„Umwälzungen wie diese, hat bisher kaum einer am eigenen Leib erfahren“, machte Paul W. Ritter bei der Eröffnung des 18. Wirtschaftstags der Raiffeisen-Volksbanken im Landkreis Donau-Ries in der Harburger Wörnitzhalle deutlich. Er forderte außerdem, dass man zurück zur sozialen Marktwirtschaft kommen müsse und nicht unter den irreführenden Sondervermögen Schulden machen solle. „Wir brauchen ein Ende, der immer weiter steigenden Bevormundung durch die Politik. Unternehmen müssen atmen, investieren und wachsen können. Wir als Raiffeisenbanken vor Ort unterstützen Sie dabei, so wie unser Gründer Wilhelm Raiffeisen,“ schloss Ritter seine Begrüßung.
Landrat Stefan Rößle bedankte sich nicht nur für die Einladung, sondern auch für die Durchführung des Wirtschaftstages. „Diese Veranstaltung ist wichtig für die Unternehmen im Landkreis- Sie können hier nicht nur Impulse mitnehmen, sondern auch Kontakte knüpfen.“ Rößle verkündete auch die neusten Ergebnisse der Prognos-Studie: „Der Landkreis Donau-Ries gehört seit 20 Jahren zu den drei Top-Aufsteiger-Regionen in Deutschland.“ Harburgs Bürgermeister Christoph Schmidt begrüßte anschließend als Hausherr die Besucher im Herzen des Landkreis. „In Zeiten von Krisen geht es uns allen ähnlich. Die Arbeit ist nicht einfach, man bekommt nicht nur Applaus. Aber manche Maßnahmen sind notwendig und wir werden auch diese Krisen meistern.“
Zieht euch warm an, es wird heiß
„Die Blickrichtung auf das Wetter hat sich verändert“, begann Sven Plöger seinen Vortrag. Der bekannte Wettermoderater war als Redner zu Gast in Harbrug. „Früher wünschten sich die Menschen Sonne, heute fragen sie mich, wann es wieder regnet. Der Klimawandel ist in den Köpfen der Menschen angekommen", so Plöger. Der Wettermoderator forderte dazu auf, dass eine Transformation stattfinden müsse. „Wir neigen dazu, uns die Welt schön zu reden. Das ist gefährlich. Was auf der Welt passiert, ist Physik. Diese Realität muss man erkennen und damit umgehen.“ Er blickte zurück in die 90er Jahre. „Damals hat uns die Wissenschaft diese Entwicklung vorhergesagt. Und heute ist es so“, macht er deutlich. „Damit muss man festhalten. Die Klimaforschung hat gut funktioniert und die Beweise geliefert.“
Auch die aktuelle weltpolitische Situation fand Einzug in seinen Vortrag. „Wenn wir zurückblicken, dann haben wir uns die Beziehungen zu Russland schön geredet. Das kann nicht die Basis unserers Handelns sein. Für mich sind Gas und Atomenergie auch nicht nachhaltig. Dazu reicht Physik, 7. Jahrgangsstufe.“
Für die Katastrophe im Ahrtal macht Sven Plöger ebenfalls den Klimawandel verantwortlich. „Durch die Wassertemperatur der Ostsee, 26 Grad, war sehr viel Wasserdampf in der Atmosphäre. Diese haben sich dann über der Ahr abgeregnet. Mit dem Klimawandel wird die Wahrscheinlichkeit dieser Ereignisse um 1,2 bis 9,0-mal Wahrscheinlicher. Das bedeutet 20-900 Prozent wahrscheinlicher.“ Zusammenfassend machte der Meteorologe deutlich: „Wir müssen die Zukunft enkelfähig machen. Denn dieser Planet braucht nicht uns, wir brauchen ihn!“
Wie gehen wir mit Krisen um?
Markus Gürne ist Leiter der ARD-Finanzredaktion und referierte über Europas neue Rolle in einer veränderten Welt. „Wir haben den Marktanteil in den letzten Jahren auf fast 10 Prozent gesteigert. Nicht, weil wir Börsenfernsehn machen. Wir machen Wirtschaftsfernsehen. Besonders stark wachsen wir in der Gruppe der 14- bis 29-jährigen. Die wollen lernen und verstehen, wie die Welt funktioniert.“ Gürne macht aber auch deutlich, dass alles einen Preis habe. „Friede, Freiheit, Wohlstand kosten etwas. Das wissen wir seit dem 24. Februar. Darum ist es wichtig, dass wir Abhängigkeiten reduzieren.“ Weiter kritisierte er, die überbordende Bürokratie und dass das Land der Dichter und Denker langsam und schwerfällig geworden sei.
Der Wirtschaftsjournalist erklärte seine Zukunftsvision: „Lassen sie uns aus der Transformation ein Geschäftsmodell machen. Ökonomie bedingt Ökologie. Dann bringt Ökologie Rendite. So können wir diese Innovationen verkaufen, unseren Wohlstand und die Welt erhalten.“ Er kritisierte aber auch das Verhalten von Europa: „Der Kontinent hat die größte Kaufkraft. Diese Stärke muss Europa nutzen und seine Vorstellungen einbringen. Denn auch China, Indien und Brasilien müssen ihre Produkte in Europa verkaufen.“
Gürne stellte fest: „Wir haben in Deutschland alles, was wir brauchen, um in Zukunft erfolgreich zu sein. Es gibt nämlich nur eine Notwendigkeit. Das ist Geld. Am Ende müssen wir genau das aber auch wollen. Europa muss seine Interessen definieren, dafür einstehen und einen Preis bezahlen.“
Lob vom Kreisverband
Zum Schluss bedankte sich der Vorsitzende des Kreisverbands Paul W. Ritter bei beiden Referenten und lobte die sehr guten Vorträge. Beide erhielten als Dankeschön eine Erinnerung an den Landkreis in kulinarischer Form und waren anschließend gefragte Gesprächspartner. Ritter forderte in seinem Schlusswort die Besucherinnen und Besucher auf, sich den Herausforderungen zu stellen, getreu dem Motto: Morgen kann kommen.