Bereits vor einigen Tagen stand für den Forstbetrieb Kaisheim ein besonderer Test auf dem Programm. In einem Waldgebiet zwischen Tagmersheim und Ammerfeld wurden auf einer Fläche von einem Hektar rund 250.000 Samenkörner für Weißtannen ausgebracht. Dabei handelte es sich um die erste Aussaat seit über 20 Jahren in der Zuständigkeit des Forstbetriebs Kaisheim. Zudem wurde für die Aussaat ein Pferd samt angehängtem Sägerät genutzt.
„Die Aussaat ist die natürlichere Art, neue Pflanzen einzubringen“, erklärte Forstbetriebsleiter Georg Dischner die Aktion. Im Gegensatz zur sonst angewandten Pflanzung „entwickelt der Same von Beginn an ein besseres Wurzelwachstum“. Bei Setzlingen aus der Baumschule kann es bei der Entnahme und Wiedereinpflanzung hingegen zu Wurzeldeformationen kommen, welche die Stabilität der Pflanze negativ beeinflussen können.
Testläufe mit verschiedenen Methoden
Insgesamt werden drei verschiedene Methoden im Forstbetriebsbereich getestet. Neben der Plätzesaat – dabei werden die Samen per Hand eingesetzt – und einem neuen technischen Verfahren mit einem Harvesterkopf kommt eben auch ein Pferd zum Einsatz. Dafür bekommt Kaltblüter Hanni eine Sämaschine angehängt, welche den Boden leicht aufreißt und direkt Samen hineinrieseln lässt.
„Das Pferd richtet so gut wie keinen Schaden an“, weist Georg Dischner auf den Vorteil dieser Variante gegenüber dem Maschineneinsatz hin. Zudem ist es weniger zeit- und kostenintensiv als die Aussaat durch Waldarbeiter. Daher würde Revierleiter Korbinian Fickert, in dessen Revier das Testgelände liegt, die Methode mit Pferd ebenfalls bevorzugen. Allerdings weist er auch auf ein Problem hin. „Es ist nicht damit getan, dass man es nur zweimal oder dreimal im Jahr macht. Das braucht viel Übung. Die Frage ist, ob wir so viel Übung bekommen, um es hinzukriegen.“
Die Hoffnung des Revierleiters liegt dabei auch auf den jungen Kollegen. Bei dem Test waren die aktuellen Auszubildenden des Forstbetriebs Kaisheim dabei, um sich mit der Methode vertraut zu machen. „Vielleicht findet sich einer, der das zu seinem Steckenpferd macht“, gestand Korbinian Fickert und fügte hinzu: „Das ist schon so ein Hintergedanke, dass ein Interessierter hier vielleicht Wissen sammeln und diese Erfahrung dann auch wieder auf die Fläche bringen kann.“
Wichtiger Schritt im Waldumbau
Ob die Methode erfolgreich sein kann, ist zumindest schon bald zu erkennen. „Das Saatgut ist sofort keimfähig. Nach zwei, drei Wochen können sich schon die ersten Triebe entwickeln“, hofft Georg Dischner auf einen Erfolg. „Wir gehen davon aus, dass auf der gesamten Fläche 5.000 bis 10.000 aufgehen“, von denen jedoch viele Keimlinge noch durch Wildverbiss und andere Umstände verloren gehen können. „Wenn wir aber zum Schluss 2.000 Pflanzen auf diesem Hektar bekommen würden, dann hat man in Sachen Waldumbau schon was gewonnen.“
Und der Waldumbau ist mit Blick auf den Klimawandel dringend notwendig. „Die Tanne hat eine bessere Klimaprognose als es beispielsweise die Fichte hat“, weiß Georg Dischner zu berichten. Das liegt an dem tieferen Wurzelwerk der Weißtanne, womit sie widerstandsfähiger gegenüber Wind ist und tiefere Bodenschichten erreicht, um an Wasser zu kommen.