Secondhand

SinnSalabim: Wo Waren und Menschen eine zweite Chance bekommen

Sandra Mayr, Projektleitung im SinnSalabim, und Mitarbeiter Andreas Uhl mitten im Secondhandkaufhaus. Bild: Diana Hahn
Seit Oktober 2019 gibt es das SinnSalabim in der Zirgesheimer Straße in Donauwörth. Vom anfänglichen Sozialkaufhaus hat sich das Geschäft mittlerweile zum Secondhandkaufhaus gewandelt, dass nun eine breitere Zielgruppe ansprechen möchte.

Sandra Mayr ist seit Juli Projekteiterin des SinnSalabim. Beim Träger des Kaufhauses, der Stiftung Sankt Johannes, ist sie bereits seit zwei Jahren beschäftigt. Dass die junge Frau für das Projekt brennt, merkt man sofort. "Ich liebe meinen Job und ich mag Baustellen!", erklärt Sandra Mayr, die zusammen mit den beiden Koordinatorinnen Katharina Roßkopf und Ulrike Leinfelder sowie einem Team aus festangestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen für das Secondhandkaufhaus in der Zirgesheimerstraße 15, zuständig ist. Auch das SinnSalabim war eine Art Baustelle, als Mayr dann die Projektleitung übernahm. "Die Strukturen waren nicht optimal, durch Corona musste das Kaufhaus insgesamt fast 10 Monate geschlossen bleiben und zudem lief im Herbst 2021 dann auch die Kooperation mit der Caritas aus. Aber ich hatte Bock das in Angriff zu nehmen", erklärt Sandra Mayr.

Seitdem wurde das Konzept angepasst und Zielgruppen neu definiert. Denn vom Image des Sozialkaufhauses hat man sich verabschiedet. "Früher haben uns Leute angerufen und gefragt, ob sie überhaupt bei uns einkaufen dürfen", schmunzelt Mayr und stellt klar: "Im SinnSalabim ist jeder willkommen." 

Mehr Struktur, mehr Klarheit, mehr System

Zunächst wurden die Strukturen im Kaufhaus angepasst. "Während man früher nur an einem Tag Spenden abgeben konnte, kann man jetzt jeden Tag zu den Öffnungszeiten Sachen vorbeibringen. Hier sind wir allerdings deutlich strenger geworden. Wir nehmen nur noch Ware der Saison entsprechend an und überprüfen die Qualität auch deutlich strenger. Früher haben wir auch schon mal komplette Kartons angenommen. Später hat sich dann auch schon mal herausgestellt, dass sich unter der oben liegenden Kleidung auch mal Dinge verbargen, die man gar nicht mehr gebrauchen konnte. Durch unsere strengeren Kontrollen und strikteren Regeln, müssen wir insgesamt weniger Dinge aussortieren und entsorgen", erklärt Sandra Mayr. 

Kleidung, Geschirr, Möbel oder auch Spielsachen landen dann kurz nach der Annahme auch schon im Verkauf. "Wir haben keinen Platz für Lagerhaltung im SinnSalabim. Klar kann es sein, dass so viel abgegeben wird, dass wir mit dem Auszeichnen der Ware nicht mehr hinterherkommen, dann können wir schon mal etwas für kurze Zeit zwischenlagern, aber eine generelle Lagerhaltung gibt es nicht. Deshalb wird Kleidung auch nur nach Saison angenommen. Wintersachen nehmen wir zum Beispiel nur von September bis Mitte Dezember an, da sind wir dann auch streng", sagt Sandra Mayr. 

Auch von Haushaltsauflösungen habe man sich verabschiedet. "Im Gegensatz zu früher nehmen wir keine kompletten Hausstände mehr an, sondern nur noch Waren in haushaltsüblichen Mengen", so Mayr. Seit man strenger vorgehe, habe sich der anfallende Müll auf ein Viertel reduziert. Und auch die Mitarbeiter besser zu schulen, sei ein Teil des neuen Konzeptes, erklärt Sandra Mayr. 

Keine Elektrogeräte oder Helme

Was sich im SinnSalabim ebenfalls verändert hat: Die Liste der Dinge, die kategorisch von der Annahme ausgenommen sind, ist länger geworden. Wir nehmen weder Elektrogeräte, noch Helme oder Spiele ohne Gebrauchsanleitung an. Das hat mit der Haftung zu tun. Da wir gewerblicher Wiederverkäufer sind, müssten wir zum Beispiel für Elektrogeräte 24 Monate Gewährleistung übernehmen. Das können wir nicht. Und auch bei Helmen können wir nicht prüfen, ob diese noch sicher sind, oder nicht. Deshalb haben wir diese Waren aus dem Sortiment genommen", erklärt Sandra Mayr. 

Breite Zielgruppe, breites Sortiment

Die Menschen die das SinnSalabim ansprechen möchte sind dabei ganz unterschiedlich. Und doch wollen sie alle auch dasselbe: Gut erhaltene Ware zum kleinen Preis. "Die verschiedenen Zielgruppen, die wir für das neue Konzept definiert haben, sind zum Beispiel Familien mit und ohne Migrationshintergrund, die viele Kinder hat und günstig einkaufen muss. Aber auch Studenten, die sich ihre erste Wohnung günstig einrichten möchten, Menschen denen der Nachhaltigkeitsgedanke oder der soziale Aspekt sehr wichtig ist oder passionierte Flohmarktgänger, die auf einen unentdeckten Schatz hoffen, gehören dazu", erläutert Mayr. "Aber natürlich kommen auch Menschen zu uns, die einen Bezugsschein vom Landratsamt haben. Wir haben ein breites Sortiment für eine breite Zielgruppe", ergänzt sagt Sandra Mayr.

Breit ist das Sortiment wirklich. Möbel, Dekoartikel, Bücher, Schuhe, Geschirr, CDs, DVDs, Schallplatten, Heimtextilien und natürlich Kleidung für die ganze Familie, finden sich auf zwei Etagen und insgesamt 600 Quadratmetern. Sogar Golfschläger oder Brautkleider gibt es dann schon mal im Kaufhaus zu entdecken. "Brautkleider bekommen wir auch immer wieder mal. Wenn die nicht verkauft werden, geben wir diese an eine Einrichtung in Schrobenhausen weiter. Dort werden aus den Kleidern dann Decken für Sternenkinder genäht", erzählt Sandra Mayr. Damit Waren nicht im Laden bleiben, hat man sich auch hier ein Konzept überlegt. "Wir zeichnen jeden Monat in einer anderen Farbe aus. So können wir dann immer wieder ganz einfach aussortieren, weil wir ja durch die Farbe wissen, wie lange die Ware schon hier ist", erklärt Mayr. Kein Artikel bleibt übrigens länger als drei Monate im Sortiment des SinnSalabim.

Zweite Chance für Dinge und vor allem Menschen

Das Motto des SinnSalabim lautete von Anfang an: Dingen eine zweite Chance geben. Als soziale Einrichtung gibt die Stiftung Sankt Johannes aber vor allem auch Menschen eine zweite Chance. So auch Menschen, die auf dem 1. Arbeitsmarkt meist nicht mehr oder zumindest nicht so einfach unterkommen würden. "Durch unser Zuverdienstkonzept können wir Menschen mit einer psychischen Diagnose oder einer Suchterkrankung, eine Beschäftigung und vor allem Struktur geben. Bei uns dürfen diese Mitarbeiter in ihrem eigenen Tempo und mit individueller Betreuung arbeiten und können so ihre persönlichen Stärken einbringen", erklärt Mayr was dahinter steckt. "Man trifft hier auf Lebensgeschichten. Manchmal ist das brutal hart. Man kann aber auch etwas bewirken - und das ist schön", sagt Sandra Mayr abschließend.

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