Am Montagabend gegen 18 Uhr bestätigte das Landratsamt Donau-Ries: Das Trinkwasser im Stadtgebiet Donauwörth ist mit Keimen belastet und muss abgekocht werden. Unsere Redaktion erreichte allerdings schon mittags die erste Nachricht einer Leserin. "Angeblich soll man das Leitungswasser nicht mehr benutzen", so die Mitteilerin. Auch am Nachmittag wandten sich erneut Leser an unserer Redaktion. Seit wann war die Verunreinigung des Trinkwassers bekannt?
Coliforme Bakterien im Trinkwasser über dem Grenzwert
Wie die Stadt Donauwörth erklärt, wurden am 4. Februar routinemäßig Wasserproben im Stadtgebiet genommen. Die Probestellen waren in Nordheim, am Hochbehälter in der Parkstadt und am Donauwörther Krankenhaus. Die Wasserversorgung der Stadtwerke Donauwörth hätten am gestrigen Montagvormittag Kenntnis von den Laborwerten bekommen. Die Ergebnisse: An der Donau-Ries-Klinik waren die Trübungswerte leicht erhöht, an den beiden anderen Probestellen lagen sie unter dem Grenzwert. Der Nachweis coliformer Bakterien lag an der Donau-Ries-Klinik signifikant über dem Grenzwert, in Nordheim geringfügig.
"Das Probenergebnis ging zeitlich auch an das Landratsamt als übergeordnete Gesundheitsbehörde", erläutert die Stadt Donauwörth den regulären Ablauf in so einem Fall. Das Gesundheitsamt überwacht als Abteilung des Landratsamtes unter anderem die Einhaltung der Hygiene im Bereich der Trinkwasserversorgung.
Eine offizielle Information für Presse und Öffentlichkeit, dass es Probleme mit dem Trinkwasser gibt, gab es dann vom Landratsamt am frühen Abend. Am Nachmittag ordnete das Gesundheitsamt eine Abkochanordnung an - die Stadtwerke Donauwörth wurden von der Behörde gegen 16:15 Uhr darüber in Kenntnis gesetzt. Die Stadt Donauwörth informierte "sensible Infrastruktur-Einrichtungen" wie Kindertagesstätten, Schulen und Alten- und Pflegeheime, sowie die Bevölkerung über ihre Homepage informiert.
Klinik schafft Chlorungsanlage an und stellt Mineralwasser bereit
Jürgen Busse, Vorstandsvorsitzender des gKU, bestätigte auf Nachfrage unserer Redaktion, dass das Gesundheitsamt die Klinik bereits gegen 10:30 Uhr informiert habe, dass das Leitungswasser mit Keimen belastet sei - gerade am Krankenhaus lagen die Messwerte ja besonders weit über dem Grenzwert.
"Wir haben zum Selbstschutz Mineralwasser in Flaschen bereit gestellt und eine Chlorungsanlage bestellt, die im Laufe des heutigen Dienstags in Betrieb geht", so der Klinikvorstand weiter. Man habe sich auch an die Stadt Donauwörth gewandt. "Bis heute Morgen hat sich weder die Stadt Donauwörth, noch das Wasserwerk bei uns gemeldet", erklärt Busse weiter. Das gKU habe nun eigene Proben genommen und diese an ein externes Labor geschickt, um die Wasserqualität zu überprüfen.
Auch die Stadt hat selbst im gesamten Stadtgebiet Nachproben genommen - an insgesamt neun Stellen, einschließlich am Krankenhaus. Die Ergebnisse werden am Donnerstag erwartet. Über die Maßnahmen bis dahin und darüber hinaus entscheidet weiterhin das Gesundheitsamt.
Woher kommt das Donauwörther Trinkwasser?
Das Leitungswasser kommt in Donauwörth mit Ausnahme von Wörnitzstein und Schäfstall von den Wasserwerken Donauwörth. Das Wasser wird durch zwei Brunnen im Gewinnungsgebiet Röthelfeld gewonnen und anschließend über das eigene Leitungsnetz verteilt.
Trinkwasser ist meist untersuchtes Lebensmittel
Die AGROLab-Gruppe ist eines der größten Labore in Deutschland, die mit einer Tochterfirma das Leitungswasser in Donauwörth prüft. "Das Labor muss nicht nur akkreditiert sein, sondern auch die Probenehmer müssen entsprechend geschult werden. Damit soll verhindert werden, dass die Proben verunreinigt werden, da Leitungswasser das am meisten geprüfte Lebensmittel in Deutschland ist", so eine Sprecherin des Unternehmens. "Die Feststellung von choliformen Keimen ist ein Zeichen dafür, dass eine Verunreinigung vorliegt und Maßnahmen ergriffen werden," heißt es weiter.
Die letzte veröffentlichte Trinkwasseranalyse ist vom 1. Oktober 2019. Damals wurden keinerlei Beanstandungen festgestellt. Die Analyse kann online bei der Stadt Donauwörth eingesehen werden.