Hochwasserschutz

Sorge um die Riedlinger Flur

Wollen die Interessengemeinschaft breit aufstellen: v.l.n.r. Georg Straß, Doris Schwarz, Ulrike Wagner und Hans Kessler. Bild: Mara Kutzner
In Donauwörth hat sich eine Interessengemeinschaft gegründet, welche ein Hochwasserrückhalteraum und gezielte Flutungen in der Nähe des Riedlinger Naherholungsgebiets verhindern möchte.

Der Rückhalteraum "Donauwörth" entlang der schwäbischen Donau soll in das Hochwasserschutzaktion 2020plus aufgenommen werden. Konkret geht es um eine gut 140 Hektar große Fläche zwischen der B16 und dem Lauf der Kessel in der Nähe des Riedlinger Naherholungsgebiets, in welches bereits bei mittleren Hochwasserereignissen gezielt Wasser eingeleitet wird, um das Schadensrisiko in anderen Gebieten zu reduzieren. Bislang gilt das Gebiet als nahezu hochwasserfrei. Als das Thema im Dezember 2018 auf den Tisch kam, rief es die betroffenen Grundstückseigentümer und Bewirtschafter auf den Plan. Um mehr Informationen zu erhalten setzten sich die Anlieger gemeinsam mit dem Bayerischen Bauernverband mit dem Wasserwirtschatsamt Donauwörth in Verbindung. Im Amt hat es zuletzt im Mai ein Gespräch gegeben, doch auch danach haben die Grundstücksbesitzer große Bedenken, wie sich der geplante Hochwasserrückhalteraum auf das überplante Gebiet mit den nahgelegenen Höfen und Häusern, dem Naherholungsgebiet, dem nahegelegenen Industriegebiet und auch auf die betroffenen landwirtschaftliche Flur auswirken wird.

Große Gefahr für die Landwirtschaft

Ulrike Wagner ist eine von den betroffenen Grundstücksbesitzern. Die Schäfstallerin ist Landwirtin, ihrer Familie gehören große Teile des geplanten Gebiets. Gemeinsam mit anderen Anliegern hat Wagner nun die Interessengemeinschaft (IG) "Rettet die Riedlinger Flur" ins Leben gerufen. Am Dienstagabend hat die IG zu einer Infoveranstaltung ins Riedlinger Schützenheim eingeladen, um auf das Thema aufmerksam zu machen und die Interessengemeinschaft auf noch breitere Füße zu stellen.

In einer detailreichen Präsentation erläuterte Ulrike Wagner, was sie und ihre Mitstreiter beim Wasserwirtschaftsamt und durch eigene Recherche in Erfahrung bringen konnten. Demnach sehen die Planungen des Rückhalteraums Donauwörth ein Deichbauwerk von 1,1 bzw. 1,4 Kilometer Länge vor, welcher einen Riegel zwischen B16 und dem derzeitigen Kesseldamm bilden soll. Dadurch entsteht ein Becken, welches Hochwasser der Donau aufnehmen soll. Die IG empfindet den Überschwemmungsraum allerdings als sehr ungünstig, da er sich in der Nähe von Wohnbebauung und der Ferienhaussiedlung am Riedlinger Baggersee befindet. "Was uns aber noch mehr bewegt, sind die Bodenverhältnisse", so Wagner. Die Landwirtin machte deutlich, dass das Planungsgebiet von Böden mit schwachen Humusauflagen und mächtigen Sand- und Kiesschichten geprägt sei. Wenn bei einem Hochwasser gezielt Wasser auf die geplanten Flächen geleitet werde, bedeute dies enorme Eingriffe auf die landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Folgen wären Vernässung, Bodenschädigungen bis hin zum völligen Ertragsausfall. Laut IG könne die Installation des Rückhaltebeckens in Riedlingen eine Existenzgefährdung für die dortigen landwirtschaftliche Betriebe bedeuten. 

Über 100 Unterstützer

Außerdem scheint der IG die technische Umsetzbarkeit des Projekts sehr fragwürdig. Denn wie der Rückhalteraum überhaupt für Hochwasser der Donau genutzt werden soll, da die Füllung laut Wasserwirtschaftsamt über einen Rückstau von Donauwasser in das Flussbett der Kessel aktiviert werden muss, scheint nicht realisierbar. Dazu müsste das Wasser dann nämlich zwei Kilometer flussaufwärts laufen. Die IG sieht außerdem die Wohnhäuser, die landwirtschaftlichen Gebäude, die Baggerseehäuschen und die Gewerbegebiete in dem Bereich in Gefahr. Neben der Landwirtschaft sei auch die Fischerei oder die Jagd in diesem Gebiet gefährdet. 

Knapp über 100 Menschen haben mit ihrer Unterschrift am Infoabend ihre Unterstützung zugesagt. Auch der Bayerische Bauernverband sowie die anwesenden Stadträte Manfred Hofer, Josef Reichensberger, Dr. Ralf Loitsch und die OB-Kandidaten Michael Bosse, Jürgen Sorrè, Jochim Fackler und Albert Riedelsheimer stehen hinter der Interessengemeinschaft. Mit breiter Unterstützung will die IG nun versuchen, erneut in Kontakt mit dem Wasserwirtschaftsamt zu treten, auch seien weitere Infoveranstaltungen geplant.