Die Stimmung im Landkreis Donau-Ries ist demnach deutlich schlechter als in Bayerisch-Schwaben, wo der Index bei 113 Punkten liegt. „Die Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage etwas besser als noch zum Jahresbeginn“, sagt Andreas Dirr, IHK-Regionalvorsitzender Donau-Ries. Doch das genügt nicht, um die Stimmung spürbar aufzuhellen: „Die Erwartungen sind pessimistischer als noch bei der vorherigen Umfrage. Dies wirkt sich auf die Investitionsabsichten der Unternehmen im Inland aus, die rückläufig sind. Dazu kommt, dass Arbeits- und Fachkräfte fehlen und die Energie- und Rohstoffkosten international weiterhin nicht wettbewerbsfähig sind. Wenn die Politik nicht schnell handelt, droht unserem Standort ein schleichender Verlust seiner industriellen Substanz“, so Dirr.
Negative Erwartungen drücken auf die Stimmung
Über die IHK-Konjunkturumfrage werden dreimal jährlich die aktuelle Geschäftslage sowie die Erwartungen der Unternehmen abgefragt, die zusammen den IHK-Konjunkturindex bilden. Demnach haben sich die Erwartungen im Landkreis Donau-Ries mit Blick auf die vorherige Umfrage spürbar verschlechtert. 28 Prozent rechnen damit, dass sich ihre Geschäftslage verschlechtert (zuvor 27 Prozent).
Lediglich 7 Prozent blicken positiv in die Zukunft. Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage hingegen hat sich im Frühjahr 2023 leicht verbessert. 31 Prozent der befragten Unternehmen berichten von einer derzeit guten Geschäftslage, zu Jahresbeginn waren es noch 21 Prozent.
Risiken bleiben Arbeits- und Fachkräftemangel sowie Energiepreise
„Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist in der Risikobewertung angestiegen und stellt gemeinsam mit den Energie- und Rohstoffpreisen mit jeweils 65 Prozent das derzeit größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung dar“, so Oliver Stipar, Regionalgeschäftsführer der IHK Schwaben.
Die Bedeutung der Energie- und Rohstoffpreise ist für die Unternehmen weiterhin hoch, jedoch in ihrer Intensität rückläufig. Eine sinkende Inlandsnachfrage, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und steigende Arbeitskosten sind für rund jedes zweite Unternehmen ein wirtschaftliches Risiko.
Vorbildlicher Arbeits- und Ausbildungsmarkt
Die wirtschaftlichen Risiken kommen besonders zum Tragen, wenn man die Lage am Arbeits- und Ausbildungsmarkt im Landkreis Donau-Ries betrachtet. Die Arbeitslosenquote lag hier im April bei 2,0 Prozent, was Vollbeschäftigung bedeutet. „Aus Sicht der Menschen ist es erfreulich, dass es viele freie Arbeitsstellen gibt. Für unsere Unternehmen bedeutet dies aber, dass das Arbeitskräftereservoir nahezu aufgebraucht ist. Bis neue Stellen besetzt werden können, vergehen oft viele Monate“, erklärt Dirr.
Ähnlich sieht es bei der dualen Ausbildung aus. Im Landkreis Donau-Ries ist die Ausbildungsbereitschaft weiterhin sehr hoch. „Die Unternehmen würden aber noch mehr ausbilden, wenn sich mehr junge Menschen bewerben würden“, erklärt Dirr.
Schwächelnde Investition sind ein Alarmzeichen
Der IHK-Konjunkturumfrage zufolge äußert nur ein geringer Teil der Unternehmen Investitionsabsichten. Schon der Kriegsausbruch in der Ukraine bremste die Investitionen vor einem Jahr aus. Auch steigende Finanzierungskosten sowie Unsicherheiten bezüglich regulatorischer Vorgaben etwa bei der ökologischen Transformation lassen keine weiteren Impulse erwarten. Dazu kommt, dass mit 62 Prozent der Großteil der Investitionen in Ersatzbeschaffungen fließt.
IHK-Regionalvorsitzender Andreas Dirr warnt: „Der von uns erhoffe Investitionsschub bleibt weiter aus, was uns alle Sorgen machen sollte. Wenn Unternehmen immer öfter im Ausland investieren, verliert unser Produktionsstandort schleichend, aber doch beständig an Substanz.“
Die Politik muss jetzt handeln
Damit der Wettbewerbsnachteil der Region im Vergleich zum Ausland nicht zu groß wird, fordert die Wirtschaft von der Politik konkrete Schritte „Die Politik muss jetzt endlich unsere Infrastruktur modernisieren, den Bürokratieabbau nicht nur ankündigen, sondern auch anpacken, die Steuerlast auf ein international vergleichbares Niveau bringen, verlässliche Regeln für die digitale und energetische Transformation aufstellen und alle in- wie ausländischen Potentiale für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt heben. Das sind alles Aufgaben, die nicht neu sind, aber teilweise seit Jahrzehnten aufgeschoben werden“, so Dirr abschließend. (pm)