Wenn der FC Schalke 04 seine Heimspiele bestreitet, sorgen bis zu 62 271 Zuschauer*innen für eine Atmosphäre, die die Faszination Schalke jedes Mal aufs Neue aufleben lässt. Schon der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter zeigte sich bei der Eröffnung im Jahr 2001 begeistert von der Veltins-Arena: „So ein Stadion hat die Welt noch nicht gesehen.“
Diese besondere Stimmung sorgt auch bei Marc Thum regelmäßig für Gänsehaut, wie er gesteht. Allerdings macht er sich nicht als Fan aus dem Donau-Ries auf den Weg ins Stadion, der gebürtige Amerdinger gehört seit Anfang 2023 als Rehatrainer zum Schalker Funktionsteam unter Chef-Trainer Kees van Wonderen. Mit dem ehemaligen Nationalspieler Sidney Sam und Tim Hoogland, der 2011 als Spieler mit dem FC Schalke im DFB-Pokal triumphierte, trifft er dabei auf große Namen auf den Co-Trainerposten.
„Zu Beginn hatte ich einen gewissen Respekt vor der Aufgabe im Profibereich“, gesteht Thum daher auch freimütig. Zumal er es nicht nur neben dem Platz mit großen Namen zu tun bekam. Gleich bei seiner ersten Station im Profibereich warteten Spieler wie Simon Terrodde, Ralf Fährmann oder Danny Latza mit einer „wahnsinnigen Qualität und Erfahrung“ auf ihn. Und dazu kam eben noch der Mythos Schalke. Seine erste Trainingseinheit im alten Parkstadion fand vor 3 000 Zuschauer*innen statt. Spätestens da wird die Bedeutung dieses Vereins bewusst. „Für Schalke 04 zu arbeiten ist ein riesengroßes Privileg“, sieht Thum daher die Besonderheit seines Jobs.
Ein Traum geht in Erfüllung
Dieses Gefühl geht auch nie verloren, selbst wenn sich der Trainingsalltag mittlerweile normal anfühlt. Dort übernimmt er im Zusammenspiel mit Athletiktrainer Alexander Storck Inhalte bei den Mannschaftsübungen auf dem Platz und ist für die Aktivierung der Profis vor dem Training verantwortlich. Zudem ist er für die Spieler zuständig, die nach Verletzungen für ihr individuelles Reha-Training auf den Platz zurückkehren. Zusammen mit Reha-Trainer Nico Wamig füllt Marc Thum damit eine wichtige Rolle im umfangreichen Trainingsalltag der Schalker Profis aus.
„Manchmal muss man sich da schon mal kneifen, um zu realisieren, dass man in direkter Verbindung mit der Leistung der Spieler steht und für Erfolg oder Nichterfolg mitverantwortlich ist“, sagt Marc Thum.
Die eigene Fußballzeit als Basis
Dass Marc Thum nun tatsächlich seinen Platz im deutschen Profifußball gefunden hat, ist auch eine Art Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Schließlich hat Fußball von klein auf eine wichtige Rolle gespielt. Sein Vater war der erste Trainer in der F-Jugend des SV Amerdingen. Dem Heimatverein blieb er treu bis zur D-Jugend, wo er zum FC Gundelfingen wechselte und - mit einer kleinen Unterbrechung in der A-Jugend – bis zum Seniorenbereich blieb.
An die eigene Fußballzeit hat er viele schöne Erinnerungen. So trifft er sich heute noch an Weihnachten regelmäßig mit den A-Jugend- Teamkollegen aus der Aufstiegsmannschaft des FC Gundelfingen zum Fußball in der Soccerhalle. Und auch der Kreisligaaufstieg mit der ersten Mannschaft des SV Amerdingen ist immer noch ein Highlight. Generell hebt er die Gemeinschaft hervor, welche diese Zeit so besonders gemacht hat.
Dieses Gemeinschaftsgefühl hält bis heute an. Aufgrund seiner Tätigkeit schafft er es nur noch selten in die Heimat. Dort angekommen, schaut er jedoch bei den Heimspielen vorbei und schnürt auch selbst noch hin und wieder die Fußballschuhe. Zudem hält er sich auch in der Ferne Auf Schalke über die Ergebnisse seiner ehemaligen Vereine auf dem Laufenden.
Doch nicht nur die Gemeinschaft hat bei Marc Thum einen bleibenden Eindruck hinterlassen, bereits als Spieler hatte er in dieser Zeit Trainingseinheiten und -inhalte hinterfragt. Geprägt wurde er dabei ebenfalls von seinem Vater, der jahrelang im Nachwuchs als Trainer tätig war. Später spielte er zudem mit Daniel Stredak – aktuell Co-Trainer der deutschen U20-Nationalmannschaft – beim SSV Glött. „Er ermöglichte mir die ersten Einblicke in das Nachwuchsleitungszentrum (NLZ) des 1. FC Heidenheim.“
Über die Jugend in den Profibereich
Trotzdem entschied er sich gegen eine klassische Trainerausbildung und für ein Studium, das er als Master of Science in Sport und Bewegung abschloss. Parallel dazu absolvierte er sämtliche Fitnesstrainerlizenzen. Der Weg in den Profibereich war dennoch ein Zufall. Zu Beginn seines Studiums an der Universität Bielefeld lernte er einen Kommilitonen kennen, der die U13 von Arminia Bielefeld als Co-Trainer betreute. Der hatte ihn auf eine offene Stelle am NLZ aufmerksam gemacht. Zwei Tage später hatte er die Zusage und war Athletiktrainer der Arminia-U16.
Dort hatte er das Glück, „jedes Jahr eine berufliche Steigerung“ zu erfahren und von der U16 bis zur U19 aufzusteigen – ehe im Winter 2022 der Anruf von Schalke kam. Der Verein hatte einen neuen Posten als Reha- und Präventionstrainer in seinem NLZ “Knappenschmiede” ausgeschrieben. „Daraufhin wurde ich vom damaligen NLZ-Leiter Matthias Schober angerufen. Das hat dann von beiden Seiten aus sehr gut gepasst und wir sind uns sehr schnell einig geworden.“
Der Rest ist Geschichte. Mittlerweile ist Marc Thum seit über zwei Jahren bei den Königsblauen tätig und betreut seit vergangener Saison die erste Mannschaft als Reha-Trainer. Wenn auch nicht als Spieler auf dem Platz, hat er es doch geschafft, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen – bei einem der traditionsreichsten Klubs in Deutschland.
