„Was ich in dieser Situation gelernt habe. Vertrau nicht auf oben, sondern hilf dir selber. Mit Freunden, Kollegen und Familie", erklärt Sebastian Frey zu Beginn des Besuchs der Ministerin auf seinem Hof. Auf seinem Betrieb hat er mit seinen Eltern 160 Rinder. Am Samstag wurden die Jungtiere evakuiert, am Sonntag die Evakuierung der Milchkühe organisiert. Bis Sonntag waren die Schwaigen nicht betroffen, Gerüchte über einem Dammbruch veranlassten Frey allerdings die Tiere vollständig zu evakuieren. „Vielen Dank an die acht Betriebe, die sich um unsere Tiere kümmern. Das ist ganz große Solidarität,“ erklärte er und kritisiert zeitgleich die Vorgehensweise während des Hochwassers. „Wir konnten keine Sandsäcke ordern, wir konnten keine Feuerwehren zur Unterstützung alarmieren. Wir konnten nur auf unsere Heimatgemeinde zählen.“ Diese Vorwürfe nahm Landrat Stefan Rößle auf. „Wir haben ein furchtbares Hochwasser erlebt und konnten dabei auf 3.600 Einsatzkräfte zählen, die ihr Bestes gegeben haben", so der Landrat. „Zwischenzeitlich haben uns Prognosen für ein deutlich höheres Hochwasser erreicht. Darum mussten über 3.000 Menschen evakuiert werden.“ Anschließend nahm er zur Kritik Stellung, dass die Sandsäcke nicht geliefert wurden. „Mir persönlich war diese Situation bislang nicht bekannt. Hier werden wir natürlich nachforschen, was genau vorgefallen ist. Alles weitere besprechen wir in den nächsten Wochen und Monaten gemeinsam.“
„Wir wollen helfen!“
„Männer und Frauen tun Tag und Nacht alles, um zu helfen", erklärte Ministerin Kaniber beim Vorort-Termin. Sie selbst war 2021 in ihrer Heimat - dem Berchtesgadener Land - von einem Hochwasser betroffen. Deshalb wisse sie genau, welch großen Einsatz alle Helferinnen und Helfer leisten würden. „Vielen Dank an alle Helferinnen und Helfer, ob mit Blaulicht oder ohne. Und natürlich Danke an die Bauernschaft, die nicht nur selbst betroffen war, sondern auch mit schwerem Gerät geholfen hat“, so die Ministerin. „Die Situation ist weiterhin sehr kritisch. Wir gehen aktuell davon aus, dass 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen betroffen sind.“
Konkret waren es in der Region 20 landwirtschaftliche Betriebe, die betroffen waren und evakuiert werden mussten. Im Anschluss ging die Ministerin auf die beschlossene Soforthilfe ein. Formell bestünde zwar erst ab dem ab dem 17.06 Anspruch auf Soforthilfe, man nehmen aber bereits ab sofort die entsprechenden Anträge entgegen. Ein wichtiger Hinweis an alle Betroffenen: Wer den entstandenen Schaden gut dokumentiert und aufgenommen hat, darf deshalb bereits jetzt mit der Beseitigung beginnen.
Diskussion mit den Landwirten
Eine Bestandsaufnahme nach dem Hochwasser zeigt indes, dass die Ballungsräume weitestgehend verschont blieben. Dies bestätigt auch Karl-Heinz Götz, Kreisobmann für den Landkreis Donau-Ries. „Die Landwirtschaft ist hingegen viel mehr betroffen. Kartoffeln, Rüben, aber auch Tierfutter. Wir stellen die Flächen zur Verfügung und jetzt brauchen wir Unterstützung der Menschen, die nicht betroffen waren.“ Götz schätzt die betroffene Fläche auf rund 4.500 Hektar. Anschließend machte er deutlich. „Wir können eine Solche Situation nicht alle paar Jahre erleiden - dann brauchen wir hier keine Landwirtschaft mehr machen. Wir brauchen deshalb Flächen, auf denen wir das Wasser speichern und halten können. Und zwar da, wo das Wasser herkommt.“ Ein weiterer Landwirt machte vor Ort deutlich. „Wenn wir unsere Höfe aufgeben, dann geben wir unser Leben auf. Und das wird nicht passieren.“
Nach einer Schilderung von Landwirt Hubert Gerstmeier versprach Michaela Kaniber diese Informationen mit ins Kabinett zu tragen und hier dem zuständigen Minister Torsten Glauber mitzuteilen.