weil der Andrang so groß war.
Brigitte Steinle vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten rührte die Werbetrommel für den neuen Studiengang, der im Herbst in Wertingen angeboten wird.
Dass Teamwork nicht bedeutet: „Toll, ein anderer machts“ stellte die stellvertretende Kreisbäuerin Susanne Löfflad noch einmal fest. „Einen solchen Tag zu organisieren, braucht viele helfende Hände. In diesem Zusammenhang bedankte sie sich bei ihrem Team, den Standbetreibern, Ausstellerinnen und
natürlich auch bei den Gästen. Der Nachmittag diente vor allem dem „Ratschen“, denn schließlich musste der Landfrauentag coronabedingt auch mehrmals ausfallen und man hatte sich lange nicht gesehen. Für Musik sorgte die „Rieser Pfarrers-Band“: Klaus Haimböck, Tomasz Swat, Uli Tauber, Samuel Beck und Mike Tschiboc spielten guten alten handgemachten Rock, allerdings mit etwas anderen Texten. So wurde aus „Cocaine“ von Eric Clapton „Jesus Christ“ und „Westerland“ von den Ärzten zum Anti-Zoom-Song.