Was kann man noch über Gerd Müller sagen, das nicht schon bekannt ist? Der am 3. November 1945 geborene Gerhard Müller ist das Idol einer ganzen Generation von Fußballfans, mit 365 Toren in 427 Bundesligaspielen ist er noch immer der erfolgreichste Torschütze der Bundesligageschichte und einer der besten Stürmer aller Zeiten. Seine Tore machten den FC Bayern München zu dem, was er heute ist. Die beispiellose Karriere Gerd Müllers nahm in seiner Geburtsstadt Nördlingen ihren Anfang. Ebenso sehr wie an seine Tore erinnert man sich hier an den Menschen Gerd Müller, der nun am 15. August 2021 verstorben ist.
Zutiefst berührt und erschüttert sei man von der Nachricht seines Todes gewesen, so Oberbürgermeister David Wittner am Freitag im Stadtsaal Klösterle. „Er, der auf dem Fußballplatz so stark, nahezu unbezwingbar war, wurde von seiner Krankheit besiegt.“ Müller litt an Alzheimer und verbrachte die letzten Jahre in einem Pflegeheim.
Die Stadt Nördlingen sei gerade in den letzten Tagen immer wieder als seine Heimatstadt in den Fokus gerückt, „sein weltweiter Bekanntheitsgrad färbte auch ein wenig auf unsere Stadt ab“, so Wittner. Mit Gerd Müller habe Nördlingen einen großen Sohn verloren.
Erinnerungen an „Hadde“
Wittner erinnerte an Müllers Kindheit und Jugend, zunächst im Elternhaus am Stänglesbrunnen 6, wo er als junger Bub schon gerne Fußball spielte, ab 1957 in der Bergerstraße 4. Mit zwölf Jahren begann Müller seine Karriere in der Jugendmannschaft des TSV 1861 Nördlingen. „Zeitgenossen erinnern sich, dass er meist irgendetwas vor sich ‚herkickte‘, einen Ballersatz wie z.B. Steine oder leere Dosen, wenn er als Bub in der Stadt unterwegs war“, so Wittner. Ohne Fußball konnte der Gerd oder „Hadde“, wie er in Ableitung seines Vornamens Gerhard auch gerufen wurde, eben einfach nicht.
Ein guter Schüler war er nach eigener Aussage nicht, Fleiß und Aufmerksamkeit wurden ihm aber in seinen Zeugnissen bescheinigt. Nach der Schule begann er 1960 eine Lehre als Weber. Währenddessen durchlief er höchst erfolgreich die Jugendmannschaften des TSV, erzielte als 17-Jähriger in einer einzigen Saison 180 Tore. 1964 stand dann der damalige Zweitligist FC Bayern München vor der Tür – der Rest ist Geschichte. Mit den Bayern holte der später als „Bomber der Nation“ bezeichnete Gerd Müller u.a. viermal die Deutsche Meisterschaft, dreimal den Europapokal der Landesmeister (Vorläufer der Champions League) und einmal den Weltpokal. Gigantische Erfolge feierte er ebenso im Trikot der Nationalmannschaft: Europameister 1972, Weltmeister 1974 – Müller traf in beiden Finalspielen.
Besuche in der Heimat waren selten, aber denkwürdig
Gerne erinnert man sich in Nördlingen an Müllers Rückkehren in die Heimat. Denn trotz seines Weltruhms hatte er nie die Bodenhaftung verloren, „fühlte er sich seiner Heimatstadt und seinen dortigen Freunden aus Jugendtagen verbunden“, so Wittner. Nach dem Triumph im WM-Finale 1974 bekam Müller die Goldene Bürgermedaille überreicht, kam zum Presseball der Rieser Nachrichten 1983 zusammen mit Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, zur Umbenennung des Stadions im Rieser Sportpark in „Gerd-Müller-Stadion“ 2008 und zum 150-jährigen Vereinsjubiläum des TSV Nördlingen 2011. Die Begegnungen mit ihm sind vielen in Nördlingen und Umgebung in bleibender, bester Erinnerung. Gerd Müllers Freund aus Jugendtagen, Helmut Wurm, brachte es im späteren Verlauf der Trauerfeier auf den Punkt: „Du warst ein ganz besonderer Mensch.“
„Wir werden Gerd Müller stets ein ehrendes Gedenken bewahren. Er bleibt auch in Zukunft einer von uns, ein Nördlinger“, so der Oberbürgermeister. „In unseren Herzen lebst du weiter.“
Auch der Verein dankt von Herzen
Im weiteren Verlauf der Trauerfeier, die von einem – mit pandemiebedingtem Abstand – vollbesetzten Stadtsaal sowie per Übertragung im Foyer und vor dem Hotel Klösterle von vielen Gästen verfolgt wurde, sprach auch Helmut Beyschlag als 1. Vorsitzender des TSV Nördlingen ein paar Worte. „Gerd Müller ist und bleibt für lange Zeit, wohl für immer, der größte Sportler, den der TSV jemals hervorgebracht hat“, so Beyschlag. Seine Strahlkraft habe dem Verein große Anerkennung beschert. Der Vorstand erinnert an Müllers sehr erfolgreiche Jugendzeit mit dem TSV. Der Wechsel zum FCB habe damals zwiespältige Gefühle hinterlassen: Einerseits habe man es bedauert, andererseits aber auch immer mit „Hadde“ mitgefiebert und seine Erfolge gefeiert. „Wir sind stolz, als Verein ein kleiner Abschnitt seiner Weltkarriere gewesen zu sein“, sagte Helmut Beyschlag.