Krise

SPN baut 40 Stellen ab

Bild: SPN Schwaben Präzision
Nun haben die Folgen der Pandemie „Covid-19“ auch das Nördlinger Traditionsunternehmen SPN Schwaben Präzision erfasst.
Aufgrund der kurz- und langfristen Auswirkungen der Krise muss SPN drastisch Personalkosten einsparen. Aus diesem Grund hat die SPN zusammen mit der IG Metall einen Haustarifvertrag vereinbart, der die Wettbewerbsfähigkeit der SPN nachhaltig sichert.

Bereits ab dem dritten Quartal 2019 haben konjunkturbedingte Auftragsrückgänge vor allem in der Automotive- und Textilindustrie das insgesamt erfolgreiche Geschäftsjahr 2019 eingetrübt: Die Folge davon war, dass die SPN Schwaben Präzision bereits im Januar 2020 in den meisten Arbeitssektoren Kurzarbeit anmelden musste. Entsprechend frühzeitig hat das Unternehmen bereits in der Planung für das Geschäftsjahr 2020 die anvisierten Umsätze korrigiert. Nach sechs aufeinanderfolgenden Jahren, in denen der Nördlinger Antriebsspezialist z. T. deutliche Umsatzsteigerungen erzielen und sich so schrittweise aus der anfangs der 2010er Jahren noch heiklen Wirtschaftslage befreien konnte, war eine solche Atempause, so schien es, schon aus Konsolidierungsgründen hinnehmbar.
Mitten in diese Phase hinein platzte nun die Covid-19-Pandemie und löste damit eine globale Wirtschaftskrise aus. Ein „Augen-zu-und-durch“ ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen aus Sicht der SPN nicht möglich. So hatte die seit 2012 amtierende Geschäftsführung die Gewinnmargen vor allem in den Ausbau der branchenspezifischen Technologie, in die gesamten Prozesse und in den Hauptstandort selbst reinvestiert, um so beste Voraussetzungen für eine mittel- bis langfristig kontinuierliche Weiterentwicklung des Unternehmens zu schaffen. Nach wie vor, kommen, mit belastender Nebenwirkung, aus jahrzehntealten Altverträgen resultierende Pensionsrückstellungen im erheblichen Umfang hinzu. Diese konnten zwar – zu Ende 2014 geschlossen – durch Ergänzungen in den bestehenden Tarifverträgen abgefedert und die dadurch entstandenen Mehrbelastungen für die SPN-Mitarbeiter im Jubiläumsjahr teilweise finanziell wieder ausgeglichen werden. 

SPN und IG Metall vereinbaren Haustarifvertrag 

Trotz der unternehmerischen Erfolge könne man jetzt zu Beginn der wirtschaftlichen Krise nicht länger warten, spürbare Einsparungen umzusetzen, so Rainer Hertle, Technischer Geschäftsführer. Würde jetzt nicht gehandelt, so Georg Jaumann, Kaufmännischer Geschäftsführer, würden die Ampeln möglicherweise noch im laufenden Jahr auf Rot umschalten: „Wir würden damit sehenden Auges das Risiko eingehen, demnächst zahlungsunfähig zu werden, und durch eine mögliche Insolvenz als Folge den Fortbestand des gesamten Unternehmens und damit eben sämtliche Arbeitsplätze gefährden.“ Um dieses Szenario zu verhindern, konnte mit den Tarifparteien neue Rahmenbedingen in einem SPN-Haustarifvertrag verhandelt werden. Diese umfassen einerseits eine befristete unentgeltliche Erhöhung der Arbeitszeit. Weiter wurden bisher fixe Einmalzahlungen auf knapp die Hälfte reduziert, dafür aber um eine gewinnabhängige variable Komponente ergänzt. Dies macht die SPN krisenfester und sichert trotzdem gleichzeitig den Mitarbeitern einen Anteil am Unternehmenserfolg zu. Außerdem wurden dauerhaft Flexibilisierungen und Vereinfachungen der tariflichen Rahmenbedingungen vereinbart. Für das besondere Krisenjahr 2020 wurde für die Einmalzahlungen ein pauschaler, reduzierter Fixbetrag vereinbart. So können die Mitarbeiter trotz Krise ihre bestehenden Altersvorsorgeverträge bedienen – auf der anderen Seite wird dem Unternehmen SPN ein finanzieller Spielraum zur Kompensation der wirtschaftlichen Einbußen gegeben. Zum großen Bedauern aller Beteiligter müssen bis Mitte 2021 ca. 40 Stellen abgebaut werden. Knapp die Hälfte davon wird über das Nichtbesetzen von natürlicher Fluktuation und auslaufenden Befristungen erreicht. Die andere Hälfte muss durch betriebsbedingten Stellenabbau und die aktive Unterstützung des Unternehmens für einen Transfer zu anderen regionalen Unternehmen stattfinden. 

"Das Beste für das Unternehmen"

Rainer Hertle zu den Ergebnissen: „Der SPN-Haustarifvertrag hilft nachhaltig möglichst viele attraktive Arbeitsplätze für die Zukunft bei der SPN zu erhalten. Ich bin sehr froh, dass alle beteiligten Parteien eine zukunftsfähige Lösung im besten Sinne für die SPN gefunden haben und ihre Verantwortung für die SPN-Mitarbeiter wahrgenommen haben.“
Karl Eichberger von der IG Metall Augsburg: „In der jetzigen Situation war man darauf bedacht eine Lösung am Verhandlungstisch zu suchen. So war es auch die Bitte der IG Metall-Mitglieder der SPN.“
Die gute Nachricht: „Wir haben in den vergangenen Monaten mehrere Duzend neue Kundenprojekte akquiriert, die aber erst in den kommenden beiden Jahren in Serie gehen werden. Dafür müssen wir jetzt zunächst einmal in Vorleistung gehen“, so Hertle 
So viel aber, so Jaumann, sei jetzt schon klar: „Es gibt ein Leben und Arbeiten während der Krise, und es wird auch wieder ein Leben und Arbeiten nach der Krise geben. So oder so heißt es bei uns: Wir blicken dem Sturm ins Auge und versuchen in jeder Lage, das Beste für die Zukunft unseres Unternehmens zu tun.“