Weltgästeführertag

Ein Blick hinter die Kulissen der einstigen Reichsstädte

Kirchturm Daniel. Bild: Florian Trykowski
Kostenfreies Programm an drei Wochenenden im Februar: Nördlingen, Rothenburg ob der Tauber und Dinkelsbühl blicken auf „Sagen, Geschichten und Anekdoten“.

Dinkelsbühl, Nördlingen, Rothenburg ob der Tauber - drei einstige Reichsstädte im Westen Bayerns, die genug Stoff liefern für drei Wochenenden mit „Sagen, Geschichten und Anekdoten“: Unter diesem Motto steht in diesem Jahr der Weltgästeführertag, der an drei Wochenenden (11.2./12.2.; 18.2./19.2. und 25.2./26.2.) die Möglichkeiten bietet, bei kostenfreien Sonderführungen in die Geschichte der Städte einzutauchen.

Dinkelsbühl: Stadtbaukunst und Zeitreise

Den Auftakt macht Dinkelsbühl am 11.2. und 12.2. Am Samstag, 11. Februar beginnt der Reigen der Führungen mit einer historischen Stadtführung um 11 Uhr. Der Rundgang beinhaltet die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt und macht die Teilnehmer mit der wechselvollen Geschichte der ehemaligen Reichsstadt bekannt und bietet einen interessanten Einblick in das Leben im Leben im Mittelalter. Treffpunkt ist die Tourist Information.

Weiter geht es mit der Führung „Faszination Dinkelsbühl – Reise in eine bewegte Vergangenheit“ um 14 Uhr. Warum ist Dinkelsbühl wie es ist? Eine Antwort auf die Frage gibt es bei der Führung durch das Museum im Haus der Geschichte – von Krieg und Frieden im Alten Rathaus. Treffpunkt ist die Tourist Information.

Die Themenführung „Hexen, Hexer Teufelsbanner“ führt die Teilnehmer zuerst in die Dokumentation zur Hexenverfolgung im Alten Rathaus. Hier werden die Hintergründe der damaligen Massenhysterie erläutert und führt auch weiter zu den Orten der Gerichtsbarkeit in der Reichsstadt. Um 19 Uhr startet ab Münster St. Georg eine Fackelwanderung rund um den Grüngürtel in Dinkelsbühl.

Den Abschluss bildet um 21 Uhr der nächtliche Rundgang mit dem Nachtwächter. Treffpunkt ist am Weinmarkt vor dem Haupteingang vom Münster St. Georg.

Am Sonntag findet um 11 Uhr wieder die allgemeine Führung durch die historische Altstadt statt. Treffpunkt ist die Tourist Information am Altrathausplatz. Um 14 Uhr findet ein Filmvortrag im Haus der Geschichte über die Stadtbaukunst im Mittelalter am Beispiel von Dinkelsbühl statt. Hier wird der Film „Dinkelsbühl – Stadtbaukunst
im Mittelalter“ von Dieter Wieland gezeigt.

Um 15:30 Uhr startet dann die Führung „Sagen und Geschichten“. Die Teilnehmer begleiten einen Stadtsoldaten oder eine Marketenderin beim Gang durch die Altstadt und erfahren so Geschichten über Dinkelsbühl, die nicht in den Büchern und Reiseführern zu lesen sind. Treffpunkt ist die Tourist Information.

Rothenburg ob der Tauber: Geheime Pfade und Bürgermeister Toppler

Weiter geht es in Rothenburg ob der Tauber: Am 18.2. und 19.2. stehen folgende Themen im Fokus: Zum Einstieg am Samstag (18.2.) liefern Helga Grund und Ruth Pianka mit „Ach, wos‘d ned seggst!“ Geschichten von kleinen und großen Persönlichkeiten aus der Stadtgeschichte Rothenburgs. Treffpunkt ist um 14 Uhr in der Gaststätte Ratsstube am Marktplatz. Ab 16 Uhr rühren Elena Kandert und Andrea Weinhardt in ihren Rollen als Handwerkerwitwe Walburga in der Gerüchteküche aus vergangenen Tagen: In „Wie es damals war: Legenden, Sagen und G‘schichten aus Rothenburg“ geht es um listige Bäcker, rachsüchtige Störche, einen Sackpfeifer und viele mehr. Treffpunkt ist der Marktplatzbrunnen.

Am nächsten Tag läutet kein geringerer als der frühere Bürgermeister Heinrich Toppler den Sonntag, 19.2., ab 11 Uhr
(Treffpunkt: Gasthof Greifen: Obere Schmiedgasse) thematisch ein. Elke Wedel und Andreas Mendl sind auf seinen Spuren unterwegs. Über den Feldherrn, Bauherrn, Bürgermeistern und Diplomaten gibt es viele Geschichten. Kein Wunder: Prägte er doch die Geschicke der Reichsstadt in einer ihrer besten Zeiten. Doch was lässt sich vom Schaffen Topplers belegen? Was ist vielleicht etwas beschönigt oder gar von Rivalen negativ verzerrt worden?

Nach dieser spannenden Spurensuche folgt Pfarrer Dr. Oliver Gußmann ab 13:30 Uhr in der Kirche St. Jakob „Geschichten und Legenden von heiligen Männern und Frauen“. „Was so nicht in der Bibel steht“ dichteten sich die Gläubigen einst nämlich bei den Heiligen dazu: Im Jahr 1263 hat der Dominikanerbischof Jacobus de Voragine diese Ergänzungen in einem Märchenbuch gesammelt, das die „Goldene Legende“ hieß. Und aus diesem zitiert Dr. Gußmann beim Gang durch die Stadtkirche: Weshalb stehen so viele Männer um das Bett der Heiligen Maria? Und wieso trägt der
Heilige Johannes einen Kelch mit einer scheußlichen Giftschlange spazieren?

Wem nach so vielen Fragen das Gefühl für die Zeit abhandengekommen ist, der liegt auf einer Wellenlänge mit dem
„verspäteten Franziskaner-Mönch“ Pietro. In diese Rolle schlüpft Pfarrer Peter Noack am Sonntag ab 14:30 Uhr vor der Franziskanerkirche und berichtet über die Legenden, die sich um den Gründer Ordens der Franziskaner Francesco d‘Assisi (also Franz von Assisi) ranken.

Auf eine sehr reale Spurensuche nehmen Antonia Nakamura und Karin Bierstedt die Besucher nach dieser fantastischen Geschichte um die Franziskaner mit: Ab 15:30 Uhr legen sie vor dem Gasthaus Glocke am Plönlein zum Thema Kreuzwege los: Etwa von der Mitte des 15. Jahrhunderts an begannen hauptsächlich die Franziskanermönche, Nachbildungen des Leidensweges Jesu, sogenannte Kreuzwege, anzulegen. Sie wählten dazu meist Berghänge in landschaftlich möglichst schöner Lage aus, errichteten am Weg 14 Stationen als Andachtsstellen und am Ende des Weges - möglichst an seinem höchsten Punkt - wurde eine Golgathagruppe mit den drei Kreuzen aufgebaut. Der Rothenburger Kreuzweg ist leider im Laufe der Zeit einfach verfallen, ohne jähen Eingriff der Naturgewalten oder menschlicher Hände.

Nördlingen: Hexen und Anekdoten

In Nördlingen steht am 25.2. und 26.2. folgendes Programm auf dem Plan: Am Samstag (25.2.) beginnt um 11 Uhr an der Rathaustreppe der unterhaltsame Rundgang „So G’sell so!“: Dr. Rainer Merz erzählt von wahren Geschichten und Anekdoten aus der reichen Vergangenheit Nördlingens: vom Türmer des Kirchturms Daniel, vom misslungenen Plan des Grafen Hans von Oettingen oder auch vom Anger der Loder.

Ein ganz anderes, spannendes aber auch düsteres Kapitel der Nördlinger Stadtgeschichte erwartet die Besucher am
Sonntagvormittag um 11 Uhr. Dem Hexenwahn fielen in Nördlingen 34 Frauen und ein Mann zum Opfer. Die Führung „Auf den Spuren der Hexenverfolgung“ mit Sonja Fall beginnt an der Rathaustreppe und führt zu den verschiedenen Schauplätzen der Hexenprozesse. Dabei wird unter anderem auch das Martyrium der Maria Holl angesprochen, die trotz massiver Folter standhaft blieb und die peinlichen Verhöre überlebt hat.

Karin Bauer und Gerlinde Stöcker laden an beiden Tagen um 14 Uhr zu einem kurzweiligen Stadtspaziergang mit historischen Anekdoten, amüsanten Erzählungen und interessanten Geschehnissen in Nördlingen ein. Ab dem Rathaus beginnend, verbindet der Rundgang viele kleine Geschichten aus verschiedenen Jahrhunderten mit Bauwerken und Plätzen in der ehemals Freien Reichsstadt. Die beiden Gästeführerinnen streifen dabei die Tatsachen über einen dramatischen Brand, Verbrechen innerhalb der Stadtmauer und vieler weiterer mitreisender Ereignisse in Nördlingen. (pm)