Europameisterschaft

Ein Fußballfest der besonderen Art

Der Henri-Delaunay-Pokal und der EM-Ball in der Münchner Arena. Bild: Sebastian Widmann
Ab Freitag ist Deutschland für einen Monat das Zentrum der Fußballwelt. Vom 14. Juni bis zum 14. Juli sucht die UEFA während der Europameisterschaft zum 17. Mal die beste Nationalmannschaft des Kontinents.

Deutschland nimmt zum insgesamt 14. Mal Anlauf auf die begehrte Trophäe, die man bereits dreimal in die Höhe stemmen konnte. Nach den Erfolgen 1972
und 1980 bestieg man letztmals bei der EM 1996 auf dem heiligen Rasen von Wembley Europas Fußballthron. Damit ist die deutsche Auswahl – zusammen
mit Spanien – Rekord-Europameister. Insgesamt stehen bei 13 EM-Teilnahmen – ebenfalls Rekord – sechs Finalteilnahmen zu Buche.

Lange EM-Durststrecke für Deutschland

Nun warten die deutschen Fans aber bereits seit 28 Jahren auf Titel Nummer vier. Als Gastgeber wäre es der passende Zeitpunkt, diese lange Durststrecke zu
beenden – zumal die bislang einzige Europameisterschaft in Deutschland mit einer bitteren Niederlage endete. Im Halbfinale der EM 1988 unterlag Schwarz-
Rot-Gold in einem denkwürdigen Spiel ausgerechnet den Niederlanden um Superstar Marco van Basten. Im zweiten Anlauf auf heimischen Boden kann es
das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann nun besser machen und bei der ersten Europameisterschaft in Deutschland nach der Wiedervereinigung
eine Euphorie auslösen, die an das legendäre Sommermärchen bei der WM 2006 erinnert. Für Fußball-Deutschland würde sich damit ein Kreis schließen.

Erstes Großturnier nach dem Tod Beckenbauers

Architekt dieser Fußballparty war der im Januar verstorbene Franz Beckenbauer. Die EM 2024 ist damit das erste große Turnier in Deutschland ohne
den „Kaiser“. Der von Fans weltweit verehrte Münchner führte Deutschland als Spieler und Trainer zu zwei WM-Titeln (1974, 1990) und einem EM-Erfolg
(1972) und prägte damit die deutsche Fußballgeschichte wie kaum ein Zweiter. Ein Grund mehr, dieses Turnier zu einem großen Fußballfest zu machen. Und dass Deutschland dazu in der Lage ist, das hat der DFB im Kleinen vor vier Jahren bewiesen. Bei der paneuropäischen EM 2020 fanden drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale in München statt. Und auch in diesem Jahr ist die bayerische Landeshauptstadt wieder mit von der Partie. Insgesamt zehn Stadien fungieren als EM-Gastgeber, wovon neun Arenen bereits beim Sommermärchen dabei waren. Lediglich Düsseldorf ist neu hinzugekommen.

Neue Stadionnamen und ein innovatives Nachhaltigkeitskonzept

Trotz vieler gleicher Stadien müssen sich die Fans bei der diesjährigen EM etwas umgewöhnen. Denn die vertrauten Namen aus der Bundesliga wird man im Sommer vergebens suchen. Aufgrund der UEFARegularien müssen die oft mit Sponsoren versehenen Stadionnamen geändert werden. Lediglich das Olympiastadion Berlin und das Hamburger Volksparkstadion tragen die gewohnten Benennungen. Außerdem neu in diesem Jahr: Die deutsche Bundesregierung, der DFB und die UEFA haben sich
dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Endrunde im kommenden Sommer ein bleibendes Vermächtnis für den Fußball, die Gesellschaft und den Umweltschutz hinterlässt. Um diese Ziele zu erreichen, soll das Thema Nachhaltigkeit zu einem “Teil der DNA des Turniers” werden, erklärt Andreas Schär, Geschäftsführender Direktor der EURO 2024 GmbH im Vorfeld. So wurde etwa der Spielplan der Gruppenphase so gestaltet, dass der Reiseaufwand zwischen den zehn Austragungsstädten möglichst
gering gehalten wird. Fußballfans können während des Turniers mit einer Eintrittskarte außerdem ermäßigte Bahntickets erwerben –gleiches gilt auch für Ticketinhaber aus dem Ausland. 

Sobald das Turnier am 14. Juni startet, rücken Stadionnamen und das Thema Nachhaltigkeit allerdings in den Hintergrund und werden zur Nebensache. Am Ende des Tages geht es dann wieder um das Geschehen auf dem Platz. Und wie es Franz Beckenbauer vor dem Finale 1990 so schön auf den Punkt brachte: „Geht‘s raus, habt Spaß und spielt‘s Fußball.“