Russland, Katar, Georgien, Polen, Oman, Armenien, Nordmazedonien - was sich auf den ersten Blick nach den Stationen einer Weltreise anhört, ist in Wirklichkeit eine kleine Auswahl der Länder, in denen Josef Wille aus Donauwörth in den vergangenen Jahren Spiele der Deutschen Nationalmannschaft besucht hat. Wie diese beeindruckende Liste zustande kommt: Der 54-Jährige fährt seit 2017 als sogenannter "Allesfahrer" zu jedem Spiel der Nationalmannschaft, egal ob großes Turnier oder Freundschaftsspiel und auch in diesem Jahr wird Wille - zumindest bei jedem deutschen Vorrundenspiel - im Stadion vor Ort sein. Außerdem hat er als Mitglied des Fan Club Nationalmannschaft die Möglichkeit Karten für jede weitere Runde zu bekommen - Voraussetzung dafür ist dabei natürlich ein gutes Abschneiden im Turnierverlauf.
Hoffnung auf ein Sommermärchen 2.0
"Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland bei der Europameisterschaft eine gute Rolle spielen kann und wir weit kommen. Wichtig wird aber direkt ein Sieg im Eröffnungsspiel sein, weil dadurch schnelle echte Euphorie im Land entstehen kann", erklärt Wille. Schon jetzt sei eine Drehung um fast 180 Grad im Vergleich zu den Vormonaten zu spüren, selbst bei den ernüchternden Vorbereitungsspielen gegen die Ukraine und Griechenland. Die Sehnsucht nach einem Sommermärchen 2.0 ist also nicht nur bei Wille groß. Ganz Deutschland, so scheint es zumindest, hofft auf eine ähnliche Euphorie wie während der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land. Erinnerungen an eine Nationalmannschaft, die mit einer gewissen Unbekümmertheit zu begeistern wusste. Allerdings auch Erinnerungen, die seit dem WM-Titel 2014 zusehends verblassen. Zu enttäuschend waren die Auftritte während der letzten großen Turniere. Das Ausscheiden in der Vorrunde während der viel kritisierten Winter-WM in Katar empfinden noch heute viele Fans als absoluten Tiefpunkt der jüngeren deutschen Fußballgeschichte.
Länder, Menschen und Kulturen
Eine Enttäuschung, die auch Wille live vor Ort miterleben musste. Beim Rückblick auf Katar kommt er trotzdem ins schwärmen. Natürlich nicht aufgrund der Ergebnisse, sondern weil er dort ganz besondere zwischenmenschliche Momente erleben durfte. "Auf unseren Reisen dürfen wir Länder, Kulturen und Menschen auf eine ganz besondere Weise kennenlernen, so auch in Katar bzw. zuvor im Oman. Die Menschen, die auf solchen Großereignissen zusammenkommen sind im besten Sinne fußballverrückt. Die Stimmung ist losgelöst und es geht nur Fußball." Negative Erfahrungen habe er im Ausland bislang nur ganz vereinzelt gemacht. Allein schon deshalb, weil es in jedem Teil der Welt viele Fußball-Fans gebe, wie der 54-Jährige berichtet. Ein Alleinstellungsmerkmal während seiner Fußballreisen: Die Donauwörther, wie auch Mitreisende der bayerischen Sektion des DFB-Fanklubs, tragen zum Trikot häufig Lederhosen. "Die erkennen dann alle und rufen dann 'Bayern' oder 'Oktoberfest'. Das verbindet und schafft schnell Brücken", erklärt er lachend.
Josef Wille berichtet während der EM über die Deutschland-Spiele
Eine Welt- oder Europameisterschaft im eigenen Land miterleben - für viele Nationalspieler*innen das große Karriereziel schlechthin. Ähnlich geht es vielen Fußballfans in ganz Deutschland. Leider sind Tickets in der Regel schnell vergriffen, so auch im Vorfeld der EM. Für die EM 2024 in Deutschland sind bei der Europäischen Fußball-Union in der ersten Verkaufsphase über 20 Millionen Ticketanfragen eingegangen. Das teilte die UEFA mit. Damit überstieg die Nachfrage deutlich das Angebot. Josef Wille kann sich hier glücklicher schätzen. Die zahlreichen Länderspiele der vergangenen Jahre haben sich ausgezahlt. Im internen Ranking des Fan Clubs steht er aktuell auf Platz 21. "In der Regel bekommen die ersten 150-200 immer eine Karte", erklärt er. Als kleines Extra wird der Donauwörther Allesfahrer deshalb nach jedem Spiel der Nationalmannschaft exklusiv für Donau-Ries-Aktuell vom Erlebnis im Stadion berichten - hoffentlich dann bis ins Finale.