In Gedanken

Erinnerung an Nördlinger Häftlinge im KZ Dachau

Jährlicher Gedenktag an ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau. Bild: Dachauer Forum e.V.
Jahr für Jahr erinnert man am 22. März in der KZ-Gedenkstätte Dachau mit biographischen Gedenkblättern an ehemalige Häftlinge. Jetzt wurden die Lebensgeschichten der Nördlinger Juden Eugen Bühler und Heinz Pappenheimer vorgestellt.

Das Ziel dieser Aktion am Tag der Errichtung des Konzentrationslagers ist es, den Opfern Gestalt zu geben und ihre Leben sichtbar zu machen. Einer stetig wachsenden Sammlung von ehrenamtlich erstellten Gedenkblättern wurden jetzt zwei weitere hinzugefügt: Andrea Kugler, Leiterin des Stadtmuseums Nördlingen, und Werner Dombacher, Familienforscher aus Aalen, stellten in der Evangelischen Versöhnungskirche in festlichem Rahmen die Lebensgeschichten der Nördlinger Juden Eugen Bühler und Heinz Pappenheimer vor. Die beiden Kaufleute wurden nach der Reichspogromnacht 1938 als sogenannte Schutzjuden willkürlich verhaftet und nach Dachau gebracht. Die Familienväter erhielten Prügel und mussten wie viele andere stundenlang in der Kälte Appell stehen. Der mittlerweile verstorbene Eugen Bühler erzählte seiner Tochter Suse von Folter und Erniedrigung, wie er Salzheringe zu essen, aber nichts zu trinken bekam.

Nachfahren stellen Fotos und Erinnerungen zur Verfügung

Nach ihrer Freilassung aus dem KZ Dachau flohen beide Männer mit ihren Familien aus Deutschland. Eugen Bühler emigrierte über England in die USA, Heinz Pappenheimer nach Israel. Ihre Nachfahren stellten für die Gedächtnisblätter Fotos und Erinnerungen zur Verfügung. Demnach trugen beide Männer schwer am erlittenen Unrecht und am Verlust der Heimat. Eugen Bühlers Tochter Suse Broyde ist die letzte in Nördlingen geborene Jüdin. Sie lebt und forscht heute noch hochbetagt als Biochemikerin in New York. Heinz Pappenheimers Enkel Dani Mire arbeitet als Fremdenführer in Israel und hält Kontakt zu Aalen, wo sein Großvater lange Jahre ein Textilgeschäft führte. (dra)