Der Geschäftsführer der gemeinnützigen Organisation Paten der Nacht referierte kurzweilig und laienverständlich zum Thema Lichtverschmutzung. Darunter versteht man die Aufhellung der Nacht durch künstlich erzeugtes Licht.
Zu viel oder oft auch falsch ausgerichtetes Licht führen zu Über- und Fehlbeleuchtung.Dazu kommt, dass das in den Himmel ausgestrahlte Licht durch in der Luft schwebende Partikel gestoppt und wieder Richtung Erde zurückgeschickt wird. Es bilden sich sogenannte Lichtglocken, die - je nach Größe der Siedlung – riesig sein können. Die Lichtglocke von München beträgt 200 Kilometer, die von New York sogar 800 Kilometer.
Die Folge: Es wird immer heller! Prozentual gesehen nimmt die Helligkeit in Europa jährlich 6 Prozent zu, weltweit sogar 10 Prozent. Dies führt zu einem visuellen Verlust des nächtlichen Sternenhimmels: Von den 6.000 Sternen, die am Nachthimmel eigentlich mit bloßem Auge zu erkennen sind, können in München nur 150 Sterne gesehen werden. In New York ist dies gar nicht mehr möglich.
Weitere Auswirkungen sind Energieverschwendung durch Fehlbeleuchtung und eine Störung des Hell-Dunkel-Rhythmus von Lebewesen. Deshalb stellt der Lichtexperte die Frage: „Warum machen wir draußen nicht einfach das Licht aus, wenn wir ins Bett gehen – so wie drinnen auch?“
Immer wieder wirft Philipp die Frage nach dem Sinn einer dauerhaften Beleuchtung der Nacht auf. Nur ein Viertel der deutschen Kommunen verzichtet darauf, obwohl es kein Gesetz für nächtliche Straßenbeleuchtung gibt. Eine wesentliche Reduktion der Lichtverschmutzung kann – da gibt sich der Fachmann realistisch – aber nur mit gesetzlichen Regelungen gelingen.
Im Laufe seines Vortrags zeigt er sechs Kriterien für schonende Außenbeleuchtung auf. Zum einen geht es um die Intensität: Muss das Licht wirklich so hell sein? Die Ausrichtung des Lichts nach unten ist ebenso wichtig wie die Farbe. Möglichst gelbliche Töne sind die richtige Wahl. Ein weiterer Faktor ist die Montagehöhe des Lichts. Hier bietet sich großes Einsparpotenzial bezüglich der Energie, beispielsweise bei Straßenlaternen.
Zur Erreichung der gleichen Helligkeit am Boden ist bei halber Höhe nur ein Viertel der Leistung nötig. Bei der Dauer geht es darum, den Einsatz von Lichtquellen zeitlich einzugrenzen, beispielsweise durch Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhren. Das eigentlich wichtigste Kriterium ist aber die Notwendigkeit: Der Einsatz von Licht sollte nur erfolgen, wenn dies wirklich erforderlich ist. (dra)