"Der Amateur- und Breitensport ist wichtig für die Gesundheit der Bürger, gerade auch für Kinder, Jugendliche und ebenso für ältere Menschen. Wir setzen daher alles daran, dass wir dem 'Sportland Bayern' auch in Corona-Zeiten bald wieder gerecht werden können“, erklärte Innenminister Herrmann vor wenigen Tagen. Denkt man an Breiten- und Mannschaftssport in Deutschland, kommt vielen zuerst Fußball in den Sinn. Nachdem im vergangenen Jahr kurzzeitig der Spielbetrieb im Amateurbereich aufgenommen werden konnte, rollt mittlerweile seit November kein Ball mehr in Deutschland. Ursprünglich war vom BFV (Bayerischer Fußball Verband) eine Rückkehr auf den Platz zum Anfang des Jahres geplant.
Aufgrund der steigenden Infektionszahlen und dem damit verbundenen Bund-Länder-Beschluss zur Corona-Pandemie, der derzeit ein generelles Freizeit- und Breitensport-Verbot vorsieht, hat sich der BFV-Vorstand jedoch dazu entschieden, den Spielbetrieb ab dem 1. Februar 2021 bis auf Weiteres auszusetzen und somit die Winterpause zu verlängern. Der Beschluss gilt für sämtliche bayerischen Alters- und Spielklassen.
BFV fordert klare Perspektive für den Amateursport
Wie es jetzt weiter geht, bleibt offen. BFV-Präsident Rainer Koch hat zu der Lage aber eine klare Meinung: "Der Amateursport benötigt eine greifbare Perspektive, ein Signal, wann wir wieder zurück auf die Sportplätze können – Schritt für Schritt, sehr verantwortungsvoll mit den Hygienekonzepten der Vereine, die sich schon beim Re-Start im vergangenen Sommer bewährt haben." Perspektiven, die für alle Amateurvereine im Landkreis unerlässlich sind. Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte deshalb auch Wolfgang Beck, Spielgruppenleiter Herren Schwaben/Donau: "Aktuell plant der Kreis zwar mit einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs ab Anfang April. Entscheidend ist aber nach wie vor, wie die bayerische Regierung die Situation beurteilt."
Auch Johann Wagner, Bezirksvorsitzender des BFV für den Kreis Schwaben, schlägt in eine ähnliche Kerbe, stellt dabei aber die Frage nach der verkürzten Vorbereitungszeit in den Fokus: "Die Frage hier ist doch, darf nach der Freigabe des Trainingsbetriebs wie schon gehabt erst in kleinen Gruppen trainiert werden oder kann das Training wie sonst auch mit der kompletten Mannschaft bereits zum Start abgehalten werden." Das geplante Saisonende am 16. Mai 2021 soll zwar weiter eingehalten werden, ist aber nicht in Stein gemeißelt und kann - wenn notwendig - nach hinten verschoben werden.
Schroder: Vereinen wird die "Arschlochkarte" zugeschoben
Anders gestaltet sich die Situation beim TSV Rain. Der Regionalligist befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen Amateur- und Profifußball. Die Liga muss laut Statuten bereits am 9./10. Mai zu Ende gespielt sein, weil im Anschluss an den Liga-Betrieb noch die Aufstiegsplayoffs für die 3. Liga anstehen. Die Einhaltung dieses zeitlichen Rahmens wäre - Stand jetzt - nur möglich, wenn die Vorbereitungszeit für die Teams auf maximal zwei Wochen reduziert werden würde. Für Alexander Schroder, Abteilungsleiter des TSV Rain, sind diese Gedankenspiele des Verbands unverantwortlich: "Ich persönlich war von Beginn an für den Abbruch der Liga und das ohne Auf- und Absteiger. In einer Liga, in der mit Nürnberg, Fürth und Augsburg drei Profivereine spielen, die bereits seit Wochen voll im Training sind, kann es keine faire Lösung für die restlichen Teams geben." Selbst wenn der BFV eine angemessene Lösung finden sollte, gibt es laut Schroder zu viele ungeklärte Fragen. "Die Verantwortlichkeit für die Situation auf und auch neben dem Platz (Fans, Gastronomie, etc. ..) wird einfach auf die Vereine abgewälzt - am Ende haben wird die 'Arschlochkarte'", analysiert der langjährige Abteilungsleiter.
Viele Ideen und ebenso viele Meinungen
Der Re-Start im Amateurfußball zeigt erneut, wie komplex die Entscheidungsfindung in Zeiten der Pandemie ist. Während der Verband zunächst direkt von Entscheidungen der Regierung abhängig ist, fühlen sich Vereine oft vom BFV im Stich gelassen. Die kommenden Wochen werden zeigen, wie schnell eine adäquate Lösung für alle Parteien gefunden werden kann. Festzuhalten bleibt in diesem Zusammenhang trotzdem noch einmal, dass die Gesundheit immer oberste Priorität genießen muss. Sollte dies nicht gewährleistet werden können, macht eine Rückkehr auf den Platz - trotz aller Euphorie für den Fußball - wenig Sinn.