Der Dorfverein Mönchsdeggingen, eigentlich bekannt für die Organisation von Kleinkunstveranstaltungen, naturkundliche und geologische Führungen, hat in der Vergangenheit aber auch schon zahlreiche Projekte in Sachen Heimatpflege und Naturschutz realisiert. Die Attraktivierung der Dorfmitte, das Projekt Kunstwald, die Schaffung einer Aussichtsplattform, die Konzipierung eines Geopark Rundwanderweges und vielen weiteren.
Vor drei Jahren kam in der Vorstandschaft schließlich die Idee auf, aus dem alten Trafoturm am südlichen Riesrand „irgendetwas Sinnvolles zu machen“, weshalb sich der Verein die Nutzung des alten Trafoturmes am Buchberg von der Gemeinde Mönchsdeggingen übertragen hat lassen.
Die Vorstandschaft kam schließlich überein, die Turmstation zu einem Artenschutzturm bzw. Tierhotel umzurüsten und so Lebensraum für Fledermäuse, Schwalben, heimische Singvögel und Insekten sowie viele andere Tierarten zu schaffen. Dieses Projekt ist nunmehr abgeschlossen und wurde vor kurzem seiner Bestimmung übergeben. Es handelt sich um den ersten Artenschutzturm dieser Art im Landkreis-Donau-Ries.
Im Frühjahr dieses Jahres startete der Dorfverein Mönchsdeggingen das Projekt „Artenschutzturm“. Die Organisatoren waren von Beginn an bestrebt, mit bescheidenem finanziellem Aufwand und vor allem viel ehrenamtlicher Arbeit sowie der Unterstützung durch die Untere Naturschutzbehörde dieses Projekt zu realisieren. Nachdem die Turmsubstanz grundsätzlich in Ordnung war, bedurfte es lediglich einiger baulicher Korrekturmaßnahmen. Um auf eine aufwändige Sanierung verzichten zu können, beschloss die Vorstandschaft, nur den Außenbereich des Turmes zu sanieren. Nachdem die Turm-Umgebung ausreichend Lebens- und Nahrungsraum für viele Tierarten bietet (Sträucher/Wald/Heidelandschaft), mussten auch hier nur geringfügige Änderungen vorgenommen werden.
Im März wurde schließlich mit den Arbeiten begonnen. Zunächst wurde die Turmumgebung entsprechend angepasst, dann folgte die Sanierung des Turmes. Neben Putzarbeiten war auch ein Neuanstrich des Turmes fällig. Im Mai konnten dann im Rahmen einer Gemeinschaftsaktion Nisthilfen (Schwalbennistkästen, Starennistkästen, Höhlenbrüterkästen und Halbhöhlennistkästen) sowie verschiedene Fledermausquartiere angebracht werden. Bei der Anbringung der Fledermausquartiere wurde der Dorfverein freundlicherweise fachkundig von der Arge Fledermausschutz Donau-Ries unterstützt.
Danach folgten die Abschlussarbeiten am Turm (Wand- und Sockelsanierung, Anstrich Türe und Geländer) und die Gestaltung der Turmumgebung. So wurden Steinflächen für Reptilien und ein Totholzhaufen angelegt, die Geländer-Absicherung „natürlich ergänzt“ und ein Insektenhotel eingebaut. Eine Infotafel, auf der die einzelnen „Quartiere“ beschrieben sind, rundet das Ganze ab.
Welche Bedeutung hat dieser Turm?
Nachdem in Folge der Sesshaftwerdung der Menschen viele Tierarten verbesserte Lebensbedingungen in den Siedlungen fanden, passten sie ihr Verhalten im Laufe der Jahrhunderte an die neuen Bedingungen an. Allerdings vernichten Hausumbauten, Dachsanierungen und Wärmedämm-Maßnahmen zur Energieeinsparung jedes Jahr zigtausende Nistplätze, Brutstätten und Tagesverstecke von Gebäude bewohnenden Tierarten. So werden diesen unbewusst oder bewusst ihre Lebensgrundlagen entzogen und damit zugleich ihre Existenz gefährdet. Durch die Schaffung dieses Artenschutzturmes wird diesen, inzwischen oft schon bedrohten Tierarten, ein neuer Lebensraum zu Verfügung gestellt. Vergleichen könnte man diesen Turm mit einem Hochhaus. In jeder Etage gibt es Wohnungen für einen oder mehrere Bewohner.
Wer soll in diesem Turm Heimat finden?
Der Artenschutzturm soll in den oberen Etagen viele bedrohte Tierarten, wie Fledermäuse, höhlen-, halbhöhlen- oder nischenbewohnende Vögel beherbergen. Das Insektenhotel bietet Unterschlupf für Wildbienen und anderen Insekten, wie beispielsweise Marienkäfer, Florfliegen oder Wespen.
Im Steingarten finden Amphibien und Reptilien einen neuen Lebensraum und Überwinterungsort. Eidechsen und Blindschleichen können an sonnigen Tagen beobachtet werden.
Warum die Fledermausquartiere? Gibt es in Mönchsdeggingen bereits Fledermäuse??
Zahlreiche Federmausarten sind in ihrem Bestand bedroht. Grund dafür ist unter anderem das Verschwinden geeigneter Fledermausquartiere. Die Ansprüche an das Quartier sind je nach Fledermausart und auch Witterung unterschiedlich. Durch das Aufhängen verschiedener Fledermauskästen an allen vier Seiten des Turmes wurde versucht, ein möglichst attraktives Quartierangebot für verschiedene Fledermausarten, wie z. B. Großer Abendsegler, Zwergfledermaus, Langohren u.a. zu schaffen. Auch das Innere des Turmes wurde daher durch die Schaffung von Einflugöffnungen als Quartier zugänglich gemacht. In Mönchsdeggingen halten sich bereits zwei Fledermausarten (Großes Mausohr und die Breitflügelfledermaus) – vorwiegend in den Kirchtürmen - auf.
Wurde die Maßnahme bezuschusst und wieviel ehrenamtliche Arbeit steckt in dem Projekt?
Die Untere Naturschutzbehörde hat das Projekt von Anfang an unterstützt. Der Dorfverein erhielt die Nistkästen als Dauerleihgabe; außerdem wurde die Maßnahme bezuschusst. Der Dorfverein selbst hat durch ca. 200 ehrenamtlich geleistete Stunden, bescheidene und doch passable Ausstattung, den anfangs kalkulierten Kostenrahmen deutlich unterschritten. Ein besonderer Dank gilt auch den ortsansässigen Firmen Roland Altendorfer und der Schreinerei Hermann, die gerne und mit Begeisterung unterstützt haben. (dra)