Im Rahmen der gemeinsamen Aktionswoche der IG Metall und dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) fand am heutigen Freitagvormittag auf dem Betriebsgelände von Airbus Helicopters Donauwörth eine Kundgebung statt, zu der mehrere Tausend Mitarbeiter*innen gekommen waren, um gemeinsam ihrem Unmut Kund zu tun und um erste konkrete Forderungen gegenüber des Bundespolitik zu formulieren. Ausschlaggebend hierfür war vor allem der neuerliche Ankauf von außereuropäischem militärischem Fluggerät aus den USA, eine Tatsache, die - so zumindest die einhellige Meinung der Airbus-Vertreter*innen - unmittelbare negative Auswirkungen auf die langfristige Zukunft des Unternehmens und der gesamten Fluggeräteindustrie haben könne.
Airbus-CEO Stefan Thomé formuliert klare Forderungen
Auch Stefan Thomé, CEO Airbus Helicopters Deutschland, war vor Ort, um über die aktuelle Lage zu sprechen und sich für die Belange des Standorts Donauwörth einzusetzen. "Sicherheit braucht eine funktionierende, starke Industrie. Es braucht eine Industrie, die in der Lage ist, die Bundeswehr und ihre europäischen Verbündeten mit den notwendigen Mitteln zu versorgen. Dazu wiederum braucht es eine Politik, die Bedingungen schafft, um der Industrie das zu ermöglichen." Was der Airbus-Geschäftsführer damit meint und auch konkret fordert:
- eine in Europa oder mindestens mit Frankreich abgestimmte Exportpolitik
- den Tiger solange im Einsatz halten, bis die Nachfolge einsatzbereit ist
- Beteiligung an ausländischen Beschaffungen durch Wartung und Weiterentwicklung Schwerer Transporthubschrauber
- Bekenntnis und Planungssicherheit für das Modell NH90
- Unterstützung bei der militärischen Forschung und Entwicklung
Armellini: "Bundesregierung komm endlich in die Pötte"
Besonders schwer wiegt für Airbus Helicopters dabei das Thema Exportpolitik. Demnach sei es aktuell wohl üblich, dass man zeitweise Monate, teilweise sogar mehr als ein Jahr auf die Bearbeitung von Anträgen zur Genehmigung des Exports von Hubschrauber bzw. Hubschrauberteilen warte. Nachbarstaaten kommen dabei laut Airbus-Vertretern zu schnelleren und anderen Ergebnissen. Entscheidendes Stichwort sei hierbei die Begrifflichkeit "dual-use". Damit gemeint sind Komponenten in Hubschraubern, die in der Theorie sowohl im zivilen als auch militärischen Bereich eingesetzt werden können und einer genaueren und längeren Überprüfung bedürfen.
Wie wichtig die Forderungen von Airbus Helicopters auch für die Gewerkschaft IG Metall sind, zeigte sich in den Ausführungen von IG Metall-Geschäftsführer Roberto Armellini. Er sprach das aus, was sich wohl viele Airbus-Mitarbeitende ob der aktuellen Situation wünschen. "Bundesregierung komm endlich in die Pötte und bewegt etwas!" Dafür wurde er mit viel Applaus und Trillerpfeifen-Lärm bedacht. Seine klare Forderung: "Wir können nur dann unabhängig sein, wenn wir vorwiegend europäische Produkte kaufen und natürlich auch hier produzieren."
Mit dem Ziel einer voll einsatzfähigen Armee hatte der Bundestag im vergangenen Juni mit großer Mehrheit für die Einrichtung eines Bundeswehr-Sondervermögens und die dafür nötige Grundgesetzänderung gestimmt. Mit zusätzlichen 100 Milliarden Euro sollen Ausrüstungsdefizite bei der Truppe behoben werden. Davon könnte in Zukunft auch Airbus Helicopters profitieren. Auf Nachfrage bestätigt Thomé allerdings, dass es hierzu bislang noch keine entsprechenden Aufträge der Bundesregierung gäbe.