Am 31. Dezember erhielt der Landkreis Donau-Ries eine Lieferung des BionTech-Impfstoffes aus dem Zentrallager in Augsburg. Aufgrund des Feiertags und des anschließenden Wochenendes, konnten die Impfdosen - einhundert mehr als eigentlich erwartet - erst am 4. Januar verimpft werden. In den Impfzentren standen allerdings nicht genügend Kapazitäten zur Verfügung. Um die Gefahr zu vermeiden, den Impfstoff am 5. Januar entsorgen zu müssen, entschieden sich die Verantwortlichen aus logistischen Gründen dazu, die Mitarbeiter der gKU-Klinik in Donauwörth zu impfen. Wie Landrat Stefan Rößle erst jetzt in einem Zeitungsinterview einräumte, erhielten auch er und seine Stellvertreterin Claudia Marb eine Dosis des Impfstoffes.
"Rückblickend hätte ich mich gegen die Impfung entscheiden sollen", gibt Landrat Rößle in einem Telefoninterview mit unserer Redaktion zu. "Wir hatten an diesem Tag große Teile der Belegschaft im Donauwörther Krankenhaus geimpft. Um keinen Impfstoff wegwerfen zu müssen, wurden auch Mitarbeiter aus der Verwaltung und geimpft, die in der Priorität weiter unten standen. Gegen 17 Uhr erhielten wir dann den Anruf, dass noch zwei Dosen des Impfstoffes übrig wären und wir wurden gefragt, ob wir geimpft werden wollen", so der Landrat.
Keine Impfdosis verschwenden
Für den Landrat sei klar gewesen, dass es nicht passieren dürfte, den Impfstoff wegzuwerfen. "Deshalb habe ich mich auch bereit erklärt, den Impfstoff zu nehmen. Heute denke ich aber anders darüber, da es einen schlechten Eindruck hinterlässt." Damals sei für ihn entscheidend gewesen, dass er zwar nicht zur Gruppe der zuerst zu impfenden gehört, er aber dennoch in einem großen Kontaktfeld stehe. So ist er immer wieder im Impfzentrum vor Ort, und ist als Verwaltungsrat im gKU tätig. Heute weiß Rößle, dass er mit diesen Funktionen zwar bei der Impfung priorisiert werden soll, aber erst in der Gruppe zwei oder drei. "Damals war das noch nicht so klar. Ich habe damals nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Heute sehe ich das anders und würde mich vielleicht anders entscheiden", schildert er seine Gedanken. "Ich wollte niemandem etwas wegnehmen, sondern verhindern, dass es weggeworfen wird“, so Rößle obwohl am gleichen Tag bekannt wurde, dass in den Impfzentren in Donauwörth und Nördlingen Termine abgesagt bzw. verschoben werden mussten, weil keine neuen Impfstofflieferungen in Aussicht waren. Fraglich bleibt auch, warum nicht anstelle von Claudia Marb und Stefan Rößle zwei andere Personen gefunden werden konnten, die weiter oben in der Priorisierungsliste stehen.