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Eine Donauwörtherin trifft voll ins Schwarze

Neben der Kette und dem Wanderpokal bekommt Iris Harlacher auch eine persönliche Standarte, die in ihrem Besitz bleibt. Bild: Maximilian Mayer
Ein Jahr lang darf sich Iris Harlacher als Landesschützenkönigin feiern lassen. Ein gutes Gefühl hatte die Donauwörtherin schon direkt nach dem Schuss.

Am 21. September eröffnete der 1. Landesschützenmeister Christian Kühn das Oktoberfest-Landesschießen – das weltgrößte Freischießen, bei dem im Jahr 2024 weit über 4.000 Landesschützen teilnahmen. Dass das Schießen im Rahmen des 189. Oktoberfests für Iris Harlacher zum großen Triumph werden sollte, konnte die junge Frau aus dem Donauwörther Stadtteil Berg zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. 

„Eigentlich ist der Ausflug eine Gaudisache“, beschrieb sie den Trip mit den Schützenkameraden der SG Adler-Berg und dem Bezirk Schwaben. Am Ende des Ausflugs stand jedoch ein starkes Schießergebnis und die Ungewissheit, wozu das Ergebnis gereicht haben könnte. Dass es spannend werden könnte, war Harlacher direkt nach dem Schuss klar. „Das Blättle habe ich natürlich gesehen. Da wusste ich, dass es echt gut war.“ Dazu gab es noch die Reaktion der Standaufsicht, die auf Harlachers Frage, ob der Schuss gut gewesen sei, lediglich nickte und mit einem vielsagenden ‚Mhm‘ antwortete.

Als Zeichen ihres Erfolges darf Iris Harlacher ein Jahr lang die Königskette tragen. Bild: Maximilian Mayer

Sechs Tausendstel bringen den Erfolg

Die Möglichkeit, dass sie und ihre Schützenkameraden am letzten Oktoberfestsonntag zur Proklamation der neuen Landesschützenkönige vielleicht nochmal nach München kommen müssen, hielt sie jedoch geheim. „Man kann ja keine Werbung machen. Wenn es doch nicht so ist, ist es blöd.“ Nur den 1. Schützenmeister der SG Adler Berg, Maximilian Mayer, zog sie ins Vertrauen. „,Es könnte sein, dass wir nochmal hermüssen‘, habe ich zu ihm gesagt.“ Und so kam es auch. Mit einem Teiler von 10,2 kürte sich Harlacher zur Landesschützenkönigin. Gerade einmal 0,102 mm hatte die 33-Jährige den Schuss neben das Zentrum gesetzt. Der Zweitplatzierte schoss einen Teiler von 10,8. Sechs Tausendstel Millimeter entschieden über den Sieg. „Das war richtig knapp“, weiß auch Harlacher.

Die Nachricht über den Erfolg erreichte sie bei der Hofarbeit. Sie hatte gerade die Ziegen gefüttert, als das Handy klingelte. Lustigerweise war es nicht die erste Frau Harlacher, der gratuliert wurde, wie die neue Landesschützenkönigin mit einem Lachen erzählt. Da in der Datenbank des Bayerischen Sportschützenbunds e.V. (BSSB) lediglich die Festnetznummer hinterlegt ist, nahm den ersten Anruf Iris Harlachers Mutter entgegen, der überrascht Glückwünsche ausgesprochen wurden.

Im Schnellschuss zur Proklamation

Nach dem Telefonat ging der Stress aber erst richtig los. Direkt am nächsten Tag wurde die neue Landesschützenkönigin zur Proklamation im Schützen-Zelt erwartet. Hier bewies sich erneut Maximilian Mayer als wichtiger Verbündeter. Der trommelte kurzerhand eine Abordnung zusammen und wenige Stunden später war man auf dem Weg nach München. Diesmal warteten Plätze im Logenbereich auf Harlacher und ihre Begleiter. Bei der Königsproklamation wurde von ihrem Vorgänger die Königskette übergeben. Dazu bekam sie noch einen Wanderpokal und eine mit ihrem Namen bestickte Standarte. „Das hat schon was.“ Besonders wurde es dann, als die neue Landesschützenkönigin vor der Bavaria der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. „Da genießt man nur den Augenblick“, erinnert sich Harlacher.

Über den Vater zum Schießsport

Es war der vorläufige Höhepunkt in ihrem Schützenleben, das vor über 20 Jahren seinen Anfang nahm. Schon als Kind habe sie mit dem Vater zusammen immer an Schießwettbewerben teilnehmen wollen. „Da durfte ich aber noch nicht.“ Aber im Alter von zehn Jahren hat sie ihr mittlerweile verstorbener Vater das erste Mal zum Königsschießen im Verein mitgenommen.

Und sie zeigte Talent. Mit 16 Jahren schoss sie sich zum ersten Mal zur Jugendkönigin und sicherte sich diesen Titel drei Jahre in Folge. Im Jahr 2011, mittlerweile 20 Jahre alt, wurde sie erstmals Schützenliesl, was ihr bislang sechsmal gelang.

Wilde Terminhatz - Und vielleicht noch ein Titel?

Der Titel der Landesschützenkönigin ist allerdings eine neue Dimension. „Es ist cool. Jeder freut sich für einen“, beschreibt Harlacher die neugewonnene Popularität. Allerdings bringt der Titel Verpflichtungen mit sich, die mit den Anforderungen eines Vollerwerbshofs nicht leicht unter einen Hut zu bringen sind. Bei zahlreichen Terminen ist die Landesschützenkönigin als Ehrengast geladen.

Zudem muss sie im nächsten Jahr gleich dreimal aufs Oktoberfest. Erst zur Eröffnung des Landesschießens 2025, dann zum eigenen Schießen und schlussendlich noch zur Übergabe an den Nachfolger. Da die Wiesn in die Erntezeit fällt, wird das eine Herausforderung. „Aber es ist eine schöne Erfahrung und man wächst auch hinein“, nimmt sie es gelassen und kann sich auf Unterstützung verlassen. „Da wird jeder helfen.“

Und vielleicht braucht Harlacher bald noch mehr Hilfe. Immerhin hat sie auch noch die Chancen auf den Titel des deutschen Schützenkönigs. „Das wäre schon cool.“ Zwar würden dann noch mehr Termine warten, „aber das hätte was“.

Dieser Artikel ist bereits in der blättle-Ausgabe 60 Januar/Februar 2025 erschienen. Hier E-Paper lesen! 

Redakteur. Unterwegs für blättle und online. Geboren in Augsburg ist er über Freiburg, Wien und München endlich im schönen Donau-Ries angekommen. Hier hat er besonders die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Sport im Blick.

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