Eva war es schon immer wichtig so selbstständig wie möglich zu leben. So ist die 24-Jährige mit 18 Jahren in ihre eigene Wohnung gezogen und arbeitet seit zehn Jahren im Deininger Kindergarten. Weil Evas Möglichkeiten beim Sprechen mittlerweile stark eingeschränkt sind, unterstützt ihre Assistenz Maria Sauter sie dabei. Maria ist eine von sieben Assistenzkräften, die Eva rund um die Uhr betreuen. Drei davon begleiten Eva abwechselnd in den Kindergarten. Evas Traum war es immer mit Kindern zu arbeiten, schon als sie selbst als Kindergartenkind den Deininger Kindergarten besuchte. Eine Ausbildung blieb der jungen Frau verwehrt, da sie an diesem Zeitpunkt in ihrem Leben alle zwei Stunden inhalieren musste. So ergriff sie die Initiative und ging selbst auf die Gemeinde Deiningen zu, um sich als Mitarbeiterin im örtlichen Kindergarten zu bewerben. Plan B hatte sie keinen, aber den unbedingten Willen zu arbeiten. Es sollte klappen. Dort arbeitet Eva nun seit zehn Jahren und lobt Deiningen dafür, dass die Gemeinde schon immer sehr barrierefrei gewesen sei.
Zwei Vormittage pro Woche ist Eva im Kindergarten anzutreffen. Morgens ist sie in den Gruppen und spielt mit den Kindern. Nach dem Stuhlkreis zieht sie sich gegen 10 Uhr in ihr Büro in einem Nebenraum zurück. Dort arbeitet Eva im Liegen und erstellt mittels Laptop Excel-Listen oder kreative Projekte, wie zum Beispiel Steckbriefe für die Kindergartenkinder.
Aufgrund ihrer Erkrankung kann Eva nur noch den Zeigefinger der rechten Hand bewegen. Dennoch kein Hindernis für Eva ihre Aufgaben zuverlässig zu erledigen. Das freut auch Kindergartenleiterin Myriam Schwegler, die in Eva eine sehr organisierte und zuverlässige Mitarbeiterin sieht. In den Augen von Myriam Schwegler trägt Eva Schneller mit ihrer Arbeit außerdem dazu bei, schon den Kindern Berührungsängste zu nehmen und Inklusion zu leben. „Ich freue mich, dass es Eva hier in Deiningen ermöglicht wird, bei uns im Kindergarten zu arbeiten“, so die Kindergartenleiterin. Auch wenn es für Myriam Schwegler, die den Kindergarten erst seit Januar leitet, eine neue Situation war, eine Mitarbeiterin mit Handicap im Team zu haben, habe man sich schnell aneinander gewöhnt und verstehe sich seither bestens. Und auch zwischen den Kindergartenkindern und Eva läuft alles rund. „Die Kinder sind am ersten Tag noch zurückhaltend, fragen dann aber spätestens am nächsten Tag wofür die Schläuche und Kabel am Rollstuhl sind“, erklärt Assistenz Maria Sauter.
Evas Einschränkungen sind rein körperlicher Natur. Ihre kognitiven Fähigkeiten funktionieren wunderbar und so hat sich die junge Frau dazu entschieden nun auch nebenbei ihr Abitur nachzuholen, um im Anschluss Soziale Arbeit im Fernstudium zu studieren. Danach möchte sie auf jeden Fall weiter mit Kindern arbeiten.
Dieser Artikel ist im blättle, Ausgabe 61 - März/April 2025 erschienen. Hier das E-Paper lesen.