Schwierige Zeiten sind nichts Neues für Genossenschaften, sind sie doch oft als „Kinder der Not“ gegründet worden. Im Jahr 2020 war nach mehreren geplanten Anläufen klar, dass eine große Versammlung mit Vertretern, Mitarbeitern und Ehrengästen nicht durchgeführt werden darf.
Außerdem hatte die Bankenaufsicht alle Banken aufgefordert, bis Oktober keine Dividenden auszuzahlen. Vorstand und Aufsichtsrat der Raiffeisen-Volksbank Ries wollten den Vertretern jedoch unbedingt eine Dividende vorschlagen. Auch das war ein Grund, warum die Vertreterversammlung nicht zur Jahresmitte stattgefunden hatte. Die Raiffeisen-Volksbank Ries machte also aus der Not eine Tugend und lud ihre Vertreter im November zur ersten digitalen Vertreterversammlung ein.
Die Begrüßung per Videobotschaft durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Markus Glück, der Bericht des Vorstands ebenfalls per Videobotschaft durch den Vorstandsvorsitzenden Paul Ritter, die Entlastung von Aufsichtsrat und Vorstand sowie die Entscheidung über die Gewinnverwendung – das alles wurde für die 178 Vertreter (jeder repräsentiert 150 Mitglieder der Bank) auf einem Online-Portal vorbereitet und zur Verfügung gestellt. Sieben Tage hatten die Vertreter aus dem gesamten Geschäftsgebiet von Amerdingen bis Auhausen und Wallerstein bis Alerheim Zeit, sich die Beschlussvorlagen genau anzusehen und online oder telefonisch Fragen dazu zu stellen. „Diese Chance haben die Vertreter genutzt“, berichtet Vorstandsvorsitzender Paul Ritter. Sowohl inhaltlich, als auch organisatorisch konnten die Projekt-Verantwortlichen weiterhelfen. In einer zweiten Phase wurde über die einzelnen Tagesordnungspunkte abgestimmt. Zwei Drittel der gewählten Vertreter beteiligte sich an der Online-Beschlussfassung.
So waren sich die Vertreter einig, dass aus dem Jahresüberschuss eine Dividende in Höhe von 4 Prozent an die über 22.000 Mitglieder ausgezahlt wird. Einstimmig erfolgte die Entlastung des Vorstandes und des Aufsichtsrates, die Karlheinz Meyer, Vertreter aus Auhausen, beantragte. Zur Wiederwahl hatten sich drei Mitglieder des Aufsichtsrates gestellt: Siegfried Doppelbauer, Simone Ohnhäuser-Kunzmann und Peter Schiele. Ihnen allen sprachen die Vertreter das Vertrauen aus.
Die Vertreter beschlossen ebenso eine Satzungsänderung, die unter anderem auch die schriftliche oder digitale Durchführung von Vertreterversammlungen ermöglicht, ungeachtet von Pandemien. „Wir präferieren grundsätzlich Präsenzveranstaltungen und halten dies nach wie vor für das ideale Forum", erläuterte Vorstand Bernhard Ströbele. "Die Satzungsänderung dient dazu, auch in besonderen Zeiten handlungsfähig zu bleiben."
Aufsichtsratsvorsitzender Prof. Markus Glück war begeistert wie professionell die Veranstaltung ablief. Ebenso lobte er das große Beteiligung: „Eine hohe Wahlbeteiligung und Mitwirkung signalisiert Interesse an unserer Bank, unserer Arbeit und unseren Überlegungen zur Zukunft des Hauses. Das zeigt letztlich, wie lebendig Idee und Geschäftsmodell unserer Genossenschaftsbank sind!“
Vertreter, die zu Hause nicht die Möglichkeit hatten, an der digitalen Abstimmung teilzunehmen, nutzten technische Infrastruktur und Hilfe in Geschäftsstellen der Bank. So nahmen 115 Vertreter an den geheimen Abstimmungen teil. „Ehrlicher könnte ein Feedback kaum sein, als dies bei großer Beteiligung unserer ehrenamtlichen Vertreter erfolgt ist – gerade wenn man die für alle neuen Rahmenbedingungen berücksichtigt“, sagte Prof. Glück zufrieden. (pm)