8. Januar 2024, 08:33
Agentur für Arbeit

So hat sich der Arbeitsmarkt 2023 entwickelt

Bild: DRA
Richard Paul, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Donauwörth berichtet zur Entwicklung des Arbeitsmarktes im Jahr 2023:

„Erfreulich ist, dass die Zahl der sozialversiche-rungspflichtig Beschäftigten nochmals um gut 420 zum Vorjahresstichtag anstieg. Dies und die bundesweit niedrigste Arbeitslosenquote im Jahresverlauf im Gesamtagenturbezirk zeigen, dass der Arbeitsmarkt in unserer Region recht stabil ist.

Dennoch ist die sich eintrübende Konjunktur auch auf dem Arbeitsmarkt im Landkreis Donau-Ries zu spüren. Im Jahresdurchschnitt waren 1.792 Menschen ohne Arbeit, das sind 248 oder 16,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote beträgt 2,2 Prozent, im Vorjahr lag sie bei 1,9 Prozent.

Insbesondere die Auswirkungen des Ukraine-Krieges zeichnen sich weiterhin ab. So sind fast 70 Prozent des Zuwachses an Arbeitslosen auf Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft zu-rückzuführen, darunter auch die Geflüchteten aus der Ukraine, die zunehmend aus Deutsch- oder Integrationskursen auf den Arbeitsmarkt kommen. Um diese Personengruppe zu unterstützen, werden aktuell im Rahmen des Integrationsturbos für Geflüchtete, den Bundesarbeitsminister Hu-bertus Heil verkündet hat, erhöhte Vermittlungs- und Beratungsaktivitäten in den Arbeitsagenturen und Jobcentern gestartet. Mit dem Integrationsturbo wird die zweite Phase bei der Integration von Geflüchteten (alle Geflüchteten, insbesondere Ukrainer:innen) eingeläutet, d.h. nachdem in der ersten Phase die Erweiterung der Sprachkenntnisse im Vordergrund stand, wird jetzt verstärkt in Arbeit vermittelt. Zusätzlich zu den Vermittlungsbemühungen können die Arbeitsagenturen und Jobcenter auch hier unterstützend Qualifizierungen oder berufsbezogene Sprachkurse fördern.

Ganz wichtig: Wir benötigen dazu natürlich auch die Mithilfe der Unternehmen, die geflüchtete Menschen einstellen, die nicht unbedingt von Beginn an perfekt die deutsche Sprache sprechen. In Zeiten des Fachkräftemangels wird Mut hier belohnt.

Die Stellenmeldungen der Arbeitgeber waren im Vergleich zum Vorjahr rückläufig, dennoch werden weiterhin Arbeits- und Fachkräfte dringend gesucht. Aufgrund der demographischen Entwicklung und steigender Qualifikationsanforderungen infolge des Strukturwandels müssen weiterhin alle Möglichkeiten genutzt werden, Geringqualifizierte für Weiterbildungen zu gewinnen, deren Kennt-nisse an die Erfordernisse anzupassen und sie bestenfalls zu einem anerkannten Berufsabschluss zu führen.“

Arbeitslosigkeit steigt sowohl in der Grundsicherung als auch in der beitragsfinanzierten Arbeitslosenversicherung

Beim Jobcenter Donau-Ries waren 967 Menschen arbeitslos gemeldet, das entspricht 54 Prozent aller Arbeitslosen im Landkreis. Hier stieg die Arbeitslosigkeit um 200 Personen. Dagegen ist im Bereich der beitragsfinanzierten Arbeitslosenversicherung nur ein vergleichsweise geringer An-stieg von 48 auf insgesamt 825 Arbeitslose verzeichnen.

Im Bereich des Jobcenters spielen die Zugänge von ukrainischen Arbeitslosen eine große Rolle. Während bei der Arbeitsagentur die Zahl arbeitslos gemeldeter Ausländer nur um 6,1 Prozent zu-nahm, stieg sie beim Jobcenter um 43,1 Prozent an.

Deutlich weniger Ausgaben beim Kurzarbeitergeld, aber mehr beim Arbeitslosengeld

Die Agentur für Arbeit Donauwörth zahlte im gesamten Agenturbezirk im Jahr 2023 insgesamt 89,3 Millionen Euro an beitragsfinanziertem Arbeitslosengeld I inklusive Sozialversicherungsbeiträgen aus. Das sind 9,5 Prozent mehr als in Jahr 2022, in dem die Ausgaben bei 81,6 Millionen Euro lagen.

Das Kurzarbeitergeld war auch im Jahr 2023 ein wichtiger Faktor zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Beschäftigung, allerdings in einem deutlich geringeren Umfang wie in den Corona-Jahren. Die Ausgaben für konjunkturelles Kurzarbeitergeld betrugen hierfür 8,5 Millionen Euro. Das sind 60 Prozent weniger als im Jahr 2022, damals waren es 21,2 Millionen Euro. Gestiegen sind die Aus-gaben für Saison-Kurzarbeitergeld um 23,6 Prozent auf insgesamt 3,4 Millionen Euro. Im Jahr 2022 waren es 2,7 Millionen Euro.

Viel Bewegung auf dem Arbeitsmarkt; Bestand schlägt sich vierfach im Jahr um

Der Arbeitsmarkt ist ständig in Bewegung. Im Verlauf des Jahres meldeten sich 7.107 Menschen arbeitslos, davon kamen 2.791 aus einer Beschäftigung und 1.774 aus einer Aus- oder Weiterbil-dung. Im Gegenzug konnten sich 6.756 Personen aus der Arbeitslosigkeit abmelden, davon nah-men 2.235 eine Erwerbstätigkeit auf und 1.806 begannen eine Aus- oder Weiterbildung. Der Be-stand an Arbeitslosen schlägt sich damit ca. viermal im Jahr um. Das bringt in unserer Region in der Regel nur eine kurze Dauer der Arbeitslosigkeit mit sich.

Arbeitskräftenachfrage rückläufig

Die Stellenmeldungen der Betriebe sind im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Im gesamten Jahresverlauf wurden 3.019 Arbeitsstellen zur Besetzung gemeldet, 188 oder 5,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Im Stellenpool der Arbeitsagentur waren im Jahr 2023 durch-schnittlich 1.671 offene Stellen gemeldet. Das sind 103 oder 5,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der dennoch hohe Bestand an offenen Arbeitsangeboten zeigt den Bedarf der Wirtschaft und vorhandene Passungsprobleme.

Zu all den aktuellen krisenbedingten Schwierigkeiten in der Wirtschaft sind Digitalisierung und Strukturwandel weiterhin in vollem Gange und damit auch die Herausforderungen des Fachkräfte-mangels. Rund 80 Prozent der Arbeitsangebote sind für Fachkräfte oder eine höhere Qualifikation. Dieser Fachkräftebedarf ist aber aus dem Potential der arbeitslos gemeldeten Menschen nicht zu decken, da fast die Hälfte aller Arbeitslosen keine derartige Qualifikation aufweist.

„Eine große Herausforderung wird auch in 2024 darin bestehen, die Unternehmen mit allen Kräften zu unterstützen, ihren Personalbedarf zu decken. Zur Sicherung des Fachkräftebedarfes haben wir sehr gute Möglichkeiten, sowohl die Firmen und deren Beschäftigte, als auch Arbeitslose zu unterstützen. Zum Beispiel können Beschäftigte, die keinen formellen Berufsabschluss haben, mit Zuschüssen der Arbeitsagentur vom Helfer zum Facharbeiter qualifiziert werden. Unsere Spezia-listen im Arbeitgeber-Service beraten gerne in allen Fragen der Weiterbildung von Beschäftigten“ rät der Donauwörther Agenturleiter.

Neue Rekordwerte sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung (SvB)

Die Zahl der Beschäftigten erreichte im Jahr 2023 einen neuen Höchststand. Nach den aktuellsten Daten vom Juni 2023 standen zu diesem Zeitpunkt 65.093 Menschen in einem sozialversiche-rungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Die Beschäftigung stieg im Vergleich zum Vorjahr um 426 bzw. 0,7 Prozent.

Nach Branchen gab es absolut betrachtet die stärkste Zunahme in der Metall- und Elektroindustrie sowie Stahlindustrie, einem Teilbereich des Verarbeitenden Gewerbes (plus 327 oder 2,0 Prozent); am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung in der Arbeitnehmerüberlassung (minus 138 oder 5,3 Prozent).

Der Arbeitsmarkt im Dezember 2023

Zum Jahresende stieg die Arbeitslosigkeit leicht an. Im Landkreis Donau-Ries sind aktuell 1.940 Menschen arbeitslos gemeldet, 78 mehr als vor einem Monat. Die Arbeitslosenquote stieg gegen-über November um 0,1 Prozentpunkte auf 2,4 Prozent.

„Im Vergleich zum Vorjahr ist die Arbeitslosigkeit deutlich um 18,4 Prozent gestiegen. Über 62 Prozent (189 von 301 Personen) des Anstiegs der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich ist auf Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zurückzuführen. Diese zählen mit einer Arbeits-losenquote von 8,6 Prozent zu den besonders betroffenen Personengruppen“, so der Chef der Arbeitsagentur.

Der Bestand an offenen Arbeitsstellen liegt derzeit bei 1.662. Im Dezember wurden dem Arbeitge-ber-Service 190 neue Stellen gemeldet. (pm)