Wenn Marianne Ferber mit der Bahn einen Ausflug machen will, ist das nicht immer ganz einfach. Die Tapfheimerin sitzt im Rollstuhl und der Donauwörther Bahnhof stellt sie vor unüberwindbare Hindernisse. Zwar kann sie Gleis 1 erreichen, fährt ihr Zug aber von einem anderen Bahnsteig ab, muss sie ihre Reise schon einige Tage vorher bei der Mobilitätsservice-Zentrale der Deutschen Bahn ankündigen, denn eigentlich kommt man nur über Treppen zu den anderen Bahnsteigen. In Donauwörth hilft in diesem Fall der Johanniter-Pflegedienst, und das ist eine umständliche Prozedur. Zuerst muss der Zugverkehr auf den Gleisen gestoppt werden, die überquert werden müssen. Denn am süd-östlichen Ende der Gleisanlagen gibt es einen Übergang über die Gleise. Von den Bahnsteigen führt dann eine Rampe hinab ans Gleisbett, von wo aus, die Schienen überquert werden können. in die Züge selbst kommen Rollstuhlfahrer dann mit einer elektrischen Hebebühne. Auch dabei helfen die Johanniter. Unbefugten ist das Betreten des Übergangs verboten. In die Züge selbst kommen Rollstuhlfahrer dann mit einer elektrischen Hebebühne. Ähnliche Hilfestellung gibt es auch für Sehbehinderte oder anderweitig beeinträchtigte Reisende. Im August 2019 wurde der Service 45 Mal in Anspruch genommen, wöchentlich sogar bis zu sechsmal.
Dass der Service der Bahn und der Johanniter nur bis 19 Uhr angeboten werden kann ist für Marianne Ferber nicht zufriedenstellend. "Um ein selbstbestimmtes Leben zu führen, will man nicht zu einer bestimmten Zeit reisen, sondern rund um die Uhr mit dem Zug fahren können", sagt die Rollstuhlfahrerin. Dagegen kann auch der Vertreter der Deutschen Bundesbahn Station & Service AG Bernhard Christ beim Ortstermin am Donauwörther Bahnhof nichts argumentieren und gesteht ein, dass zu Zeit leider nichts anders übrigbliebe, als die Reise rechtzeitig anzukündigen.
Dass dieser Zustand nicht länger tragbar ist, findet auch der Kreisverband Donau-Ries des Sozialverbandes VdK. Der Verband mit seinem Kreisvorsitzenden Leo Nagel hat deshalb Vertreter der Bahn und der Politik zu einem Ortstermin und einem Informationsaustausch über den aktuellen Sachstand rund um den Donauwörther Bahnhof eingeladen. Neben dem stellvertretenden Landrat Reinhold Bittner (CSU) waren auch MdL Wolfgang Fackler (CSU), MdL Eva Lettenbauer (Grüne), Oberbürgermeister Armin Neudert (CSU) und Stadtrat Peter Moll (SPD) anwesend.
Baubeginn im Frühjahr 2020
Willi Jörg von der Deutschen Bahn machte im Anschluss des Ortstermins deutlich, dass im März oder April mit dem barrierefreien Ausbau des Bahnhofs in Donauwörth begonnen werden soll. Demnach wird eine neue Unterführung für Fußgänger unter den Gleisen gebaut, die Bahnsteige erneuert und neue Sitzgelegenheiten, Anzeigetafeln, Uhren und Dächer errichtet. Weil bei rollendem Bahnverkehr saniert wird, ist auch mit Einschränkungen für Reisende zu rechnen. Auf der westlichen Seite der Fußgängerunterführung werden jeweils vor den Treppen zu den Bahnsteigen Aufzüge mit Glaselementen errichtet - Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwägen oder Reisende mit viel Gepäck sollen so ohne Hilfe zu den Zügen gelangen.
Toiletten-Container ist "kritischer Punkt"
Nicht in den Ausbau eingeplant ist die Bahnhofshalle und der Vorplatz. Auch die öffentlichen Toiletten am Bahnhof werden von der Deutschen Bahn nicht in Angriff genommen. Sanitären Anlagen könne die Bahn nur an großen Bahnhöfen stellen. Derzeit hat die Stadt eine Container-WC-Anlage aufgestellt, die Stadt allerdings das Parkhaus am Bahnhof erweitern und hier öffentliche WC-Anlagen schaffen. Momentan scheitert das Projekt aber an Stommasten der Bahn, die im Weg stehen – sie einfach an anderer Stelle zu errichten ist kostspielig. Bis dahin könne man sich aber vorstellen einen zweiten barrierefreien Container aufzustellen, für Rollstuhlfahrer ist die jetzige Anlage nämlich nicht zugänglich, so Neudert.