500 Jahre Bauernkrieg

Ein Stück deutscher Freiheitsgeschichte

Gerhard Beck ist Experte für den Bauernkrieg in der Region Donau-Ries und hat hierzu ein Buch geschrieben, welches bereits im Handel erhältlich ist. Bild: Manuel Habermeier
Vor 500 Jahren ereignete sich mit dem Bauernkrieg ein wichtiger Teil der deutschen Freiheitsgeschichte. Auch im Donau-Ries erhoben sich die Bauern und kamen schlussendlich noch glimpflich davon.

Revolutionen begegnet man in der deutschen Geschichte immer wieder. Doch im Gegensatz zu Frankreich, wo der Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 zum nationalen Mythos avancierte, tun sich die Deutschen schwer mit ihren Revolutionen. Dabei gibt es neben der friedlichen Revolution in der DDR und der Revolution von 1848 viele Beispiele für deutsche Freiheitsbewegungen. Mit dem Bauernaufstand von 1525 wird dieses Jahr sogar ein besonderes Jubiläum begangen. Welchen Stellenwert dieses Ereignis hat, machte der damalige Bundespräsident Johannes Rau im März 2000 deutlich.

„Es hat lange, zu lange gedauert, bis die Ereignisse des Jahres 1525, mit dem, was vorausging und dem, was folgte, als freiheitliche Revolution, als Teil deutscher Freiheitsgeschichte verstanden und angenommen wurden“, ließ Rau im Rahmen seiner Rede zu den Zwölf Memminger Bauernartikeln wissen.

Zur 500-Jahrfeier nahm sich deshalb Gerhard Beck, fürstlicher Archivar auf der Harburg, der Thematik an und beleuchtet in seinem Buch „Aufrührig und ungehorsam – Der Bauernaufstand 1525 im Ries und seiner Nachbarschaft“ die Geschehnisse im Landkreis Donau-Ries. Der Region kommt dabei durchaus eine wichtige Rolle im Verlauf des Bauernkriegs zu.

Die Rolle des Donau-Ries für den Verlauf des Aufstands

„Dass die Bauern hier gestoppt wurden, war ein wichtiges Zeichen. Die Dynamik des Bauernkriegs hätte sonst eine andere werden können“, betont Beck. „Zwar hätte sich am Ausgang des Bauernkriegs nichts geändert, aber es wäre bedeutend schwerer gefallen, den Aufstand einzudämmen.“ So hingegen hatte Markgraf Kasimir von Ansbach nach dem Sieg in der Schlacht bei Ostheim den Rücken frei und konnte sich den Aufständen im eigenen Herrschaftsgebiet zuwenden. Für das Donau-Ries war die Niederlage hingegen der Schlusspunkt. Danach kam es zu keinerlei Auseinandersetzungen mehr in der Region und der Aufstand, der am 14. März 1525 mit der Proklamation der Zwölf Memminger Bauernartikel so hoffnungsvoll begonnen hatte, fand für das Donau-Ries am 7. Mai 1525 sein blutiges Ende.

Etwa 400 bis 600 Tote soll es im 8 000 Mann starken Bauernheer gegeben haben. Aus dem Deininger Haufen – zum Schluss über 3 000 Bauern groß – waren vermutlich ebenfalls Bauern an der Schlacht beteiligt, auch wenn sich der Deininger Haufen nach Verhandlungen mit dem Schwäbischen Bund bereits im April 1525 wieder aufgelöst hatte.

Die Ursprünge des Bauernkriegs und des Deininger Haufen

Dennoch kommt dem Deininger Haufen eine besondere Bedeutung zu, da es die erste große Bauernversammlung im Donau-Ries war. Geführt wurde er von 24 Bauernräten. Zu diesem Zeitpunkt wollte man auf gewaltlosem Wege Änderungen herbeiführen. Gemäß den Zwölf Memminger Bauernartikeln sollte vor allem die Leibeigenschaft abgeschafft werden. Zudem wollten die Bauern ihre Pfarrer selbst wählen, frei über Eheschließungen entscheiden und am Recht auf Jagd und Fischfang teilhaben.

Wesentlich beeinflusst wurden diese Forderungen durch die Schriften der Reformatoren Ulrich Zwingli und Martin Luther, die durch den Buchdruck eine große Verbreitung erfuhren. So schrieb Luther in seinem Werk „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ unter anderem: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan.“ Zwar bezog sich Luther damit auf eine christliche Freiheit von Papst und Kirchenrecht und nicht die Befreiung von der Leibeigenschaft. Von den Bauern wurde dies jedoch so interpretiert.

Die Bauern im Donau-Ries haben noch Glück gehabt

Nach der Niederlage bei Ostheim mussten die Bauern hierzulande ihre Hoffnungen auf Veränderungen aber begraben. Immerhin kamen die Beteiligten in der Region relativ glimpflich davon. Markgraf Kasimir, der nur einen Monat später in Würzburg die Hinrichtung zahlreicher Bauern anordnete, ließ die meisten Aufständischen im Donau-Ries mit dem Leben davonkommen. Zudem war mit Karl Wolfgang von Oettingen-Oettingen ein moderater Fürst in der Region vertreten. Obwohl dessen Bruder Martin von Oettingen-Wallerstein für ein vehementes Vorgehen gegen die Aufständischen eintrat, kamen so die meisten Anführer mit Verlies und Geldstrafen davon. Diese konnten zwar ebenfalls existenzbedrohend sein, Leib und Leben blieben zumeist aber unberührt. 

Das gewünschte Ziel hat der Bauernaufstand nicht erreicht. Doch im Rückblick war der Aufstand der Bauern ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer freien Gesellschaft und somit tatsächlich ein bedeutsamer Teil der deutschen Freiheitsgeschichte. (Manuel Habermeier)

Dieser Artikel ist bereits in der blättle-Ausgabe 60 Januar/Februar 2025 erschienen. Hier E-Paper lesen! 

Infos und Veranstaltungen zu 500 Jahre Bauernkrieg gibt es unter:

www.rieser-kulturtage.de

Redakteur. Unterwegs für blättle und online. Geboren in Augsburg ist er über Freiburg, Wien und München endlich im schönen Donau-Ries angekommen. Hier hat er besonders die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Sport im Blick.

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