Seit der Gründung der Stiftung Sankt Johannes im Jahr 1860 durch den Orden der Barmherzigen Brüder kümmert sie sich um die Betreuung und Förderung von Menschen mit Behinderung. Die Einrichtung bietet sowohl Menschen mit psychischen, geistigen als auch körperlichen Behinderungen ein breites Spektrum an Wohnformen - von beschützend bis zu offen. Wir haben uns den Hauptsitz, rund um das Schloss in Schweinspoint,angeschaut und uns selbst ein Bild davon gemacht, was das Motto "Gemeinsam Leben gestalten" bedeutet.
In Schloss ist die Verwaltung der Stiftung Sankt Johannes untergebracht.
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Schweinspoint - Erreicht man Schweinspoint steht man eigentlich auch schon vor den Toren der Stiftung Sankt Johannes. Man bekommt beinahe den Eindruck, dass sich das Gelände der Stiftung über den ganzen Ort erstreckt, denn zur Stiftung gehören neben einem Erlebnisbauernhof - dem Johannes Hof - und diversen Werkstätten auch verschiedene Wohnhäuser. In den Wohnhäusern leben und wohnen die Klienten - so werden in der Stiftung Sankt Johannes die Bewohner genannt. Auch mehrere Gewächshäuser, das Diepoldzentrum, in dem sich unter anderem eine Metzgerei, eine Bäckerei, ein Supermarkt und ein Internetcafè befinden, eine Streuobstwiese und ein Sportplatz liegen auf dem Gelände der Stiftung. Mein erster Weg führt mich jedoch zum Schloss in Schweinspoint, denn dort befindet sich die Verwaltung und dort bin ich auch mit Sarah Herrmann der Öffentlichkeitsreferentin der Stiftung verabredet. Ich biege von der Hauptstraße ab. fahre durch den Torbogen und parke direkt vor dem Schloss auf einem kleinen Parkplatz. Am Empfang werde ich von Sarah Herrmann abgeholt und wir machen uns auf den Weg in ihr Büro. Dort werde ich zunächst etwas über die Geschichte der Stiftung Sankt Johannes erfahren.
Übersichtsplan Stiftung Sankt Johannes. (Grafik: Stiftung Sankt Johannes)
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Ein Gesetz wird außer Kraft gesetzt
Die Geschichte der Stiftung geht bis in das Jahr 1860 zurück, als der Orden der Barmherzigen Brüder, auf der Suche nach einem Haus für eine Einrichtung für unheilbar Kranke, das Schloss in Schweinspoint zum Preis von 11 Gulden erwarb. Dieser Kauf gelang jedoch nur durch eine List, da es Geistlichen - nach dem Amortisationsgesetz - untersagt war, Besitz zu erwerben. 1864 wurde deshalb das Gesetz für eine Stunde außer Kraft gesetzt, um den Kauf zu ermöglichen. Das war die Geburtsstunde der Stiftung Sankt Johannes.
Heute ist die Stiftung Sankt Johannes eine differenzierte Einrichtung zur Förderung und Betreuung von erwachsenen Menschen mit Behinderung, die sowohl Klienten mit geistigen, psychischen oder körperlichen Behinderungen ein breites Spektrum an Wohnformen anbietet, die teilweise sehr beschützt, teilweise auch sehr offen sind. Auch Arbeitsmöglichkeiten hält die Stiftung für ihre Klienten. Zudem gehören offene Beratungs- und Dienstleistungsangebote, ambulant betreute Wohnformen, eine Pflegeeinrichtung für Senioren und Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zum Angebot. Auch ein Bildungszentrum für soziale Berufe in Neuburg mit Fachschulen für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe, Altenpflege und der Ausbildungsstätte für katholische Dorfhelferinnen gehören zum Leistungsspektrum. Insgesamt findet man die Stiftung mittlerweile an sechs Standorten: In Marxheim, Rain am Lech, Donauwörth, Augsburg, Burgheim - Straß und Neuburg.
Die Wäscheri der Stiftung Sankt Johannes in Schweinspoint. (Bilder: Stiftung Sankt Johannes)
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Die, die alle beim Namen kennt
Nachdem mir Sarah Herrmann die Struktur der Stiftung Sankt Johannes nähergebracht hat, machen wir uns auf den Weg in die Werkstätten der Stiftung. Dort angekommen treffen wir auf Carola Wimmer vom Sozialpädagogischen Fachdienst. Sie ist hier für den Bereich der sozialpädagogischen Begleitung zuständig. Gemeinsam mit ihr machen wir uns auf den Weg durch die Werkstätten. In der ersten Werkstatt sind die Mitarbeiter emsig dabei Kabel zu verpacken: "Ein großer Kunde von uns ist zum Beispiel Hama", erklärt mir Carola Wimmer. Auch wenn hier Menschen mit Behinderung arbeiten, wird vom Auftraggeber penibel darauf geachtet, dass die Kabel genau so verpackt sind, wie es vorgeschrieben ist. Nach und nach besuchen wir so die Wäscherei, schauen uns in der Industriemontage an, wie Teile für die Firma Unsinn aus Holzheim gefertigt werden und machen auch einen Abstecher in die hauseigene Schreinerei, wo die Mitarbeiter gerade damit beschäftigt sind aufzuräumen. "Bei der Stiftung Sankt Johannes werden die Klienten nach ihren Fähigkeiten eingesetzt. Es kann dann auch durchaus passieren, dass einer der Klienten nach einer Weile in einen anderen Bereich wechselt, weil die Industriemontage vielleicht doch nicht das Richtige war", so Wimmer. Was auffällt ist, dass Carola Wimmer alle Mitarbeiter mit Namen kennt. Egal in welche Werkstatt wir kommen, sie hat immer sofort den richtigen Namen parat. Das sei, so Wimmer, nichts besonderes. Mich beeindruckt es trotzdem.
Auch eine Gärtnerei gehört zur Stiftung.
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Der geschützte Bereich mit offener Türe
Nach den Werkstätten machen wir uns auf den Weg zum geschützten Wohnbereich der Stiftung. Derzeit leben 36 Klienten in diesem Wohnhaus. Wir erreichen das Haus und betreten den geschlossenen Bereich durch eine offene Tür. Drinnen werden wir von Franz Grundmüller empfangen. Der gelernte Krankenpfleger, der Mitarbeiter in einer der Wohngruppen im Haus ist, erklärt mir dann auch warum die Tür zum geschützten Bereich offen steht: "Natürlich kann die Türe abgesperrt werden. Aber das passiert nur dann, wenn einer unserer Klienten in Gefahr ist." Warum die Bewohner im geschützten Bereich leben, hat ganz unterschiedliche Gründe. Manche leiden durch eine Stoffwechselstörung an einer Psychose oder haben ein Schädel-Hirn-Trauma, etwa als Folge eines Unfalls. Um in Zukunft noch mehr Klienten einen Wohnplatz im geschützten Bereich anbieten zu können, wird gerade kräftig umgebaut. Nachdem ich auch einen Blick auf die Baustelle geworfen habe, mache ich mich zusammen mit Sarah Herrmann auf den Rückweg zum Verwaltungsgebäude.
Über den Themenweg, auf dem auch Besucher herzlich willkommen sind, passieren wir das Haus am Hopfengarten, das Haus Brunnenhof und erreichen schließlich wieder den Parkplatz vor dem Schloss. Ich verabschiede mich von Sarah Herrmann und verlasse mit vielen neuen Eindrücken im Gepäck die Stiftung Sankt Johannes. Den Ort, wo gemeinsam Leben gestaltet wird.